›29‹

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Vorhin bin ich wegen eines schlimmen Traumes wach geworden, doch als ich realisiert habe, dass ich nicht in meinem Bett lag, wurde die Panik nur größer.

Im Endeffekt hat sich herausgestellt, dass ich in Derricks Bett lag, doch diese Tatsache hat mich so durcheinander gebracht, dass ich sofort aufgesprungen und nach unten gelaufen bin.

Mittlerweile sitze ich an der Kücheninsel und sehe aus dem Fenster, direkt in die Dunkelheit.

Es ist noch ziemlich früh am Morgen, also erwarte ich nicht, dass ich so früh irgendwem unter die Augen treten muss.

Heute ist der Tag, an dem mein Vater vor genau sechs Jahren sein Leben gelassen hat.

Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll, da es das erste Mal für mich ist, dass ich diesen Tag nicht alleine verbringe.

Sonst war ich immer alleine in meinem Apartment, da ich nie genau sagen konnte, ob ich nicht ausflippe, doch jetzt bin ich umgeben von verdammt vielen Leuten und ich habe keine Ahnung, ob ich mich dieses Mal zusammenreißen kann.

In den letzten Tagen habe ich so viel herausgefunden und versuche all das noch zu verarbeiten, doch dann auch noch damit umgehen zu müssen, dass mein Vater heute sechs Jahre tot ist, erscheint mir beinahe unmöglich.

Versteht mich nicht falsch.

Ich trauere ihm nicht nach oder sowas in der Art, doch dieser Tag hat mich für den Rest meines Lebens geprägt.

"Warum bist du wach?"
Sofort zucke ich zusammen und lasse dabei beinahe die Tasse fallen, die ich in meiner rechten Hand gehalten habe, schaffe es aber gerade noch so, sie mit meiner linken aufzufangen.

Wieso schafft er es immer wieder, sich an mich heranzuschleichen, sodass ich es nicht einmal ansatzweise bemerke?

"Ich habe dir gesagt, dass ich nicht gerne in den Betten von mürrischen Idioten schlafe, die dafür sorgen, dass ich krank werde", gebe ich kühl zurück und schüttel das heiße Wasser von meiner Linken.

Plötzlich greift er nach meinem Handgelenk und sieht es sich ziemlich misstrauisch an.

"Warst du nicht gestern noch an diesem Handgelenk verletzt?", fragt er, weshalb ich ihm sofort in die Augen sehe.

"Wieso sollte ich am Handgelenk verletzt gewesen sein?", stelle ich eine Gegenfrage und ziehe mein Handgelenk wieder zu mir zurück.

"Du bist gefallen und darauf gelandet, Makenzie", sagt er und greift ein weiteres Mal danach.

"Das gesamte Handgelenk war rot und total angeschwollen", erklärt er und fährt sanft mit den Fingerspitzen die Haut um mein Handgelenk nach.

"Bestimmt hatte ich mir nur was verdreht, oder eingeklemmt", sage ich und versuche meine Hand wieder zu mir zu ziehen, doch nun sieht er zu mir auf und umfasst es fester.

Er kommt einen Schritt schneller und übt etwas mehr Druck auf mein Handgelenk aus, sodass es schon ziemlich weh tut.

"Dein Herz rast. Warum lügst du mich an?", fragt er bedrohlich und blickt mir direkt in die Augen, während er mir viel zu nahe ist.

Für einen kurzen Moment, blicke ich ihm stumm in die Augen, doch je länger er mir so nahe bleibt, desto nervös werde ich, also befreie ich mein Handgelenk aus seinem Griff und schubse ihn von mir, wobei er einige Schritte zurücktaumelt.

Er sieht mich schockiert an, doch das ignoriere ich und stehe einfach auf.

"Mein Herz rast, weil du mir auf die Pelle rückst. Sei ein guter Hund und nimm Abstand", zische ich und lasse meine Tasse einfach ins Waschbecken fallen, ehe ich in den Flur und auf mein Zimmer zugehe.

Mitten im Flur packt er nach meinem Ellenbogen und zieht mich daran in seine Richtung, sodass ich ihm wieder in die Augen sehen muss.

Seine Muskeln sind vor Wut angespannt und seine Augen wirken viel dunkler als sonst.

"Vergleich mich niemals wieder mit einem beschissenen Köter!", knurrt er auf mich herab, doch seine Wut, macht mich ebenfalls wütend.

"Dann benimm dich nicht wie einer! Lass mich los, bevor wir beide Probleme bekommen", zische ich zu ihm auf, doch er denkt nicht einmal daran, mich loszulassen.

"Lass mich verdammt nochmal..."

"Lass sie los!", unterbricht mich eine wütende und viel zu bekannte Stimme, die mir sofort einen unbeschreiblichen Schauer über den Körper jagt.

Bitte nicht.

Nicht heute.

Nicht jetzt schon.

Ich möchte noch bleiben.

"Loslassen sagte ich!", knurrt er ein weiteres Mal und bringt mein Herz noch schneller zum Schlagen.

Derrick sieht ihn an, doch ich kann mich einfach nicht dazu überwinden, den Mann anzusehen, der ebenfalls vor sechs Jahren mit all dem zu tun hatte.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt