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"Dein Zustand ist für mich ziemlich neu, da dein Körper definitiv nicht so handelt, als würdest du in einer einfachen Hypothermie stecken, aber ja. Das wäre tatsächlich möglich", stimmt sie meiner Theorie zu und schon ist es so, als würde man mir mit einer Schaufel ins Gesicht schlagen.

Wenn ich doch seine... na ja, wenn er doch eine Verbindung zu mir hat, wieso sollte er mich dann schlecht behandeln und riskieren, dass ich krank werde?

"Ich will in mein eigenes Bett zurück", sage ich letztendlich und sehe auf, doch sofort schüttelt Aeryn den Kopf hin und her.

"Das geht noch nicht. Du musst erstmal hier bleiben und..."

"Ich sage das kein zweites Mal", unterbreche ich sie streng und mit aller Wut in der Stimme, die ich gerade nur für ihren Sohn und all diese Lügen empfinde.

Sofort wirkt sie total überrascht von meiner so plötzlichen Art, doch das ist mir gerade mehr als nur egal.

"Aeryn hat da schon recht, Lilo. Du solltest in seiner Nähe bleiben und vor allem solltest du hier bleiben, wo Aeryn dich im Auge behalten kann. Sie ist eine Klasse Ärztin und weiß genau, was sie tut und tun muss, falls deine Lage sich verschlimmert", kommt es nun auch von Micah, doch als ich ihn ansehe, macht mich die ganze Situation noch wütender.

Auch er hat mir seit meiner Ankunft nur was vorgemacht.

Hat er mich überhaupt mit hier hergenommen, weil er es wollte, oder nur weil ich dann in Derricks Nähe wäre?

Trotzdem ist da dieser winzig kleine Teil in mir, der meinem Onkel einfach keine Schuld geben kann.

Micah ist der erste, der mir von Anfang an gezeigt hat, dass ich ihm wichtig bin und dass er mich so liebt, wie ich bin.

Er hat mir gezeigt, dass meine Situation für ihn keine Rolle spielt und dass es total unfair von meinem Vater war, mich jemals auch nur den kleinsten Funken seiner Abneigung, spüren zu lassen.

Da ich diesen Teil in mir irgendwie nicht ignorieren kann, sehe ich ihn nur genervt an, kann aber keine Wut ihm gegenüber verspüren.

"Wenn du Derrick nicht von mir fern hältst, oder ihn auch nur in meine Nähe lässt, werde ich dir das nicht verzeihen", sage ich vollkommen ernst und schon spüre ich diese bedrückte Stimmung um mich herum.

Wahrscheinlich ist es ein großes Ding, wenn zwei Leute in so einer Situation sind und beide einander nicht akzeptieren, doch wenn Derrick wirklich dafür verantwortlich ist, dass ich wieder einmal krank bin, werde ich nicht einfach so tun können, als wäre das für mich keine große Sache.

Als Micah nur ziemlich zögerlich klein beigibt und dann kaum merklich nickt, sehe ich wieder geradeaus und blicke in die zwei blauen Augen.

"Ich will weder hier bleiben, noch will ich, dass Derrick in meine Nähe kommt", mache ich nun auch Aeryn klar und sehe direkt in ihre Augen.

"Du könntest sterben, Kleines."
Ihre Stimme klingt zwar sanft, doch auch das hat gerade kein Gewicht für mich.

"Achtzehn Jahre, habe ich damit gelebt und seit ich denken kann, habe ich mich alleine darum gekümmert, wieder gesund zu werden, wenn ich mal wieder krank wurde", erkläre ich, schiebe ziemlich entschlossen die Decke von mir und rutsche nach vorne.

Mir ist noch schwindelig und schlecht fühle ich mich natürlich auch noch, doch das überspiele ich gerade gekonnt.

"Wenn ein Kind dazu imstande ist, sowas zu meistern, wird mein achtzehn jähriges ich das mit links schaffen. Dazu brauche ich Ihren idiotischen Sohn nicht, der mir nur Probleme macht, Aeryn", sage ich entschlossen, ziemlich gleichgültig und sehe ihr dabei direkt in die blauen Augen.

Wieder wirkt sie überrascht, doch dann blicke ich zu Micah.

"Ich möchte in mein Bett", wiederhole ich und schon nickt er.

Sofort darauf kommt er auf mich zu und legt den rechten Arm stützend um mich, ehe er mit mir zur Tür geht, dort meine Sachen von der Kommode nimmt und dann die Tür öffnet.

Als ich dann jedoch sofort in die blaugrauen Augen von Derrick blicke, steigt die Wut in mir wieder einmal höher.

Ziemlich unbewusst, kralle ich die Finger meiner linken Hand fester in das Shirt meines Onkels, ehe ich das rechte Bein hebe und Derrick mit aller Kraft, die mir gerade zur Seite steht, gegen das Schienbein trete.

Natürlich rührt er sich kein Stück und verzieht auch keine Miene, was mich nur frustriert ausatmen lässt.

"Lust zu erklären, was das gerade bezwecken sollte?", fragt er fast schon amüsiert über meine Frustration, doch am liebsten würde ich ihn nur weiter verprügeln.

"Mich mit dir zu unterhalten, würde nur meine Zeit verschwenden. Geh aus dem Weg", sage ich genervt und schiebe ihn bei Seite, ehe ich mit Micah aus dem Haus gehe.

Als Micah mich in seinen Wagen setzt, mich anschnallt und dann um den Wagen herum geht, sehe ich, wie Aeryn und Felicia gerade mit Derrick reden, ehe sich seine Miene vollkommen verändert und er wieder beginnt herumzubrüllen.

Soll er doch wütend sein und sich schlecht fühlen.

Ich bin fertig mit ihm und seiner beschissenen Art, mir gegenüber.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt