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"Du solltest duschen gehen und dich etwas entspannen."
Sofort reiße ich meine müden und schweren Augen auf.

Derrick kniet vor mir und blickt zu mir herunter, was mich sofort verwirrt den Kopf hin und her bewegen lässt.

War ich eingeschlafen?

"Wie spät ist es?", frage ich und löse meine vor der Brust verschränkten Arme voneinander, ehe ich mir mit beiden Händen durch das müde Gesicht fahre.

"Mitten in der Nacht. Es bringt nichts, wenn du hier im Sitzen schläfst und darauf wartest, dass einer der beiden aufwacht", sagt er leise, da womöglich bereits alle anderen ebenfalls schlafen.

Sofort blicke ich zu Silas und mein Herz beginnt zu rasen.

"Ich brauche Antworten", flüstere ich nachdenklich, doch warum ich das tat, weiß ich tatsächlich selber nicht.

Da ist dieses ständige Gefühl in meinem Nacken, dass mich denken lässt, ich würde beobachtet und belauscht werden und das gefällt mir überhaupt nicht.

"Die wirst du auch bekommen. Das war für alle ein langer Abend. Ich gebe dir ein paar von meinen Klamotten und dann legst du dich etwas schlafen. Du kannst nicht für die anderen da sein, wenn du dich selber vernachlässigst."
Auch wenn mich die neue Situation, in der er mich plötzlich umsorgt, vollkommen verwundert, hat er tatsächlich damit recht.

Ich muss für die anderen da sein, sie beschützen, mich um sie kümmern, also nicke ich nur stumm und sehe ihm dabei zu, wie er aufsteht und mir die Hand reicht.

Zögerlich nehme ich sie entgegen und lasse mich von ihm auf die Beine ziehen, da ich eben noch auf dem Boden gesessen und mit dem Rücken an der Wand gelehnt habe.

Zunächst blickt er mir mit seinen blaugrauen Augen in meine, was meine Haut sofort zum Kribbeln bringt, doch dann nickt er mit einer kaum merklichen Geste in Richtung Tür, die mir zu verstehen gibt, dass ich ihm folgen soll.

Dann geht er vor, lässt dabei aber nicht von meiner Hand ab, weshalb ich ihm einfach folge.

Aus der Tür heraus, geht er sofort nach links und den Flur entlang, der von vielen Türen gefüllt ist, doch keine dieser Türen sind geöffnet, weshalb ich keine Chance dazu habe, zu erfahren, was sich in den Räumen befindet.

Am Ende des Flures geht er dann nach rechts, wo lediglich eine Treppe steht, die nach oben führt.

Er läuft voran und ich laufe ihm sowohl körperlich als auch nerven technisch müde hinterher.

Schritt für Schritt und ohne ein einziges Wort von mir zu geben.

Oben angekommen sind bloß zwei Türen.

Irgendwie erinnert es mich an Zuhause, doch dieses Mal geht er nach links, öffnet diese Tür und betritt gemeinsam mit mir ein Schlafzimmer, das ganz klar sein Zimmer ist.

Wenn ich jetzt raten müsste, würde ich damit rechnen, dass sich hinter der anderen Tür ein Badezimmer befindet, doch das werde ich wahrscheinlich gleich herausfinden.

Gerade eben, geht er jedoch mit mir zusammen auf seinen Kleiderschrank zu, wo er mit der einen Hand die Tür öffnet und sofort damit beginnt, einige Klamotten herauszunehmen.

Ich bin ihm ziemlich dankbar dafür, dass er nicht von meiner Hand ablässt, da es mich gerade unfassbar beruhigt und geborgen fühlen lässt.

Ohne etwas zu sagen, schließt er den Schrank wieder und führt mich dann aus dem Raum, direkt auf den anderen zu.

Wie erwartet befindet sich hinter der zweiten Tür tatsächlich ein schönes Badezimmer, dass ganz in Grau gehalten wurde und dabei unfassbar schön aussieht.

Er legt die Klamotten auf die den Schrank neben dem Waschbecken und dreht sich dann zu mir um.

"Die Dusche", sagt er und zeigt auf die offene Dusche, die mit einem schlichten grauen Vorhang abgedeckt werden kann und dann zeigt er auf die Badewanne.

"Oder die Wanne?", sagt er nun eher fragend, doch ich nehme die einfache Variante.

"Dusche", gebe ich ihm deshalb zu verstehen, weshalb er sofort nickt.

"Ich warte vor der Tür, aber lass dir so viel Zeit, wie du brauchst", sagt er mit ruhiger und fürsorglicher Stimme.

Ständig vergesse ich, dass er spüren kann, was ich empfinde, also ist es für ihn alles andere als schwer, herauszufinden, dass ich gerade lieber nicht alleine sein möchte.

Zögerlich nicke ich nur, also lässt er seine Hand von meiner und geht an mir vorbei, weshalb ich mich eilig zu ihm drehe und dabei zusehe, wie er die Tür hinter sich zu zieht.

Ziemlich frustriert atme ich aus und fahre mir noch ein weiteres Mal mit beiden Händen durch das Gesicht, ehe ich mich meiner Kleidung entledige und in die Dusche steige.

Ich ziehe den Vorhang zu und sehe mich etwas hier drinnen um.

Es ist weder zu klein, noch zu groß und man kann sich perfekt bewegen.

Trotzdem zögere ich, als ich mit meiner linken Hand nach dem Strahlregler greife und die restlichen Blutflecken darauf entdecke, die entweder von Jasons oder aber von Natalia's Blut stammen.

Was hast du getan, Silas?

Mit dieser Frage in meinem Kopf, drehe ich den Regler auf und spüre sofort, wie das kühle Wasser auf meine Schultern prasselt, ehe es ganz langsam an Wärme gewinnt, bis es in einer entspannten Hitze, auf meinen Körper hinab rieselt.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt