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POV Derrick

Wieder öffne ich die Augen, mit dem Wissen, dass sie weit und breit nicht aufzufinden sein wird und das zermalmt mir den verfluchten Schädel.

Ich bleibe liegen und starre einfach an die Decke.

Wenn ich nicht so ein verfluchtes Arschloch gewesen wäre, wäre sie vermutlich geblieben und nicht mit ihrem Stiefvater gegangen.

Seit dem Tag, an dem sie gegangen ist, habe ich dieses unbeschreiblich bedrückende Gefühl in meiner Brust.

Ich fühle mich leer und unvollständig.

Jetzt wo ich weiß, wie es sich anfühlt, sie in der Nähe zu haben, ist es kaum auszuhalten, wenn sie nicht mehr da ist.

Und Micah hat sie einfach gehen lassen und es damit abgetan, dass sie dort ihre Leute hat, zu denen sie gehört.

Wo waren diese Leute, als sie krank war und wieso hat sie nie auch nur einmal über einen von ihnen gesprochen?

Will sie überhaupt dort sein?

Warum ist sie nicht geblieben?

Ich fühle mich mehr als nur schuldig, darüber, dass sie gegangen ist.

Als sie weg war, konnten Felicia und Isaac wieder nach Hause kommen, doch als beide davon erfahren haben, dass sie nicht mehr da ist, waren beide mehr als nur traurig.

Isaac wollte zwei Stunden lang nicht aufhören zu weinen und ist sogar weinend eingeschlafen, weil er vollkommen hysterisch war und unbedingt zu ihr wollte.

Auch die Leute im Rudel denken ständig über sie nach.

Leute wie Davina und Danny, aber auch die anderen.

Sie war zwar nicht gerade lange hier, doch irgendetwas hat sie an sich, dass die Leute sofort dazu bringt, sie zu mögen.

Jedenfalls die Leute, die in dieser Stadt wohnen.

Hauptsächlich die aus dem Reservat.

Wahrscheinlich mögen sie es aber nur, dass mir endlich mal jemand andere, als Danny, die Stirn bietet.

Drei Wochen ist es nun schon her und seitdem kam nicht eine Nachricht.

Obwohl sie es Micah versprochen hat, kam weder ein Anruf, noch eine kurze Nachricht über ihr Wohlbefinden.

Micah hatte natürlich recht.

Ich spüre sie nicht mehr, doch diese Leere in mir, ist schlimmer, als sie täglich zu spüren und zu wissen, dass ich sie mir nicht holen kann.

Es ist, als würde der wichtigste Teil von mir einfach fehlen und das macht mich wahnsinnig.

Die Leute, die wir gejagt haben, haben wir seit ihrem Verschwinden ebenfalls nicht mehr gesehen.

In dem Fall, mache ich mir jedoch noch mehr Sorgen um sie, weil es immerhin beweist, dass sie wirklich nur hinter ihr her waren.

Ob sie damit zurechtkommt, wenn diese Leute ihr gefolgt sind?

Irgendetwas sagt mir, dass sie verdammt gut alleine zurechtkommt, doch diese Sorge um meine Mate verschwindet nicht einfach von jetzt auf gleich.

Das Klopfen an meiner Tür lässt mich in die Richtung blicken, bis ich einfach nur das Holz dieser Tür betrachte, ohne ein Wort von mir zu geben.

Dennoch öffnet sich die Tür, bis meine Schwester mich nachdenklich betrachtet.

"Du fühlst dich immer noch schlecht?", fragt sie eher feststellend, doch ich sehe wieder zurück an die Decke und schiebe meinen linken Arm unter meinen Kopf.

Sie hingegen betritt den Raum, schließt die Tür hinter sich und kommt auf mein Bett zu, ehe sie sich neben mich legt.

"Micah und Isaac sind auch immer noch total darauf fixiert und..."

"Mich interessiert es einen Scheißdreck, was Micah darüber denkt, Felicia. Er hat sie einfach gehen lassen", unterbreche ich meine kleine Schwester, sehe sie jedoch nicht an.

Als sie sich dann jedoch zu mir dreht und ihren Kopf auf meine Brust legt, sehe ich etwas verwirrt zu ihr herunter.

Wir haben eine ziemlich gute Beziehung zueinander, doch uns umarmt, oder miteinander gekuschelt, haben wir schon seit unserer Kindheit nicht mehr und da war es fast schon täglich.

Sie war ein ängstliches Kind und war dementsprechend auch ziemlich glücklich darüber, dass sie einen großen Bruder hatte, der auf sie aufgepasst hat.

Zögerlich lege ich meine rechte Hand auf ihren Kopf und streiche sanft durch ihr Haar.

"Es ist ja gut, dass sie nicht mehr in der Stadt ist, weil Isaac es im Notfall dann auch nicht wäre, aber ich wollte unbedingt, dass sie bei der Geburt dabei ist."
Sofort nehme ich wahr, wie brüchig ihre Stimme wird.

"Du hast dich schon an sie gewöhnt, hm?", frage ich und bekomme sofort ein stummes Nicken.

Ich streiche weiterhin nachdenklich durch ihr Haar und lasse mir noch einmal alle Informationen durch den Kopf gehen, die ich über sie in Erfahrung bringen konnte.

Sie ist ständig kalt und wird oft krank, was natürlich auch mit der Mate Verbindung und mir zu tun haben könnte.

Andererseits verletzt sie sich und am nächsten Tag, ist davon nichts mehr zu sehen.

Als ich Micah gefragt habe, ob sie jemals eine bleibende und starke Verletzung hatte, hat er es verneint.

Dann ist da noch die Tatsache, dass diese Leute, unbedingt sie, statt mich haben wollten.

Uns entgeht immer noch so viel, doch wir können es nicht zusammensetzen, wenn wir nicht noch das letzte Puzzleteil in die Hände gelegt bekommen.

"Steh auf", sage ich und tippe ihr mit der Hand sanft auf den Rücken.

"Ich muss ins Reservat."

"Hast du noch viel zu tun?", fragt sie, während sie sich aufsetzt und mich dann betrachtet.

Ich nicke und steige ebenfalls aus dem Bett, ehe ich auf meinen Kleiderschrank zugehe.

"Ich muss noch zu den Kids und mit dem Pavillon sind wir auch noch nicht wirklich fertig", erkläre ich, während ich mich anziehe.

Dann greife ich nur noch mein Shirt und gehe auf sie zu.

"Bleib einfach hier, mach irgendetwas Entspanntes und überanstrenge dich nicht. Ich will meine Nichte nicht schon früher in den Armen halten, als geplant", sage ich, während ich auf sie zugehe.

Vor ihr bleibe ich stehen, lege meine Hand an ihren Hinterkopf und setze ihr dann einen flüchtigen Kuss auf das Haar, ehe ich mich umdrehe und einfach das Haus verlasse.

An Enigmatic GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt