Kapitel 45:

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~ Abigails Sicht ~

Mein Schlaf war zum Glück nahezu traumlos gewesen, weshalb ich nun erholt war, als ich am nächsten Morgen aufwachte und mich streckte, damit ich nicht mehr so steif und verspannt war. Müde stand ich auf und schlurfte ins Bad, wo ich mir erst einmal eine erfrischende Dusche gönnte, was meinen Energietank schon mal um etwa die Hälfte auffüllte. Nachdem ich mir einen Kaffee und einen Apfel aus dem Frühstückraum der Pension geholt hatte, setzte ich mich an den Schreibtisch, arbeitet konzentriert an meinem Plan weiter und feilte ihn so aus, dass es eigentlich keine Kanten mehr gab und alles rund laufen sollte.


~ Timeskip ~

Der Tag meines Racheakts war endlich gekommen, heute würde ich meine gerechte Rache bekommen und mein Leben danach in Frieden weiterführen können. Heute war der Tag, auf den ich seit Jahren gewartet hatte und auch der Tag, der mein Leben auch komplett zerstören konnte. Es ging um alles oder nichts, um Leben und Tod und dazu ums Gewinnen und Verlieren.

Selbstbewusst setzte ich einen Fuß vor den anderen und schleppte den schweren Rucksack, in dem sich alles Nötige befand, zu meinem, oder besser gesagt zu dem geklauten Motorrad, dort angekommen schwang ich mich in den Ledersitz und fuhr zu der gemieteten Lagerhalle, vor der schon der kleine Lieferwagen stand. Den letzten Tag hatte ich hart geschuftet, um das jetzige möglich zu machen, doch es hatte sich ausgezahlt, der hinterste Raum in der kleinen Halle, war nun mit einem Tisch, Stuhl, Ketten, Nagelbrettern und ähnlichem ausgerüstet. Er glich einem Paradies der Folter und wenn ich ehrlich war, war ich sehr stolz auf mich, denn ich hatte es ganz alleine geschafft, dies vorzubereiten. Pfeifend stellte ich den Rucksack auf den Stuhl der dunklen Kammer und legte die verschiedensten Messer, Skalpelle und Nägel auf den Tisch, sodass man sie genau sehen konnte. Daneben stellte ich den Kübel, in den ich Wasser gefüllt hatte und anschließend legte ich noch die Kabelbinder, Klebeband, Seile und Handschellen auf den letzten freien Platz des Tisches. Da ich hier so weit fertig war, stapfte ich zu dem Lieferwagen und schaute, dass sich die Holzkiste, ein Stuhl und ein Tisch, ein Teppich und Decken darin befanden, als auch das gemacht war, ließ ich mich auf einen umgedrehten Bierkasten sinken.


~ Timeskip ~

Es war so weit, ich saß in dem Wagen und fuhr durch die kleinen Straßen der Stadt, meine Kappe hatte ich tief in meine Stirn gezogen und war darauf bedacht, dass ich nicht auffiel, indem ich zum Beispiel irgendein Verkehrsschild missachtete oder sogar einen Unfall baute, denn das konnte ich gerade gar nicht gebrauchen. Den Lieferwagen parkte ich am Straßenrand vor dem Haus und schloss ihn währenddessen ab, da ich keine Lust hatte, dass jemand in dem Auto herumschnüffelte, während ich meine Mutter holen ging, damit wir die große Holzkiste ins Haus tragen konnten, wo später mein Vater reinkommen würde.

Gemeinsam beförderten wir die Truhe ins Haus und versteckten sie in der Waschküche, welche glücklicherweise neben dem Esszimmer lag, aber mein Erzeuger eh nicht betreten würde, da es laut meiner Mutter ja „Unter seiner Würde" wäre. Doch was für eine Würde er hatte, das fragte ich mich auch, denn meines Wissens hatte er nicht mal ansatzweise eine.

Ich versteckte mich neben der Truhe, da es wir den Schlüssel in der Tür gehört hatten und mein Vater, oder auch der Abschaum genannt, nach Hause gekommen war. Meine Mutter versprach mir, mir eine SMS zu senden, wenn es soweit war, dass wir die Mission starten konnten. Doch das hieß erstmal ein bisschen warten, dass er dicht wurde...


~ Lucias Sicht (Abigails Mutter) ~

Luke kam nach Hause, was so viel hieß, dass es jetzt erst mal an mir hing, wie unser Plan verlaufen würde, doch eigentlich hatte ich keine Angst, dass etwas schief gehen würde, ich musste einfach nur sein wie immer...

„Lucia, hol mir ein Bier und mach die Sportschau an! Danach räum alles auf und mach mir was zu essen!" , war das erste, was mir mein Mann zuschrie.

„Äh ja, was willst du denn essen?" , fragte ich leise.

„Mach mir Schnitzel mit Pommes und jetzt beeile dich mal ein bisschen, die Sendung hat schon angefangen und ich will mein Bier haben! Zack, zack!" , rief er und schmiss sich auf das Sofa, sodass es ein knarzendes Geräusch von sich gab.

Eilig lief ich in die Küche und holte ihm ein Bier, sowie Schnaps, da er jeden Abend ein zwei runterschüttete, je nachdem wie er gerade lustig war. Ich brachte ihm alles und schaltete den Fernseher ein, sodass er erst mal zufrieden war und ich mich um den Rest kümmern konnte. Das Aufräumen ging schnell, sodass ich mich anschließend daran machte, sein Essen zu zubereiten und anzurichten, da er es nur aß, wenn es gut aussah, sollte das aber nicht der Fall sein, bekam ich erst eine Tracht Prügel und hatte es danach noch einmal zu versuchen, bis es eben klappte. So war es jeden Tag und jeden Tag gefiel ihm etwas nicht, sodass mein Körper von verschiedenen Blau-, Grün-, Gelb- und Lilatönen überzogen war, je nachdem, wie alt die blauen Flecken eben waren. Das Essen servierte ich ihm mit einer weiteren Flasche Bier und hatte Glück, denn er war zufrieden und ließ mich vorerst in Ruhe.

„Lucia! Bring mir mehr Schnaps! Aber dalli!" , schrie Luke plötzlich.

„Ja, sofort." , sagte ich noch und lief in die Speisekammer, um eine neue Flasche Hochprozentiger zu holen.

Als ich bei ihm ankam, stand er mit einem fiesen Grinsen da und sein Ledergürtel lag locker in seiner Hand. Ängstlich reichte ich ihm den Alkohol und stand still, während er gierig aus der Flasche trank, als er sie absetzte, ging es auch schon los.

„Was bist du eigentlich für einen nichtsnützige Ehefrau, nicht mal eine Flasche Schnaps kannst du mir in einer Minute holen. Vielleicht hätten sie dich vor 16 Jahren auch einfach mitnehmen sollen, dann wäre mein Leben viel einfacher!" , verhöhnte er mich.

„Und wer würde dir dann deinen ganzen Scheiß hinterher räumen?" , rutschte mir raus.

„Was hast du da gesagt?" , fragte Luke lauernd.

„Äh, nichts. Es tut mir leid!" , stotterte ich.

Wütend kam er auf mich zu und sogleich spürte ich das Leder, welches hart auf meiner Haut aufkam und eine rote Stelle hinterließ. Immer wieder schlug er zu und bei jedem Aufprall zog ich zischend die Luft ein, um nicht vor Schmerzen laut loszuschreien. Doch bei einem besonders festen, riss meine Haut auf meinen Oberschenkeln ein und ich schrie schmerzerfüllt auf.


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So, das wars für heute, wenn auch wieder mal sehr spät, aber davor hab ich es einfach nicht geschafft, das Kapitel zu schreiben. Sorry dafür.

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My first steps in freedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt