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Dadurch, dass wir mittlerweile immer in der Nähe des anderen sind und auch jede Nacht miteinander verbringen, hat sich unsere Verbindung gestärkt.

Ich spüre ihn deutlicher, kann all seine Emotionen deuten und manchmal kann ich sogar sagen, was er denkt.

Obwohl wir bisher noch nicht weiter gegangen sind, als uns zu küssen, fühlt es sich so an, als wären wir unser gesamtes Leben beieinander gewesen.

Er greift nach dem Ende seines Shirts und schon weiß ich, was er vorhat, weshalb ich sofort die Arme in die Luft hebe und zulasse, dass er mir sein Shirt über den Kopf zieht.

Jetzt nur in Unterwäsche vor ihm zu stehen, macht mir überhaupt nichts aus.

Stattdessen sehe ich ihm dabei zu, wie er sich das Shirt selber überzieht und mich nochmal ernst betrachtet.

"Ich meine das vollkommen ernst, Makenzie", lässt er mich noch wissen und plötzlich fühle ich mich so, als sei ich im Unrecht, obwohl ich nur helfen möchte.

"Ich fühle mich nutzlos", gebe ich kleinlaut zu, verschränke die Arme vor der Brust und sehe zu Boden.

Er kommt langsam einen Schritt näher und schon nehme ich wahr, wie seine Emotionen sich verändern.

Die Wut nimmt ab.

Als er seine Hände an meine Hüften legt, sehe ich auf und schon setzt er mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.

"Du tust mehr als genug. Bitte versprich mir, dass du nichts Dummes tun wirst."
Ich zögere, sehe in seine blaugrauen Augen und denke darüber nach, doch als er eine Braue hebt und mich mürrisch betrachtet, atme ich genervt aus.

"Ich mache nichts Dummes", sage ich und sehe niedergeschlagen nach unten.

Er legt seinen Zeigefinger unter mein Kinn und hebt es an, nur damit ich ihm erneut ins Gesicht blicken und erkennen kann, dass ihm das nicht ausreicht.

"Versprochen", atme ich wieder genervt aus.

Wieso bekommt er mich immer klein?

"Danke. Sehen wir uns nachher im Reservat?", fragt er dann, was ich mit einem stummen nicken beantworte.

Dann lehnt er sich zu mir herunter, gibt mir einen sanften und gefühlvollen Kuss, ehe er sich umdreht, ein leises "Ich liebe dich" murmelt und mein Zimmer verlässt.

**

Immer noch total perplex laufe ich inzwischen vollkommen gekleidet die Treppen herunter, gehe um die Ecke und direkt in die Küche hinein, in der die anderen bereits sitzen.

"Ist was?", fragt Fawn sofort, was mich aufblicken lässt.

Jason steht am Waschbecken und spült das Geschirr, doch wie die anderen auch, sieht er mich ziemlich verwirrt an.

Nur Blaze ist wiedermal nicht Anwesen.

Seitdem das Gen vollkommen aus seinem Körper verschwunden zu sein scheint, trifft er sich ständig mit Dash und trinkt mit ihm, bis er irgendwann in der Nacht total betrunken nachhause kommt und sich schlafen legt.

Ich verschränke die Arme vor der Brust und hebe meine rechte Hand, ehe ich nervös auf meinem Finger herumkaue.

"Derrick hat mir eben gesagt, dass er mich liebt", sage ich und starre die drei Personen vor mir an.

"Solltest du das nicht bereits wissen?", fragt Jason mich und wirft mir einen kleinen Blick über seiner Schulter hinweg zu.

Diesen Blick entgegne ich mit einem genervten knurren, welches tief aus meiner Kehle kommt und die drei nur zum Schmunzeln bringt.

Natürlich weiß ich das bereits, da ich es immerhin spüre, doch es auszusprechen ist etwas anderes.

Die Verbindung, die wir miteinander teilen, ist unfassbar stark und einzigartig für jedes einzelne Paar.

Nur hätte ich nicht erwartet, dass er es mir so früh sagt.

Ob ich das mit ihm besprechen sollte?

Total nachdenklich lasse ich mich auf einen der Stühle fallen und nehme mir ein Stück Gurke vom Teller, ehe ich darauf herumkaue und verträumt vor mich hin starre.

POV Derrick

Ich habe es ausgesprochen, ohne überhaupt über die Folgen nachzudenken.

Hält sie mich jetzt für einen vollkommenen Idioten?

Wahrscheinlich schon, weil es noch viel zu früh ist.

Wir haben uns bisher nur geküsst und eine vernünftige Unterhaltung, über unsere Situation haben wir auch noch nicht gehalten, was bedeutet, dass wir noch nicht einmal zusammen sind.

Momentan sind wir bloß Seelenverwandte und nichts weiter.

Scheiße, war das dämlich!

Total frustriert fahre ich mir mit den Fingern durch mein Haar und dann mit beiden Händen durch mein Gesicht.

"Morgen, Derrick", lächelt Davina mir mit einem breiten grinsen entgegen, während ich ihr nur ein gedankenverlorenes nicken schenke.

Die gesamte Woche über machen wir uns alle Sorgen um die vier.

Wir wissen, dass es nicht leicht für sie ist, Natalia verloren zu haben, doch vor allem Danny und ich spüren es deutlich, da wir die Emotionen unserer Mädchen genauso sehr spüren, wie sie es selber tun.

Heute war Makenzie zwar nachdenklich, hat sich schlecht gefühlt, weil sie nichts tun kann und all das Zeug, doch die Sache mit Natalia, scheint sie immer besser verkraften zu können, was mich unglaublich erleichtert.

Trotzdem bringt sie mich manchmal zur Weißglut, wenn sie nicht schnallt, dass es besser für sie ist, wenn sie anderweitig hilft.

Sie soll nicht kämpfen müssen und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um zu verhindern, dass sie verletzt wird.

Wir alle werden aufeinander aufpassen.

Einander beschützen.

Wir sind ein Rudel und...

Moment...

Sind wir das?

Ein Rudel?

Noch eine Sache, die ich mit Makenzie zu besprechen habe.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt