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Seit einigen Tagen passieren total seltsame Dinge, die ich mir einfach nicht erklären kann.

Ich gehe frierend ins Bett und wache wohlig warm wieder auf, so als hätte ich die Nacht an einem unfassbar warmen Ort verbracht.

Außerdem fühle ich mich in letzter Zeit mehr als nur wohl hier und überhaupt nicht mehr so alleine.

Als ich plötzlich spüre, wie sich die Bettdecke am Fußende meines Bettes anhebt und kurze Zeit später etwas zu mir hochkriecht, öffne ich langsam die Augen und hebe die Bettdecke an, nur um dann in das lächelnde Gesicht von Isaac zu blicken.

"Was machst du denn hier?", lache ich auf, als er oben bei mir ankommt und sich dann neben mich auf das Kissen fallen lässt.

"Ein toller Tag für Lilo", lächelt er mir mit so einem breiten grinsen entgegen, dass ich einfach nicht anders kann als zu lächeln, doch als ich realisiere, was er damit meint, sehe ich ihn total verwirrt an.

"Woher weißt du das denn, kleiner Mann?", frage ich und will ihm eine Strähne aus dem Gesicht wischen, doch sofort als ich mich daran erinnere, wie kalt ich ständig bin, halte ich es nicht mehr für richtig, also lasse ich meine Hand stattdessen wieder zurück auf das Kissen fallen.

Dann nimmt er meine Hand in seine, hebt sie hoch und legt sie sich dann selber auf die Wange, weshalb ich ihn total fasziniert ansehe, da er nicht zuckt und sich auch nicht mit meiner Berührung unwohl zu fühlen scheint.

"Onkel Ricky hat mir das gesagt", grinst er dann wieder breit, was mein Herz aus irgendeinem Grund zum Rasen bringt.

"Aber du darfst es nicht Mama und Papa verraten, abgemacht?", frage ich und halte ihm meinen kleinen Finger entgegen.

Er sieht mich ziemlich fragend an und schiebt dann schmollend die Unterlippe nach vorne, was einfach nur mehr als niedlich aussieht, also lasse ich meine Hand ein weiteres Mal fallen, während die andere weiterhin auf seiner Wange ruht.

"Heute ist dein Geburtstag, Isaac. Dieser Tag gehört nur dir", erkläre ich und gebe ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, bis mir plötzlich etwas einfällt.

Wenn ich Micah und Felicia nie erzählt habe, wann ich Geburtstag habe, woher weiß Derrick es dann?

In der Vergangenheit hat es nie einen passenden Moment dafür gegeben, Micah und Felicia zu erzählen, dass ich am selben Tag Geburtstag habe, wie ihr Sohn, doch nach einigen Jahren schien es mir einfach nur noch unangebracht, also habe ich es irgendwie geschafft, immer davon abzulenken, wenn es um das Thema Geburtstag ging.

Natürlich bedeutet das auch, dass ich seit fünf Jahren keinen Geburtstag mehr gefeiert habe, doch das stört mich, um ehrlich zu sein, nicht, da es schon in meiner Kindheit nie ein schöner Tag für mich war.

"Aber Lilo braucht Geschenke", gibt er wieder schmollend zurück, als wären die Geschenke an Geburtstagen das wichtigste, was für ein Kind wahrscheinlich tatsächlich so ist.

"Ich habe alles, was ich brauche, Isaac. Aber wenn du mir unbedingt ein Geschenk machen willst, hätte ich da eine Idee. Willst du denn?", frage ich lächelnd und schon setzt er sich auf, ehe er beginnt wie wild auf und ab zu nicken.

Jetzt setze ich mich auch auf, wobei die Bettdecke sofort von meinem Körper rutscht, doch wiedermal ist mir nicht kalt.

Ich sollte es nicht hinterfragen und es einfach ausnutzen, aber seltsam ist es trotzdem.

"Lass uns zusammen frühstücken. Wir machen uns ganz viele kleine Dinge und frühstücken zusammen. In Ordnung?", frage ich lächelnd.

Er antwortet nicht und rutscht stattdessen von meinem Bett, ehe er zur Tür tippelt.

"Isaac wartet in der Küche", murmelt er noch entschlossen, ehe er sich zur Türklinke streckt und dann unbeholfen die Tür hinter sich schließt.

Es ist niedlich, wie er über sich selbst in der dritten Person spricht.

Etwas erleichtert atme ich aus, da ich ihn wirklich damit besänftigen konnte, denn immerhin schmeißt Felicia heute eine riesige Geburtstagsparty für ihn und da wäre es einfach nur falsch, wenn ich plötzlich nach so vielen Jahren sage, dass ich Geburtstag habe.

Ziemlich nachdenklich steige ich also endlich aus meinem Bett und gehe herüber zu meinem Kleiderschrank, ehe ich mit einer einfachen grauen Jogginghose, einem schwarzen T-Shirt und einer ebenso schwarzen Übergangsjacke aus dem Zimmer gehe.

Während ich durch den Flur laufe, nehme ich mir mein weißes Haar nach hinten und binde sie in einen lockeren Knoten.

Als ich dann in die Küche komme, entdecke ich plötzlich Derrick, der ebenfalls mit einer grauen Jogginghose in der Küche steht, nur leider trägt er kein Oberteil, weshalb ich für einen kurzen Moment total aus der Bahn geworfen bin und wieder seinen trainierten Oberkörper betrachte.

Auch das Tattoo an seiner Schulter fällt mir wieder auf, da es gerade direkt in meine Richtung gedreht ist.

Wäre er nicht so ein riesiger Idiot, wäre er fast schon perfekt.

Dann plötzlich erkenne ich, was er da gerade tut und muss einfach bei dem Gedanken daran lächeln.

Er backt Muffins und sieht dabei konzentrierter aus, als ich, wenn ich mich auf die Schule konzentriere.

Gerade nimmt er die Muffins aus der Form und verteilt sie auf einigen Glasplatten.

Alle haben ein blaues Förmchen, doch ein einziger Muffin hat ein rotes.

Genau diesen Muffin mit dem roten Förmchen stellt er auf einen separaten Teller und steckt dann eine Kerze in die Mitte.

"Lilo!", verrät Isaac plötzlich mein Starren, als er sich rechts von Derrick nach hinten lehnt und mich anlächelt.

Sofort blickt auch Derrick in meine Richtung, was mich irgendwie total unbeholfen und mit roten Wangen lächeln lässt.

"Ich wollte mit Isaac frühstücken und wusste nicht, dass du da bist", sage ich und gehe auf den Kühlschrank zu, um seinem Blick aus dem Weg zu gehen.

"Ich wohne hier. Außerdem musste Felicia noch einige Besorgungen machen, also hat sie mir das Backen aufgedrückt", gibt er wie immer mit seiner neutralen Stimme zurück, so als wäre er ein Roboter ohne Emotionen.

"Verstehe."
Nachdenklich sehe ich in den Kühlschrank.

"Was wollen wir denn frühstücken, Isaac?", frage ich und nehme verschiedenes Gemüse aus dem Kühlschrank.

"Ich könnte ein paar Gemüsesticks mit einem Dipp machen. Na, wie klingt das für..."
Als ich mich mit dem Gemüse in der Hand umdrehe, hält Derrick mir plötzlich den Teller mit dem roten Muffin entgegen, weshalb ich total perplex auf die kleine Flamme der Kerze sehe, die Hin und Her flackert.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt