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POV Derrick

Fast schon panisch stehe ich hier und sehe dabei zu, wie Micah Makenzie gerade in unser Haus trägt und dabei ebenso panisch wirkt, wie ich es innerlich bin.

Mein Herz rast und mein gesamter Körper will einfach nicht auf meine Befehle reagieren.

Vor vier Tagen war sie hier und seither bin ich absichtlich nicht mehr zu Hause aufgetaucht, damit ich ihr nicht begegne und meine grausamen Worte vielleicht noch zurücknehme.

Feli hat mir zwar erzählt, dass sie sich von den beiden ziemlich abgeschottet hat, doch jetzt zu sehen, wie Micah sie voller Sorge in das Haus meiner Mutter trägt, lässt mich unglaublich wütend auf mich selber werden.

Als meine Mutter mich entdeckt, kommt sie sofort auf mich zu und legt mir sorgsam die Hände an die Schultern.

"Erinnerst du dich an das Gespräch, dass wir an Isaacs Geburtstag geführt haben?", fragt sie und versucht meine Aufmerksamkeit auf sich zu richten, doch ich versuche einfach nur mit aller Kraft zu erfahren, was Makenzie eigentlich fehlt.

"Derrick!"
Bei der lauten Stimme meiner Mutter nicke ich zögerlich.

"Wage", gebe ich wahrheitsgemäß von mir, da ich an dem Tag total von der Sache mit Dash eingenommen wurde.

"Warst du danach nochmal bei ihr?", fragt sie mich, was ich sofort mit einem leichten Kopfschütteln verneine.

"Vor zwei Tagen war sie hier und wollte noch kurz mit mir reden. Ich habe ihr verdammt fiese Dinge an den Kopf geworfen", gebe ich widerwillig zu.

"In Ordnung. Ich kümmere mich um sie", sagt sie dann noch und streicht aufmunternd an meinen Armen auf und ab, ehe sie sich umdreht und im Haus verschwindet, doch das hilft gerade überhaupt nicht.

Natürlich weiß ich, dass meine Mutter in der gesamten Stadt die beste Ärztin ist, dass jeder sie respektiert und um Hilfe bittet, wenn es hart auf hart kommt, doch mein Inneres zweifelt gerade sogar an den Fähigkeiten meiner eigenen Mutter.

Ich kann mich nicht rühren und jeder Gedanke dreht sich nur um sie.

Auch meine Umgebung wirkt unwichtig.

Plötzlich werde ich zurückgezogen und schon werde ich auf Danny aufmerksam, der mich ernst ansieht.

"Mir ist klar, dass dir gerade nichts anderes im Kopf herumschwirrt, als die kleine, aber sie sind wieder da. Aiden hat sie gesehen, als er seine Runde gedreht hat. Was sollen wir machen?", fragt er mich.

Ich weiß es nicht.

Ich habe keine Ahnung.

"Derrick?! Das ist ebenso wichtig!", brüllt er, um mich wieder zu Verstand zu bringen, doch ich schaffe es nicht, meine Gedanken von ihr zu reißen.

"Ich überlasse dir die Entscheidungen. Mach einfach keine Fehler", sage ich und schiebe ihn bei Seite, ehe ich wie in Trance auf das Haus meiner Mutter zu laufe und mich auf die Veranda fallen lasse, um meine Gefühle zu ordnen.

POV Makenzie

Alles tut weh und jeder Muskel in meinem Körper wirkt, als würde er nicht zu mir gehören.

Die Kopfschmerzen sind so stark, dass mir unfassbar schlecht ist und mein Blut fühlt sich an, als wäre es unter meiner Haut völlig eingefroren.

Ich brauche einige Versuche, bis ich meine Augen nur ein Stückchen öffnen kann, doch ich weiß bereits, dass ich mich in einer unfassbar schlechten Verfassung befinde.

"Mom! Sie ist wach!", höre ich die besorgte Stimme von Felicia, doch es klingt so, als wäre sie unfassbar weit von mir entfernt.

Mit aller Kraft versuche ich mich aufzusetzen und auch das gelingt mir nur qualvoll.

"Du solltest liegen bleiben", sagt jemand neben mir, doch ich bin gerade zu sehr damit beschäftigt, mir alle Mühe zu geben, um nicht gleich wieder das Bewusstsein zu verlieren.

Ich war schon lange nicht mehr so schlimm dran, doch vermisst habe ich es bei aller Liebe nicht.

Als ich dann endlich dazu komme, meine Augen wieder ein kleines Stück mehr zu öffnen, beginnen sie sofort zu brennen und auch das Stechen in meinem Kopf wird durch das grelle Licht nur stärker.

"Kann einer... das Licht dunkler machen?", frage ich mit kratziger Stimme und kann durch die Schmerzen in meinem gesamten Körper kaum das Husten verkraften.

Ein Moment lang geschieht nichts, doch dann nehme ich wahr, wie es vor meinen geschlossenen Lidern tatsächlich etwas dunkler wird.

"Besser so?", fragt eine sanfte und konzentrierte Stimme.

Diese Frage beantworte ich nur mit einem nicken, für dass ich ziemlich viel Kraft aufwenden muss.

Als mir die Person, die sich rechts von mir befindet, plötzlich etwas Nasses an die Stirn hält, zucke ich kurz zusammen und öffne dann das rechte Auge.

Es ist Felicia’s Mutter, die mir ein sanftes und beruhigendes Lächeln schenkt, doch ich bin viel zu müde, um auch nur irgendetwas zu erwidern.

Ich beobachte sie ziemlich, benebelt dabei, wie sie sich umdreht und folge nun ihrem Blick, bis ich Micah und Felicia erkenne, die mich besorgt beobachten.

Das Zeitgefühl habe ich vollständig verloren, weshalb ich nicht einmal dazu in der Lage bin, zu sagen, wie lange ich nicht bei Bewusstsein war.

Eine Sache ist mir jedoch mehr als nur klar.

Ich bin weder in meinem Zimmer, noch in dem Laden, in dem Felicia und ich vorhin noch standen.

"Ich habe keine Ahnung, was mit ihr nicht stimmt, weil wir die Mate Verbindungen auch nicht wirklich verstehen, aber klar ist, dass sie stirbt, wenn wir nicht herausfinden, wie wir ihr helfen können", höre ich die gedämmte Stimme von Aeryn.

Die meisten ihrer Worte ergeben für mich keinen Sinn, doch die Worte, die ich klar und deutlich verstehen kann, lassen mich plötzlich erleichtert ausatmen.

"Was war das gerade?", höre ich Micah, schaffe es aber nicht, zu ihm zu sehen.

"Makenzie, warst du gerade darüber erleichtert?!", brüllt er plötzlich und mit einem Mal beginnt es in meinen Ohren unkontrolliert zu ringen.

Als jemand grob nach meinen Schultern packt, sehe ich gezwungen auf und blicke sofort in die glasigen Augen meines Onkels.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt