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Ob ich erwartet habe sofort einzuschlafen, jetzt wo ich endlich wieder in meinem eigenen Bett schlafen kann?

Natürlich.

Ob es so gelaufen ist, wie ich es erwartet habe?

Natürlich nicht.

Seit Stunden liege ich hier nun schon herum und starre an meine Decke, während ich über alles nachdenke.

Es war ziemlich schwer für mich, Silas dazu zu bringen, hierherzuziehen und auch die anderen wollten es anfangs nicht, doch als sie gemerkt haben, dass ich mich dort nicht wohlgefühlt habe, haben sie im Endeffekt nachgegeben.

Fakt ist, dass ich jetzt, wo ich achtzehn bin, bei ihnen bleiben muss.

Als Silas jedoch vor einer Woche realisiert hat, dass ich wegen einer Person zurückmöchte, die für meine Zukunft sehr wichtig ist, konnte er sich nicht mehr dagegen wehren.

Durch meine Mutter bin ich irgendwie an Silas gebunden und das nervt mich tierisch.

Trotzdem weiß ich, dass Silas, genauso wie Micah, nur mein Bestes will.

Blaze hingegen war mehr als nur dagegen, doch dafür hat er seine privaten Gründe.

Fawn ist schon ganz aufgeregt, die Leute kennenzulernen, von denen ich ihr ab und zu mal erzählt habe, doch am meisten freut sie sich darauf, Isaac kennenzulernen.

Ich freue mich auch schon darauf, dass ich endlich wieder mehr Zeit mit ihm verbringen kann.

Wieder einmal halte ich mir die Hand vor den Mund und gähne, doch ich kann einfach nicht einschlafen.

Plötzlich kommt mir eine ziemlich blöde Idee, weshalb ich meine Decke von mir schiebe, aus dem Bett steige und mein Zimmer verlasse.

Leise schleiche ich wieder die Treppe hoch und versuche dabei keinen einzigen Ton zu machen, bis ich ein weiteres Mal vor seiner Tür stehen bleibe.

Dieses Mal wäre es unfassbar dumm, wenn ich klopfen würde, also lasse ich es sein und schiebe ganz leise seine Tür auf.

Da sein Bett direkt unter zwei riesigen Fenstern steht, strahlt der Mond direkt auf ihn herab und lässt ihn damit beinahe perfekt aussehen.

Ich zögere für einen Moment und überlege, ob ich das wirklich machen soll, doch dann gehe ich ins Zimmer, schließe die Tür hinter mir und schleiche auf das Bett zu.

Er trägt kein Oberteil, doch da die Decke nur halb über ihm liegt und es so aussieht, als hätte er einen unruhigen Schlaf gehabt, wird mir gezeigt, dass er eine schwarze Jogginghose trägt.

Ich war seit vier Wochen nicht ein einziges Mal mehr krank, doch vermissen tue ich es auch nicht.

Jetzt aber zu sehen, dass Derrick mit einer langen Hose schläft, während ich genau weiß, wie warm sein Körper ständig ist, lässt die Hitze in meinem gesamten Körper noch mehr ansteigen.

Das wäre pure Folter.

Kurz schüttel ich den Kopf hin und her, so als wolle ich mich aus meinen Gedanken befreien.

Als ich gerade nach der Decke greifen will, blicke ich ihm ins Gesicht und erkenne, dass er mich müde ansieht, weshalb ich sofort zusammenzucke.

"Du erschreckst dich, während du mitten in der Nacht in mein Zimmer schleichst, wie ein Freak?", fragt er mit einer rauchigen und noch tieferen Stimme, als die, die er sonst bereits hat.

Wäre da nicht diese blöde Anmerkung, würde mich diese Stimme total in den Bann ziehen, doch stattdessen greife ich das zweite Kissen, dass auf der freien Seite liegt und hole damit aus, nur um es ihm ins Gesicht zu hauen.

"Du musst netter zu deiner Luna sein, sonst wird sie vielleicht wieder krank", informiere ich ihn gelassen, doch als er mir das Kissen aus der Hand nimmt, sieht er mich mit erhobenen Brauen an.

"Was willst du hier, Makenzie?", fragt er dann.

Sofort sehe ich etwas bedrückt auf meine rechte Hand, in der ich immer noch den Zipfel seiner Decke halte.

"Ich kann nicht schlafen", gebe ich leise und ziemlich beschämt zu.

Wieso sollte ich auch ausgerechnet zu ihm kommen, wenn er mich vorhin noch total abgewiesen hat?

"Und dann kommst du zu mir?", fragt er, so als hätte er meine Gedanken gelesen.

"Stimmt. War eine blöde Idee. Ich gehe einfach wieder", sage ich und lasse die Decke los, ehe ich mich umdrehe, doch bevor ich einen Schritt gehen kann, wird mein Handgelenk schon gepackt.

Total irritiert sehe ich zu ihm und blicke ihm direkt in die blaugrauen Augen, die ich die gesamte Zeit so vermisst habe.

Er sagt nichts, doch sein Blick schreit förmlich um Entschuldigung.

Einige Sekunden sehen wir einander einfach stumm an und ich erkenne auch, dass er mir unbedingt etwas sagen will, doch er lässt es bleiben und sieht mich weiterhin nur an.

Als er dann den Griff um mein Handgelenk lockert, lässt er sich wieder zurück in sein Kissen fallen und lässt seine Hand langsam an meiner herab rutschen, bis er meine in seine nimmt.

"Leg dich einfach hin", sagt er dann und lässt gänzlich von meiner Hand ab, ehe er sich etwas auf die Seite und weg von mir dreht.

Er ist zurückhaltend, aber er will mir etwas sagen und das möchte ich nicht einfach so stehen lassen, also hüpfe ich ins Bett, setze mich hin und pikse ihm mit dem Zeigefinger in die Seite, was ihn sofort zusammenfahren lässt.

Ziemlich genervt dreht er den Kopf wieder in meine Richtung und sieht mich mahnend an, doch auch davon lasse ich mich in Zukunft nicht mehr abschrecken.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt