~ Abigail's Sicht ~
Die Polizeiwache war riesig, zumindestens empfand ich da so, über dem Eingang hing ein großes Schild auf dem mit geraden Lettern " Police " stand. Mein Blick schweifte an dem Gebäude entlang und ich betrachtete die Beamten, die geschäftig hin und her hetzten, ihre Mienen waren teilweise so verbissen, dass man glatt Angst bekommen könnte, ihr Gesicht war versteinert. Ein Räuspern ließ mich aufschauen und mein Blick fiel geradewegs in zwei wunderschöne meerblaue Augen, die mich neugierig musterten, was mich dazu brachte meine Mundwinkel ein wenig zu heben.
"Wollen wir rein? Oder willst du hier Wurzeln schlagen?", fragte mich nun Noah.
"Klar, los geht's!", antwortete ich ihm schnell und schlenderte auf die Eingangstür zu.
Kurze Zeit später hörte ich hinter mir auch schon schwere Schritte und wusste somit, dass mir meine Begleitung gefolgt war, gemeinsam traten wir durch die Tür und gingen geradewegs auf den Empfang zu. Dort saß eine junge Frau mit einem herzlichen Lächeln und einem Telefon, das sie zwischen ihr linkes Ohr und ihrer Schulter eingezwickt hatte, damit sie ein paar Informationen mitschreiben konnte. Als sie uns erblickte, winkte sie uns mit der einen Hand zu sich und verabschiedete sich gerade von ihrem Gesprächspartner, nachdem wir uns vor die Beamtin gestellt hatten. Sie begrüßte uns und fragte, was sie für uns tun könne, als wir ihr sagten, dass wir einen Termin hätten, sollten wir noch ein paar Formulare ausfüllen, bevor sie jemanden anfunkte, damit uns dieser abholen konnte. Wir warteten artig auf zwei unbequemen Plastikstühlen, die mit der Lehne an der Wand befestigt waren, nach kurzer Zeit näherte sich uns auch schon ein älterer Mann in Polizeiuniform, den ich als einen der beiden wiedererkannte, die bei meinem Gassendrama gekommen waren und den miesen Typen mitgenommen hatten. Ich erhob, streckte meine Füße aus und trat auf den älteren Mann zu, in meinem Augenwinkel sah ich, dass Noah es mir gleich tat, sich neben mich stellte und die Hände in den Hosentaschen vergrub. Der Polizist bergrüßte uns mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen:
"Schön, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten. Folgen Sie mir bitte in mein Büro. Dort werden wir alles weiteres klären, damit Sie dann wieder Ihren Tätigkeiten nachkommen können."
Wir dackelten dem Beamten hinterher und kamen an einigen Polizisten und anderen Leuten vorbei, die auch irgendein Anliegen haben mussten. Nach einem weiß und braunen Kaffeeautomaten bogen wir in den daneben liegenden Raum ab, er war relativ geräumig und es standen zwei große Schreibtische darin, auf denen sich viele Akten, Mappen, Ordner und Blätter türmten, der Polizist setzte sich hinter einen der beiden Tische und zeigte auf die beiden Stühle gegenüber von ihm, ich wollte mich gerade auf einen der beiden niederlassen, da sagte der Polizist streng:
"Madame Brown, Sie werden von meiner Partnerin befragt, Sie kennen sie bereits, es ist die Kollegin von gestern. Also wenn Sie so freundlich sind... "
Ich hielt mitten in der Bewegung inne und mein Po schwebte über der Sitzfläche bevor ich mich fing und zu dem anderen Schreibtisch stolzierte, wo ich mich dann dieses Mal auch wirklich niederließ. Mir blickte die Dame im Alter von ca. 55 Jahren entgegen und wirkte angepisst, wenn nicht sogar einwenig feindseelig, ich nickte ihr freundlich zu und rutschte ein wenig nach vorne, damit ich sie besser verstehen konnte.
"Wie geht es Ihnen heute?" , spie sie mir geradezu entgegen und man hörte heraus, dass sie diese Frage nur stellte, weil es sich gehörte.
"Alles bestens, danke der Nachfrage." , antwortete ich ihr extra freundlich.
"Gut, dann sind Sie also einverstanden die Sache auf sich beruhen zulassen und Emil.... ähh ich meine natürlich Herr Miller nicht anzuzeigen!?" , es klang nicht wirklich wie eine Frage, sondern eher wie eine Feststellung, als sie mir dieses Mal zuckersüß antwortete und mir vorgauckelte sie könne kein Wässerchen trüben.
Was bildete sich diese Kuh eigentlich ein? Der Typ hatte mich fast vergewaltigt und er würde es auch wieder tun, wenn ich nun nichts unternahm. Ich horchte in mich herein und fragte mich, was die richtige Entscheidung war.
"Du bekommst 1087,25 $ ( 1.000€ ) !" , versuchte sie es erneut, da sie mein Zögern bemerkt hatte.
Ihr schien es wirklich ernst zu sein, ich meine, wer würde sich so für ein mieses Arschloch ins Zeug legen, ja richtig - niemand normales. Also musste es einen anderen Grund geben. Hatte sie eine Affäre mit ihm? , Hatte sie Angst vor ihm, da er ihr vielleicht gedroht hatte? , Oder vielleicht doch, weil sie eine von ihnen war? - Ich wusste es nicht und würde es wahrscheinlich auch nie erfahren. Ich schaute ihr fest in die Augen und drückte meine Brust heraus, um einwenig bedrohlicher rüber zu kommen, dann sagte ich:
"Vergessen Sie es! Oder soll ich Sie wegen Bestechlichkeit anzeigen? Dann sind Sie ihren Job los, tja, was dann? Pah!" , ich hob mein Kinn und hielt ihrem stechenden Blicken stand, mit denen sich mich versuchte zu erdolchen. Wenn Blicke töten könnten... dann wäre ich jetzt tot!
"Okay, wie du willst, komm mit!" , zischte sie und packte mich an meinem linken Handgelenk und dann zog sie mich auch schon aus dem Raum, nachdem sie ihrem Kollegen noch schnell zugerufen hatte, dass sie gleich wieder kommen würde. Sie schleppte mich in ein Nebenzimmer, in dessen Mitte ein großer Tisch mit vier Stühlen stand und ein Mikrofon. Sie drückte mich auf den einen Stuhl, dann wiederholte sie ihre Frage mit dem Geldbetrag nochmals, nur dass sie auf 2174,5 $ ( 2.000€ ) erhöhte. Ich willigte wieder nicht ein und sie drohte mir, mich erst wieder gehen zulassen, wenn ich mein Ok gab, doch das würde nicht passieren. Also stand ich auf und trat zur Tür, doch sie ließ sich nicht öffnen, weswegen ich immer heftiger rüttelte, doch sie blieb verschlossen. Die Frau, mit der ich hier eingeschlossen war, lachte auf und ich drehte mich zornentbrannt zu ihr um, dann schrie ich los:
"Machen Sie sofort die Tür auf, sonst.... ", weiterkam ich nicht, da sie mir das Wort abschnitt.
"Sonst was?" , lachte sie auf und verschrenkte die Arme provozierend vor der Brust.
Das war der Moment bei dem bei mir eine Sicherung durchbrannte, ich hatte genügend Zeit in Gefangenschaft verbracht, das würde ich nie mehr durchhalten wollen, weswegen ich drohend auf sie zuging und meine Hand über dem Kopf zu einer Faust machte und sie auf die sitzende Person nieder sausen ließ. Ich schlug auf sie ein, als würde mein Leben davon abhängen, Blut tropfte aus ihrer Nase, ihre Lippen waren aufgeplatzt und ihr Auge schwoll blau an. Ich schüttelte meine rechte Hand aus und realisierte in diesem Moment, was ich getan hatte, ich schaute geschockt von meinen Händen, an denen meine Knöchel aufgerissen und blutverschmiert waren, zu der bewusstlosen Frau mir gegenüber, die Opfer meines Wutanfalls geworden war. Ohne nachzudenken griff ich in ihre Jackentasche, holte ihren Schlüsselbund hervor und schloss die Tür auf. Ich sprintete raus und vorbei an verdutzt schauende Beamten, dann kam ich an dem Büro vorbei, aus dem ich verschleppt worden war und konnte aber nur noch den Polizisten sehen, weswegen ich darauf schloss, dass Noah drausen auf mich wartete. Ich lief zum Eingang mit dem Gedanken, dass ich mich hier niemals wieder blicken lassen konnte. Dann trat ich auch schon aus der Tür und herein in den Sonnenschein, ich blinzelte kurz und ging dann schnellen Schrittes auf Noah zu, der wartend auf dem Fahrersitz seines BMWs saß. Nachden ich mich kurz umgeblickt hatte, dass mir niemand folgte, ließ ich mich auf den Ledersitz fallen und befahl Noah hastig:
"Fahr! "
Er schaute mich zwar komisch und auch ein wenig nachdenklich an, fuhr aber los und ließ die Wache hinter uns, das Schild wurde im Rückspiegel immer kleiner und verschwand schon bald ganz. Ich spürte den Blick, der auf mir ruhte und von meinem verbissenen Gesichtsausdruck zu den Knöcheln meiner rechten und linken Hand wanderte, doch sagen würde ich nichts, solange ich nicht musste.
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So, dass war es auch schon mit dem Kapitel von dieser Woche, ich hoffe es gefällt euch! Guten Start in die neue Woche und bis bald.
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My first steps in freedom
Teen FictionAbigail kennt nichts besser als das Leben in Gefangenschaft. Als sie zwei Jahre alt war, wurde sie von einem Fremden entführt, der sie seit dem fest hält und sie nicht gehen lassen will. Als Abi allerdings 18 Jahre alt wird, beschließt sie, sich nic...