Kapitel 50:

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~ Noahs Sicht ~

Abigail war einfach unglaublich, sie war wild, ungestüm und unberechenbar, konnte aber auch zart, liebevoll und verletzlich sein, doch genau das machte sie noch attraktiver, als sie eh schon war. Ich liebte sie und würde nie damit aufhören können, denn ich brauchte sie, um zu überleben, wie die Luft zum Atmen. Wie die Erde die Sonne brauchte, um gedeihen zu können. Ohne sie war ich nichts, nichts, was leben mochte und nichts, was lieben wollte. Ich hatte ihr mein Herz geschenkt und sie mir das ihre und so mussten wir beide aufpassen, dass wir uns nicht gegenseitig zerstörten, denn die Macht dazu hatten wir nun auf jeden Fall. Doch genau das Gegenteil konnte auch der Fall sein, wir konnten uns heilen und dafür sorgen, dass es dem jeweils anderen gut ging. Und genau das strebte ich an, auch wenn ich nun nicht zu hundert Prozent wusste, wie sich Abi nun verhalten würde, nachdem wir Sex hatten.

„Lasst uns seine siebte Strafe vollziehen, denn so langsam geht uns die Zeit aus, er wird wohl nicht mehr lange leben." , riss mich Abigail aus meinen Gedanken und hatte ihren Killerblick aufgesetzt, den ich so sehr fürchtete, da er nichts Gutes bedeutete.

„Was schlägst du vor?" , fragte ihre Mutter Lucia.

„Ich wäre für ein kleines Psychospielchen." , sagte Abi fies grinsend.

Bevor auch nur einer überhaupt reagieren konnte, schnappte sie sich ein kleines Handtuch und einen Krug mit Wasser. Langsam ging sie auf Luke zu und legte das noch trockene Tuch auf sein Gesicht, gierig sog sie den Anblick in sich auf und hob die Karaffe über den Kopf ihres Opfers. Ich wusste was nun kam und noch besser wusste ich, dass es eine ausgezeichnete Qual war, die dem Betroffenen eine Heidenangst einjagte und psychischen Absturz einbrachte. Sie goss wie in Zeitlupe das Wasser auf das Handtuch, sodass es schön nass war und schwer auf Lukes Gesicht lag, immer mehr Wasser ließ sie auf sein Gesicht fließen und hinderte ihn damit daran zu atmen. Sein Brustkorb begann nach einiger Zeit zu zucken und man merkte ihm an, dass er in diesem Zeitpunkt extremen Sauerstoffmangel hatte. Ruckartig riss Abigail das Handtuch weg und schaute ihn hasserfüllt an.

„Siehst du jetzt, was du mit uns gemacht hast? Du hast uns die Luft zum Atmen genommen, du hast uns dazu gebracht, dass wir beide fast erstickt währen! UND DAS NUR, WEIL DU DEINEN FEHLER NICHT SELBER AUSBÜGELN KONNTEST! DU WOLLTEST NICHT DRAUFGEHEN UND HAST UNS DIE EKELIGE SUPPE AUSLÖFFELN LASSEN!!!" , schrie sie und wurde immer lauter, am Ende brach sie in sich zusammen und schluchzte bitterlich auf.

Ich löste mich aus meiner Schockstarre und rannte zu ihr, sanft zog ich sie in meine Arme und drückte sie vorsichtig an mich, damit ich ihr nicht wehtat. Ihre Schultern bebten und sie klammerte sich an mich, als wäre ich ihr Anker, der sie vor dem Untergang bewahrte. Doch in diesem Moment wollte ich nichts anderes sein, ich wollte sie stützen, sie in meinen Arm halten und ihr die nötige Stärke geben, die sie brauchte. Ich wollte für sie da sein und ihre Tränen trocknen, ihr zuhören und sie trösten.

Zaghaft hob ich sie hoch und trug sie aus dem Raum, der wirklich erbärmlich stank, sodass es einem den Magen umdrehen konnte, wenn man es nicht gewohnt war. Sie zitterte noch immer und ab und zu schniefte sie laut, doch ansonsten war sie ruhig geworden, beinahe leblos lag sie in meinen Armen und sog die Ruhe, die von mir ausging in sich auf, sodass sie sich auf Abigail übertrug. Ich setzte sie in mein Auto auf den Beifahrersitz und wischte ihr die Tränen von der Wange, anschließend schrieb ich Adam, dass er Luke und Lucia mitnehmen sollte und ins Hauptgebäude bringen sollte, da er dort erstens besser aufgehoben war und zweitens, hatte ich mit Abigail meine Ruhe.

Als ich anfuhr, wendete Abi ihren Kopf zu mir und schaute mich still an, erst als ich ihren Blick erwiderte, begann sie zu sprechen:

„Danke, Noah! Danke für alles und noch so viel mehr! Ich liebe dich und brauche dich in meinem Leben!"

Ich sah ihr liebevoll in die Augen und legte meine Hand auf ihren Oberschenkel, sodass ich ihn streicheln konnte, was sie sichtlich genoss und sich ein wenig entspannte. Schon bald kamen wir an und ich schickte einen meiner Männer los, um das Motorrad zu holen, welches noch immer vor dem Hotel stand, in dem sie untergekommen war. Hand in Hand liefen wir den Weg entlang und stiegen die breiten Treppen nach oben zu meinem Schlafzimmer. Eigentlich hatte Abi zwar ihr eigenes Zimmer, doch ich wollte und konnte sie nun nicht alleine lassen. Sie würde zwar wahrscheinlich noch die Strafe vollenden wollen, doch ich hatte Adam vorhin gesagt, dass Lucia es vollbringen sollte, sodass sich Abigail ein wenig ausruhen konnte.

Es war zwar eigentlich noch nicht spät genug, um schlafen zu gehen, doch wir hatten beide tiefe, dunkle Augenringe unter den Augen, weshalb uns ein beiden ein Schönheitsschlaf nicht schaden konnte. Ich reichte ihr ein kurzarm T-Shirt von mir und zog mich dann bis auf die Boxers aus, während sie ihre Klamotten gegen das ihr viel zu große Shirt tauschte. Dann kuschelten wir uns auch schon nah aneinander in mein Kingsize-Bett und schliefen auch schon rasch ein.

~ Timeskip ~

Unruhig wälzte ich mich hin und her und schlug danach doch die Augen auf, als sie sich an die Dunkelheit in meinem Zimmer gewöhnt hatten, stellte ich fest, dass die Seite, auf der Abi geschlafen hatte leer war. Seufzend stand ich auf und zog mir ein Shirt über, damit ich nicht halb nackt durchs Haus laufen musste. Ich suchte sie erst auf dem Klo, dann in ihrem Zimmer, anschließend in der Küche, doch als sie dort auch nicht aufzufinden war, blieb eigentlich nur noch die Möglichkeit, dass sie Luke einen kleinen nächtlichen Besuch abgestattet hatte. So lief ich also in den Keller und leuchtete mit der Handytaschenlampe die düsteren Gänge ab, bis ich einen kleinen spitzen Schrei hörte und einen dumpfen Aufprall.

Schnell rannte ich in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren und blieb entsetzt stehen, als ich sah, welcher Anblick sich mir bot. Abigail stand mit triumphierenden Grinsen mit einem Fuß auf dem Bauch eines Wachmannes, welcher stöhnend auf dem Boden lag. Ich brach in schallendes Gelächter aus und zog so die Aufmerksamkeit der beiden auf mich.

„Was machst du hier?" , fragte mich Abi.

„Sie müssen die Kleine aufhalten, Boss. Sie kam hier einfach reinspaziert und wollte zu dem neuen Gefangenen..." , sagte der Mann gleichzeitig.

„Alles gut, sie ist die Zuständige für das Arschloch. Ich habe dich gesucht, da ich mir Gedanken gemacht habe, dass dir etwas passiert sein könnte." , beantwortete ich beide Fragen nacheinander.

„Okay, dann kann ich ja jetzt reingehen und die Missgeburt hinter dieser Tür besuchen." , erwiderte Abigail und sperrte, ohne auf eine Antwort zu warten die Tür auf.

Ich hetzte ihr hinterher und hielt sie am Arm fest, sodass sie nicht weitergehen konnte.

„Du kannst ihm eine Strafe geben, aber danach gehen wir wieder schlafen, okay?!" , presste ich mit zusammengebissen Zähnen hervor, da mir das nun eigentlich gar nicht passte.

„Okay!" , erwiderte sie kurz und stiefelte weiter.







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Das wars für dieses Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen. Bis zum nächsten Mal. Jetzt bin ich erstmal im Urlaub, hoffe aber trotzdem, dass ich schreiben kann und es dann auch hochlade... Das Buch in diesen Ferien zu beenden, wird wahrscheinlich doch nicht ganz funktionieren, aber dennoch wird es nicht mehr so lange dauern.

~ 1250

My first steps in freedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt