Kapitel 31:

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~ Noahs Sicht ~

Ich war selber über meine Redseligkeit überrascht, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich ihr die Wahrheit sagen musste, bevor ich riskierte, dass ich sie verlor. Zwar bestand die Möglichkeit, dass sie sich vor mir zurückziehen würde und abhaute, doch ich musste mit offenen Karten spielen und auf ihre Instinkte vertrauen, die sie hoffentlich richtig leiten würden. Bevor ich die ganze Sache noch mal überdenken konnten, begann ich es ihr zu erzählen, angefangen bei meiner Vergangenheit, bis in die Gegenwart.

„Bevor ich anfange, bitte versprich mir, dass du mich ausreden lässt und danach gut darüber nachdenkst, was du als nächstes machst! Einverstanden?" , bat ich sie noch.

„Ja, okay..." , gab sie zögernd zu und rieb sichfröstelnd die Arme, weswegen ich ihr kurzerhand meinen Pullover gab und sie ihnsich überstülpte.

~ Abigails Sicht ~

Dann fing er auch schon zu erzählen.

„Ich war 14 Jahre, als meine Mutter mit ihrem neuen Lover abhaute, mich bei meinem Vater zurückließ und unser Leben komplett ins Wanken brachte. Mein Vater war ein trockener Alkoholiker und an demselben Abend nahm er wieder eine Flasche Wodka und begann wieder zu trinken, erst nur eine Flasche am Tag, doch je länger sie weg war und je sicherer es war, dass sie nicht mehr zurückkommen würde, desto mehr wurden es, der Frust stieg und er war dauerbesoffen. Er merkte gar nicht mehr, dass es in mir auch etwas gebrochen hatte, nach einem knappen Monat begann er dann mich zu schlagen und mir die Schuld zu geben, dass sich meine Mutter aus dem Staub gemacht hatte. Es wurde immer schlimmer und ich verbrachte immer mehr Zeit in der Schule, nur um nicht nach Hause zu müssen. Mit 16 war ich so gut wie fertig mit der Schule, da ich ein paar Jahre übersprungen hatte, als ich eines Tages von der Schule heimging, sprachen mich ein paar Jugendliche an. Sie haben mich vollgelabert und ich fühlte mich zum ersten Mal verstanden, naja, so kam es, dass ich meine kriminelle Ader entdeckte und aus kleinen Jobs wurden größere."

Er holte tief Luft, um weiter zu erzählen.

~ Noahs Sicht ~

Als ich kurzzeitig verstummte, sah ich, wie sich in Abigails Augen Tränen gebildet hatten und sie schlang kurzerhand ihre Arme um mich und hielt mich ganz fest.

Ich weiß nicht warum, doch nun stiegen auch mir die Tränen in die Augen und ich atmete tief ihren bezaubernden Duft nach Blumen und Apfel ein. Doch als ich mich wieder ein wenig gefasst hatte, sprach ich auch schon wieder weiter.

„Eines Tages nahmen mich die Jungs mit zu einem Streetkampf und das war wieder ein Wendepunkt in meinem Leben. Ich musste schmerzlicher Weise feststellen, dass mich die Personen, denen ich vertraut hatte, nur benutzt hatten. Es war ein Kampf, bei dem sich zwei Gangs maßen und ich war mitten drinnen, untrainiert und total überfordert. Naja, so kam es, dass ich schwer verletzt aus dem Kampf hervorging und mich die anderen Gangmitglieder einfach dort liegen ließen, hätte mich mein heutiger Boss nicht gefunden, wäre ich wahrscheinlich tot. Adam, also mein Boss, hat mich gesund gepflegt und dann angefangen mich zu trainieren, nach einem knappen Jahr, war ich wieder einsatzbereit und er erzählte mir wer er war und was er machte. Ich war damals genauso geschockt, wie du es jetzt wahrscheinlich bist, doch er ist in der Mafia und so fing ich an für ihn Aufträge zu erledigen und ich fühlte mich zum ersten Mal stark und unbesiegbar. Damit ich nicht das Gefühl hatte wieder ausgenutzt zu werden, setzte er einen Vertrag auf, dass er mich beschützen würde und hinter mir stand, egal was ist. Nach einer Weile sehnte ich mich nach Rache an meinem Vater, dass er mir das Leben noch mehr zur Hölle gemacht hatte und so brachte ich ihn kurzerhand um. Da es wie eine Sucht war, folgten die Gangmitglieder, die mich im Stich gelassen hatten."

Ich verstummte und blickte zu Abigail, die mich immer noch umklammert hielt. Ihre Tränen waren versiegt und sie hatte ein Pokerface aufgesetzt, doch ihr Griff war härter geworden, doch da sie nicht abgehauen war, brachte ich den Mut auf sie etwas zu fragen.

„Verstehst du was ich meine?"

„Ja, ich denke schon. Du bist in der Mafia und hast Leute auf dem Gewissen." , antwortete sie nachdenklich.

„Und du läufst nicht weg?" , fragte ich zögerlich.

„Nein!" erwiderte sie dieses Mal entschlossen.

„Warum nicht?" , rief ich schon fast verzweifelt.

„Weil du kein schlechter Mensch bist, Noah! Willst du weitererzählen?" , sagte sie und schaute mir direkt in die Augen.

„Ja"

Und so erzählte ich weiter.

„Naja, das schlimmste aber ist, dass ich mehr über dich weiß, als du denkst. Meine Mafia ist schuld daran, dass du entführt wurdest, sie entführten dich, als du zwei Jahre al warst und hielten dich gefangen, das weißt du ja auch, doch die Zwangsheirat hatte einen Grund, du bist das Kind eines Mannes, der viel falsch gemacht hat und sich mit uns angelegt hatte, er wollte seine eigene Mafia aufbauen und der Preis warst du, er hat dich verwettet. Einer unserer Männer hat dich bekommen, als er aber starb, bist du sozusagen in den Besitz seines Sohnes übergegangen und den solltest du heiraten." , ich wollte fortfahren, als Abigail sich noch fester an mir festkrallte und ihr ein lauter Schluchzer entfuhr.

Sanft drückte ich sie an mich, streichelte ihr über den Rücken und versuchte sie zu trösten, doch ich selbst wusste, dass die Wahrheit manchmal echt wie der Teufel höchstpersönlich ist. Beruhigend redete ich auf sie ein und wog sie in meinen Armen. Sie war in diesem Moment so verdammt verletzlich und ich brachte es einfach nicht übers Herz sie jetzt im Stich zu lassen und ihr ein Taschentuch rauszuholen, da ich sie dann loslassen müsste. Da unterbrach sie mich aber mit brüchiger Stimme.

„Bitte erzähle mir alles, was du weißt. Bitte!"

Kurz zögerte ich doch, da ich sie nun nicht auch noch enttäuschen wollte, begann ich zögerlich wieder an zu erzählen.

„Deine Hochzeit hätte unserer Mafia Ehre, Ansehen, Macht und vor allem Respekt eingebracht. Als ich dich aus der Gasse mitgenommen habe, hat sich etwas zum ersten Mal richtig angefühlt. Das größte Problem ist aber, dass ich dich im Auftrag meines Bosses finden und dich ihm ausliefern soll, deswegen habe ich auch sofort zugestimmt mit dir abzuhauen. Eins steht fest, ich werde dich ihm nicht ausliefern, da ich, naja ich mag dich irgendwie...", beendete ich meine kleine Rede und schaute sie gespannt an.

Sie blickte zu mir auf und ich wischte ihr mit meinem Daumen die Tränen von der Backe, als ich gerade nochmal ansetzen wollte, um noch etwas hinzuzufügen, zog sie meinen Kopf zu sich runter und küsste mich. Perplex erwiderte ich den Kuss, der voller Verzweiflung und dementsprechend härter war, als ich erwartet hatte.

Doch irgendetwas riss mich aus meiner jetzigen Welt und brachte mich zurück in die Gegenwart, Abigail hatte es anscheinend auch bemerkt, denn wir richteten unsere Aufmerksamkeit gleichzeitig zum Strandhaus. Und da war es wieder, ein Schuss und danach gleich noch einer. Panisch schaute mich Abi an und ich zog sie mit mir hoch.

„Vertrau mir, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht, denn ich glaube ich habe mich in dich verliebt." , sagte ich noch, bevor ich versuchte die Lage zu analysieren.

„Ich mich auch!" , antwortete sie mir noch.

Doch dann fielen Schüsse und wir rannten los.



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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ich würde mich immer freuen, wenn ihr voted oder schreibt, ob euch meine Geschichte gefällt.

Wer sind wohl die Schützen, die Abis und Noahs Zweisamkeit stören? Und was könnten sie wollen?

Frohe Ostern an euch alles und sorry, dass es erst heute kommt...

~ 1270





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