Kapitel 38:

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~ Noahs Sicht ~

Das mit der Therapie würde nicht leicht für Abigail werden, das stand fest, doch ich würde ihr jede nötige Unterstützung geben und das, ohne mit der Wimper zu zucken. Als sie mir ihre Liebe gestanden hatte, war ich erst einmal komplett überrumpelt gewesen, hatte nichts gesagt, doch mittlerweile konnte ich zu 99,9% sagen, dass ich dasselbe für sie empfand, wie sie für mich. Jetzt wollte sie aber erst einmal ihre Mutter suchen, dabei konnte ich den guten Aspekt meiner Arbeit zeigen, also jetzt nicht als Arzt, denn diesen Job hatte ich jetzt wahrscheinlich eh nicht mehr, da ich so oft nicht erschienen war, ich meine den Job als Mafiosi. Dort hatte ich in langjährigem Training gelernt, wie man geschickt und schnell eine Person fand, genau das würde ich jetzt anwenden.

Als erstes räumten wir uns den Tisch in Abigails Gästezimmer frei, dort stellte ich ein Notebook, Zettel, Stifte und noch ein paar weitere Dinge bereit. Abigail setzte sich hin und betrachtete alles neugierig, doch die „Hauptzutat" fehlte noch, dafür musste ich aber in das Büro meines Chefs, da dort alles Akten aufbewahrt wurden. So meines Wissens nach auch die ihres Vaters und somit auch die ihrer Mutter, was sehr nützlich sein konnte. In unserer Welt musste man nur wissen, wo die Antwort steht. Ich sagte Abi, dass sie kurz auf mich warten sollte, was sie akzeptierte und ich den Raum verließ, um dann zwei Stockwerke nach oben zu gehen und die große schwere Holztür aufzuschließen, die Adams Büro von dem Rest des Hauses trennte. Dort trat ich ein und verschloss die Tür wieder, damit ich nicht gestört werden konnte, ich trat auf die Schränke zu und musste nicht lange suchen, da stach mir der Name Brown ins Auge. Ich zog die Akte hervor und klappte die erste Seite auf. Am Anfang standen dort nur die Steckbriefe und Fotos von Abigails Eltern, sowie von ihr selber, ich machte mit meinem Handy Fotos und blätterte auf die nächste Seite. Es wurde schon interessanter, der Tathergang und Folgen waren genauestens dokumentiert, was ich ebenfalls mit einem Bild festhielt.

Schlussendlich entschied ich mich dazu die ganze Akte zu kopieren, auch wenn sie eigentlich streng vertraulich war, doch das war mir in diesem Moment egal, was ich wollte, war Abigail zu helfen und sonst nichts. Mit den Ausdrucken in der Hand lief ich zurück zu Abigail, die in dem großen Zimmer auf mich wartete und mich mit einem erwartungsvollen Blick ansah. Ich ließ mich neben sie fallen und gemeinsam blätterten wir durch die Akte, bei den Bildern ihrer Eltern, musste sie schlucken und ihre eine Hand begann unkontrolliert zu zittern. Genauestens studierte sie die Fotos und schien sich alles einzuprägen, was sie sah, als ihre andere Hand auch zu zucken begann und ihr die ersten Tränen über die Wangen liefen, drehte ich sie zu mir um. Vorsichtig wischte ich ihr die Wassertropfen mit den Daumen aus dem Gesicht und zog sie in eine feste Umarmung, die sie sogleich erwiderte. Sie weinte noch eine kurze Zeit, doch schon bald war nichts mehr von ihr zuhören und sie löste sich mit neuem Tatendrang von mir. Erstaunt blickte ich ihr in die Augen, doch dort war nichts mehr von der verletzlichen Person zu finden, ihr Augen strahlten pure Entschlossenheit, Härte aber auch eine unnatürliche Kälte aus, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Es war ja nicht so, dass ich mit solchen Blicken nicht klarkam, doch einen so schnellen Wechsel von Gefühlen hatte ich selten erlebt und genau das war mir ein wenig unheimlich, auch wenn ich das natürlich niemals zugeben würde.


~ Abigails Sicht ~

Während Noah mich im Arm gehalten hatte, hatte ich einen Entschluss gefasst, ich würde meinem Vater zeigen, was aus mir geworden war, eine starke junge Frau, die sich mit solch einer Aktion nicht zufriedengab, ich wollte Rache. Rache an meinem Vater, dafür, dass er mir jahrelange Misshandlung, Angst und vieles mehr beschert hatte, außerdem hatte ich wirklich Lust ihm zu zeigen was man nicht machte und wie leicht ein Leben beendet werden konnte. Dazu kam, dass ich rausfinden musste, was mit meiner Mutter passiert war... Hatte sie mich genauso im Stich gelassen, wie mein Vater es getan hatte, oder tat ich wenigstens ein bisschen leid? Ich hatte keine Ahnung und hoffte, es bald herauszufinden, doch davor musste ich mich erstmal darauf vorbereiten meinen Vater zu finden und was ich mit ihm Schönes anstellen konnte, damit er mich nie mehr vergaß. Seine Adresse war schnell gefunden, wir gaben die Adresse ins Internet ein und sofort ploppte ein Fenster auf, dass den Ort genauer bestimmte. Von hier waren es ungefähr zwei Stunden mit dem Auto, doch bevor ich diese Reise antreten würde, brauchte ich noch Noahs Hilfe.

My first steps in freedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt