›55‹

1.1K 68 0
                                    

Seit dem Tag, an dem Micahʼs Geburtstag ziemlich schiefgelaufen ist, ist bereits eine ganze Woche vergangen.

Bisher gab es keinen weiteren Vorfall, doch nachdem Silas mir alles erzählt hat, was an dem Abend im Wald passiert ist, haben wir uns mit allen anderen zusammengetan und über alles nachgedacht.

Jason hingegen, wusste nicht viel.

Da war dieser Kerl, der die Gruppe angeführt hat, die meine Leute angegriffen haben.

Dieser fremde Kerl, von dem wir bloß wissen, dass er ein Wolf ist.

Als Silas mir erzählt hat, wie das mit dem Stein abgelaufen ist, konnte ich an nichts anderes mehr denken.

Dieser Kerl hat den Stein berührt.

Daraufhin ist das Glühen in seinen Augen erloschen.

Sofort darauf hat er Silas den Stein in die Jackentasche geschoben und ihm gesagt, es sei eine Art Souvenir, welches er behalten soll, um sich an diesen Abend zu erinnern.

Was ist, wenn der Kerl immun ist?

Wie ich es bin.

Was ist, wenn dieser Kerl einfach bloß eine Show abgezogen hat und nicht so dumm ist, wie wir alle von ihm erwarten, weil er den Stein selbst berührt hat?

Silas ist der festen Überzeugung, dass der Kerl einfach bloß unfassbar unwissend ist, doch ich kann nicht aufhören daran zu denken, dass sie uns immer einen Schritt voraus sind.

Ich liege hier auf meinem Bauch, mit meinen Armen unter meinem Kinn gebettet und denke über all das nach, während das leise und ruhige Atmen von Derrick mich beruhigt.

Als er sich neben mir bewegt, sehe ich nicht zu ihm, da ich annehme, er würde sich nur gemütlicher hinlegen, doch dann spüre ich, wie seine warme Hand ganz langsam unter mein Shirt und meine Wirbelsäule hinauf gleitet.

"Worüber denkst du schon wieder nach?", fragt er mit seiner rauen Morgenstimme.

Seit dieser Nacht habe ich nicht eine einzige alleine verbracht.

Ich bin zwar immer mal wieder alleine nach Hause gegangen, doch entweder habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin zu ihm gegangen, oder er kam zu mir.

"Ich glaube einfach, dass uns etwas entgeht", beginne ich und lasse meinen Kopf so zur Seite fallen, dass ich nach rechts blicke und ihn genauer betrachte.

Sein Haar ist ziemlich zerzaust, doch das sieht unfassbar attraktiv aus und am liebsten würde ich meine Finger einfach durch sein weiches Haar gleiten lassen.

Er atmet genervt aus und lässt sich auf den Rücken fallen.

Sofort blicke ich zu seiner Brust, die sich in einem konstanten Rhythmus hebt und wieder senkt.

"Ich dachte, wir hätten darüber gesprochen, Makenzie", sagt er weiterhin genervt, was mich nicken lässt.

Das haben wir.

Wir haben abgemacht, dass wir nicht darüber reden und versuchen jeden Tag auszukosten, bis irgendetwas kommt, dass unsere Ruhe stört, doch das kann ich nicht.

Natürlich haben wir die gesamte Stadt nach ihnen abgesucht, doch im Endeffekt kamen wir an die Grenzen, ohne auch nur eine winzige Spur gefunden zu haben.

Wir arbeiten zusammen, wechseln uns mit den Schichten ab, um das gesamte Reservat zu beschützen, doch ich bin damit trotzdem nicht befriedigt.

"Micah, Isaac und Felicia müssen in dem Haus deiner Mutter schlafen, weil wir nicht so viel Fläche schützen können. Glaubst du nicht, dass die drei endlich wieder nach Hause wollen?", frage ich ihn und rutsche zu ihm herüber, ehe ich mein Kinn auf seine Brust lege und meinen rechten Arm um seinen Körper.

"Natürlich wollen sie das. Aber..."

"Blaze, Jason und Fawn? Ganz zu schweigen von Silas und Rosa?", unterbreche ich ihn und spüre, wie er immer mehr Wut in sich sammelt, die er definitiv nicht herauslassen will, doch ich höre nicht auf.

"Es dauert nicht mehr lange, bis Felicia das Kind bekommt, Derrick. Sie hat ein Recht darauf, das Kind in ihrem eigenen Haus schlafen zu legen. Ohne Angst davor zu haben, dass jemand auftaucht und einen von ihnen umbringt", erkläre ich, was ihn nun wirklich wütend ausatmen lässt, ehe er mich sanft aber bestimmt von sich schiebt und aus meinem Bett steigt.

"Ich werde das nicht wieder durchkauen, Makenzie", sagt er und greift nach seiner Jeans, die er sich sofort überzieht, ehe er sein Shirt such, doch dabei scheint er zu vergessen, dass ich es trage.

"Wenn du nur zulassen würdest, dass ich den Wald verlasse, könnte ich selber..."

"Vergiss es!", unterbricht er mich bestimmend und sieht mich mahnend an, doch ich steige ebenfalls aus meinem Bett und gehe auf ihn zu.

"Ich kann auf mich selbst aufpassen, Derrick", sage ich und versuche dabei weiterhin so ruhig zu klingen, wie es mir gestattet ist.

"Du hast jahrelang dagegen angekämpft das zu sein, was du bist, also sag mir nicht, dass du dich verteidigen kannst, wenn du gerade mal seit knapp einem Monat ein Wolf bist! Du hast keine Erfahrung, Makenzie!", zischt er, hält sich dabei aber immer noch gekonnt zurück.

Er ist unglaublich wütend auf mich und das spüre ich auch, doch das einzige, was mich wütend macht, ist die Tatsache, dass er mich nicht helfen lässt, meine Leute zu beschützen.

Ich trete einen Schritt näher und sehe dabei zu ihm auf, während er, mit allem, was er hat, versucht sich zusammenzureißen.

"Ich bin auch ein Alpha, Derrick. Lass mich helfen", sage ich ruhig, doch an diese Tatsache erinnert zu werden, scheint ihn nur noch wütender zu machen.

"Wir haben abgemacht, dass du mich das regeln lässt, während du dich um die Leute im Reservat kümmerst. Du hast zugestimmt", erinnert er mich daran und presst dann seine Kiefer aufeinander.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt