Kapitel 8- gute Nacht:

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In dieser Position saßen wir noch eine Weile auf der schicken weißen Couch, bevor sich Jessica und Derek dazu entschlossen ins Bett zu gehen, da es schon recht spät war und sie morgen in die Arbeit mussten. Es war nett gewesen, wirklich nett, wir hatten über Gott und die Welt geredet, nur ein Thema hatten wir geschickt ausgeklammert - meine Vergangenheit. Und wenn ich ehrlich war, war es gut so gewesen, da ich so einfach normal sein konnte und nicht die, die immer bemitleidet und bemuttert werden musste, sondern eine junge Frau mit einem Plan, zwar hatte ich diesen noch nicht, dennoch hoffte ich, dass ich bald einen haben würde, damit ich endlich damit anfangen könnte zu leben. Ich hatte nun schon so lange daruf gerwartet und nun bestand wirklich die Chanca, dass meine Träume wahr werden würden.

Als die beiden tuschelnd aus dem geräumigen Wohnzimmer verschwunden waren,  fragte mich Noah schon bald:

"Willst du noch einen Film anschauen?"

"Wie du willst. Welchen schlägst du vor?", erwiderte ich schnell.

"Wir könnten die neue Folge von Westworld anschauen.",  überlegte Noah laut und kratzte sich am Hinterkopf.

"Was ist das? Worum geht es da?", erkundigte ich mich, da ich noch nie von einer solchen Serie gehört hatte.

"Stimmt, du kennst die Serie ja nicht, also verstehst du dann wahrscheinlich auch nur Bahnhof... Wir könnten auch von ganz von vorne anfangen, bei mir ist es auch schon eine ganze Weile her. Was hälst du davon?", schlug er mit einem kleinem Lächeln um seinen Lippen vor.

"Ja, wenn das für dich in Ordnung ist. Ich will dir keine Umstände machen!", erklärte ich, bevor ich ihn eindringlich anschaute, um seine Reaktion erfassen zu können.

"Das macht es nicht, Abi. Dann lass uns loslegen.", erwiderte er, griff nach der Fernbedienung und schaltete den großen Flachbildfernseher ein, der auf der anderen Seite des Zimmers hing und fast die Hälfte der Wand bedeckte.

Das die Bewohner dieser Fünfzimmerwohnung genüged Geld verdienten, konnte man an vielen Details, zu dem auch dieser Fernseher zählte sehen. Er startete den Film und lehnte sich entspannt zurück, ich tat es ihm gleich und legte meinen Kopf vorsichtig auf die Couchlehne und kuschelte mich in die richtige Position, sodass ich es als gemütlich empfand. Gebannt verfolgte ich das geschehen, das sich vor mir abspielte und lauschte den Dialogen der Darsteller. Als die Folge aus war, war ich schon ein bisschen müder, schlafen würde ich allerdings noch immer nicht können. Ich drehte meinen Kopf zur Seite, da ich im Augenwinkel gesehen hatte, dass Noah im bergriff war aufzustehen, bevor er sich weiter entfernen konnte, sprang ich auf und hielt ihn am Handgelenk fest, sodass er nicht weitergehen konnte. Es wäre zwar ein leichtes gewesen sich aus meinem Griff zu befreien, doch er tat es nicht, sondern blickte über seine Schulter und schaute mich an. Es war als könnte er mit seinem fixierenden in meine Seele blicken und mich lesen, mit einem Kopfschütteln vertrieb ich diesen Gedanken allerdings und fing an zu sprechen:

"Hey, wo willst du hin?", fragte ich mit einem enttäuschtem Unterton.

"Ich wollte mir nur etwas zu drinken holen, willst du vielleicht auch was?", antwortete er mir mit zuckenden Mundwinkel. Hatte er meine Gedanken gelesen und gemerkt, dass ich nicht will, dass er geht? Wenn ja, wäre das mein Untergang. Erdboden tue dich auf!

"Oh, ja gerne. Aber lass mich das machen, sag mir einfach wo alles ist und dann hol ich alles.", sagte ich und versuchte mein nun rot angelaufened Gesicht hinter meinen offenen Haare zu verbergen, indem ich sie wie einen Vorhang vor mein gesicht fallen ließ.

"Okay, die Gläser sind im Schrank über dem Spülbecken und der Wein ist im Kühlschrank, aber den wirst du wahrscheinlich finden. Du trinkst doch Wein, oder?", begann Noah runter zurattern.

My first steps in freedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt