Kapitel 32:

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~ Abiagails Sicht ~

Ohne darüber nachgedacht zu haben, hatte ich ihn geküsst und er hatte es erwidert, doch im selben Augenblick war die komplette Situation anders, er zog sich zurück und wir wendeten unsere Aufmerksamkeit auf das Strandhaus. Ich erkannte Silhouetten die sich uns näherten, Schüsse ertönten, die laut in dem kleinen Wäldchen neben dem Haus wiederhalten. Noah griff nach meiner Hand und zog mich im Laufschritt mit sich, als er bemerkte, dass ich ihm folgte, ließ er meine Hand los, damit wir nicht stolperten und schneller war. Adrenalin pulsierte in meinen Adern und Noah schien es ähnlich zu gehen, hastig steuerten wir auf den Wald zu und ich hatte Mühe nicht über Wurzeln und co. zu fliegen, da es sonst mein Ende wäre.

Hinter mir knackte es und die Männer kamen mir immer näher, die stechenden Blicke von ihnen konnte ich in meinem Nacken spüren und es spornte mich noch mehr an noch einen Zahn zu zulegen. Noah war dicht vor mir und ich roch den Schweiß, der ihm den Rücken runterlief. In diesem Moment fühlte ich mich wie bei meiner Flucht an meinem 18. Geburtstag, wie ein Lamm, das von einem Wolf gejagt wird und die Überlebenschance gleich null ist. So langsam merkte ich meine Beine nicht mehr und ich kam immer öfters ins straucheln, Noah nahm meine Hand und zog mich immer wieder hoch, wenn ich fast hinfiel. Dass man nicht wirklich viel sehen konnte, da es dunkel war, war ebenfalls ein klitzekleines Problem. Wir erreichten eine kleine Felswand, von außen war es so unscheinbar, doch als wir durch den dichten Efeu durchgingen, bemerkte ich, dass es ein versteckter Eingang war und wir uns in einer Art Höhle befanden. Wir schlichen weiter durch die feuchten Gänge, es roch modrig und insgesamt war es nicht wirklich vertrauenserweckend.

Schon bald erreichten wir einen Felsblock mit einer kleinen Einkerbung, in etwa so, dass eine Männerhand reinpasste, Noah legte seine Hand in die Vertiefung und eine Tür schwang auf. Gebannt blickte ich in den kleinen Raum, der bis oben hin mit Waffen, Schutzwesten, Munition und anderen nützlichen Dingen ausgestattet war. Noah trat ein und reichte mir eine kugelsichere Weste, eine andere zog er sich selbst über, dann reichte er mir eine Waffe und ein Messer, sich selber nahm er dasselbe und hängte sich noch ein Gewehr um die Schulter. Er schloss die geheime Kammer wieder und gingen den Weg weiter entlang, bald wurde es wieder heller und ich roch das Meer, dem wir sehr nah sein mussten, da ich die Brandung deutlich hören konnte. Noah schaute sich nach den Männern um und dann rannten wir weiter, weiter Richtung Strand, obwohl ich das jetzt nicht gemacht hätte, vertraute ich einfach auf Noah, dass er das richtige tat und uns nicht in den Tod laufen ließ.

„Bleib dicht hinter mir, wenn sie schießen! Du kannst zwar auch versuchen jemanden abzuknallen, doch wahrscheinlich wirst du nicht wirklich jemanden treffen." , rief er mir zu, bevor auch schon die ersten Schüsse ertönten und das Feuer als eröffnet galt.

Ich stand so nah hinter ihm, dass ich jede auch noch so kleine Bewegung von ihm registrierte und ins Schwärmen verfallen wäre, wenn wir nicht in so einer aussichtslosen Situation gewesen wären. Uns standen etwa 15 Männer gegenüber, wobei die ersten fünf nach geringer Zeit blutend am Boden lagen und sich entweder sämtliche Gliedmaßen hielten oder ihren letzten Atemzug taten. Bei jedem Schuss zuckte ich zusammen und als Noah dann auch noch angeschossen wurde, reichte es mir. Noah sank vor mir auf die Knie, da sie ihm ins Bein geschossen hatten und er nicht mehr stehen konnte, außerdem klaffte an seiner Schulter eine Schusswunde und überall auf seinen Klamotten waren Blutspritzer.

„Lauf, Abigail!" , sagte Noah zu mir, sodass nur ich es hören konnte.

Doch das würde ich nicht, er hätte sein Leben für das meine gegeben und ich sollte jetzt abhauen? – Nein, nein und nochmal nein.

Da icheh ohne Schutz dastand, nahm ich die Waffe, die mir Noah gegeben hatte undbegann so gut ich konnte auf die sechs Männer, die noch vor uns standen zutreffen. Meine ersten Schüsse verfehlten das Ziel um einiges, doch ich gewöhntemich an das Gefühl des kalten Metalls in meiner Hand und ich wurdezielsicherer. Schon bald fiel einer der Männer zu Boden und ich konzentriertemich auf die anderen, sie kamen mir immer näher und ich begann Panik zu schieben.Doch ich war in der Unterzahl, ich schoss weiter, erwischte noch einen weiterenund auch dieser fiel, jetzt waren es nur noch drei, warte mal, wo war dervierte, es muss noch irgendwo einer sein...

Im nächsten Moment merkte ich, wie sich ein Messer in meinen Oberschenkel bohrte, abgelenkt wollte ich mich umdrehen, doch da schoss mir einer der drei in die Schulter und ein anderer in den anderen Arm. Schmerzerfüllt schrie ich auf und konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten, weswegen ich nach vorne umkippte. Ich muss sagen, ich wollte schon immer mal den Boden küssen, vor allem da ich einmal den ganzen Mund voller Sand haben wollte.

Zwei der Männer zogen mich nach oben und schliffen mich mit sich, ich drehte meinen Kopf um, um nach Noah ausschauzuhalten, doch ich konnte ihn nicht sehen, nur der mit Blut getränkte Sand zeugte davon, wo er gesessen hatte.

„Noah, Noah, wo bist du?" , schrie ich panisch und drehte meinen Kopf immer wieder in alles Richtungen.

„Halt die Klappe, du kleine Schlampe! Dein verlogener Freund ist direkt neben uns..." , zischte mir einer der Mafiosis bedrohlich zu.

„Lassen sie mich jetzt sofort los, sie hässlichen kleinen Missgeburten! LOS LASSEN HABE ICH GESAGT!" , schrie ich mir mit neu gewonnenen Mut die Seele aus dem Leib.

„Du hast es so gewollt..." , hörte ich den einen noch brummen und spürte sogleich einen stumpfen Gegenstand auf meinem Hinterkopf aufschlagen.

Mir wurde schwarz vor Augen.



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Das war es für heute, ich hoffe euch gefällt das Kapitel und ihr seid gespannt, wie es weitergeht. Bis zum nächsten Mal!

~ 1022

My first steps in freedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt