Kapitel 55:

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~ Abigails Sicht ~

Die Vorwürfe in meinem Kopf wurden wieder lauter und es juckte mich in den Fingern wieder meinen Freund, den Stuhl aufzusuchen und meinem Hass auf mich selbst Luft zu machen. Doch das ging nicht, denn die junge Krankenschwester kam mit einem Becher Kaffee in der Hand wieder zurück und reichte mir diesen. Anstatt aber wieder zurück zu gehen, setzte sie sich neben mich und redete beruhigend auf mich ein. Wahrscheinlich hatte mir der Arzt sie als Anstandswauwau geschickt, dass ich mir nicht wieder selber weh tat.

„Was passiert jetzt mit ihm? Schafft er es?" , fragte ich die arme Frau gefühlt im Minutentakt.

„Es wird ihm gut gehen." , war ihre Standartantwort.

Man merkte ihr an, dass sie selber nicht zu hundert Prozent daran glaubte, doch sie schien nicht zu wissen, dass ich das merkte. Es war dieses Schönreden, welches die Hoffnungen schafften und diese fielen oft bei nur einem schwachen Lufthauch in sich zusammen. Ich kannte es nur zu gut, ich hatte es bei mir oft selber gemacht, ich hatte damit mein Leid ein wenig ausgeblendet und mir die Welt schön ausgemalt, auch wenn es eine absolute Scheiße war.

Ich war dabei den einzigen Menschen zu verlieren, der vom Anfang an zu mir gehalten hatte, egal ob es mit mir schwierig oder leicht war, egal ob ich eine Krise hatte oder eine Glückssträhne. Sogar in absolut gefährlichen Situationen hatte Noah ohne zu zögern zu mir gehalten und gar nicht groß darüber nachgedacht, was es für ihn und sein Leben bedeuten würde. Er hatte mich wirklich geliebt, das wurde mir gerade klar, er hatte sein Herz für mich geöffnet, auch wenn er es verschlossen hielt, mit der Angst enttäuscht zu werden. Doch bei mir hatte er eine Ausnahme gemacht und ich Volldepp schoss auf ihn.

„Abigail..." , riss mich die Stimme meiner Mutter aus meinen Gedanken.

„Mama, ich bin schuld! Ich habe Angst ihn zu verlieren! Noah ist mein Leben!" , flüsterte ich und wieder einmal quollen Tränen aus meinen Augen.

Sie zog mich in eine feste Umarmung und streichelte mir über den Kopf.

„Es wird alles wieder gut, mein Schatz! Du brauchst keine Angst zu haben, denn Noah wird es schaffen! Ich bin bei dir!" , murmelte meine Mutter liebevoll in mein Haar.

Ich schluchzte und löste mich von ihr, um sie ansehen zu können.

„Was wenn nicht? Was mach ich dann? Dann will ich auch nicht mehr leben!" , sagte ich mit fester Stimme.

„Darüber denkst du jetzt nicht nach, Abigail! Geh dich umziehen, wir bleiben hier." , antwortete sie mir.

Ich schaute an ihr vorbei und erkannte Adam, der nachdenklich an der Wand lehnte und uns beobachtete.

„Ich kann nicht, ich muss da sein, wenn er aufwacht. Ich muss auf ihn aufpassen. Mich bei ihm entschuldigen und ihm sagen, wie sehr ich ihn brauche und liebe. Ich will für ihn da sein, wenn er mich braucht, so wie er für mich da war und wie er meine Hand gehalten hat. Ich muss..." , zählte ich ihr auf.

„Das ist ja auch alles schön und gut, aber willst du stinken, wenn er aufwacht. Du kannst dich ja beeilen!" , unterbrach mich Lucia.

„Ich weiß nicht. Was wenn was ist, wenn ich weg bin?" , äußerte ich meine Zweifel.

„Dann ruf ich dich an. Geh jetzt!" , besänftigte mich meine Mutter.

Immer noch zweifelnd drehte ich mich um, sprintete dann aber zu Noahs Zimmer. Der Geruch war gleich und für einige Sekunden war ich wie erstarrt, erinnerte mich aber sofort wieder daran, was meine Mission war. Hastig zog ich mir eine schwarze Skinny-Jeans und ein neues Shirt von Noah an, welches die gleiche Farbe wie die Hose hatte. Schnell wusch ich mir mein Gesicht, wechselte das Pflaster und kämmte meine Haare. Anschließend hetzte ich wieder zurück in den Gang. Mein Herz setzte für einen Schlag aus, als ich den Arzt neben meiner Mutter und Adam sah. Die letzten Meter rannte ich so schnell, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter mir her.

„Wie geht es Noah?" , schrie ich nahezu hysterisch.

„Beruhigen sie sich, wir konnten ihren Freund stabilisieren. Es ist wieder alles in Ordnung, aber wir müssen ihn mehr kontrollieren, außerdem ist ein Besuch nun untersagt. Die Chancen, dass er wieder ganz gesund wird, stehen bei 49 Prozent. Es tut mir leid, ihnen dies sagen zu müssen. Allerdings habe ich noch eine Botschaft für sie, die ich gestern ganz vergessen hatte. Als ich ihn in den OP brachte, hat er etwas für sie gesagt, ich habe es aufgeschrieben." , erklärte er und kramte dann einen Zettel hervor.

Ich nahm ihn entgegen und las die Buchstaben, die darauf standen.

Abigail, kümmere dich um J...

„Zu mehr kam er leider nicht mehr. Aber vielleicht hilft Ihnen auch das weiter." , sagte er und schaute betrübt auf den Boden.

Ich dankte ihm und ging dann zu der Glasscheibe, durch die man Noah sehen konnte.

„Ich liebe dich! Ich mach, was du willst. Pass auch dich auf und bis später!" , verabschiedete ich mich von ihm, während ich meine Handfläche auf die Scheibe legte.

Danach ging ich mit großen Schritten in den Keller, nachdem ich eine Wache nach der richtigen Tür gefragt hatte, holte ich mir eine Waffe und nahm eine der Muskelmänner mit in den Raum, da ich nicht wusste, zu was Janette fähig war.

„Guten Morgen, Janette. Gut geschlafen?" , fragte ich die zitternde Person.

„Was willst du? Wollte nicht Noah vorbeikommen? Ich könnte es ihm dann endlich richtig besorgen!" , antwortete sie frech.

„So ein vorlautes Mundwerk und doch so ein scheiß Charakter. Tja, Noah konnte seine Zeit leider nicht mit so einer unwichtigen Sache, wie dir, verschwenden. Deswegen bin ich hier, ich werde dir zeigen, wer hier der Boss ist. Denn das meine liebe Janette, bin ich!" , zischte ich ihr angepisst von ihrer Frechheit zu.

„Du dreckige Bitch. Lass mich gehen!" , schrie sie mir ins Gesicht.

Doch anstatt einer Antwort von mir bekam sie nur eine schallernde Ohrfeige, die in dem ganzen Raum widerhallte. In dem Blick, den sie mir zuwarf, war Angst, aber auch eine große Portion Wut zu erkennen.

„Willst du sehen, was mit Leuten wie dir passiert? Sie werden ausgelöscht, davor aber werde ich dir noch ein paar Dinge zeigen, die man unbedingt mal erlebt haben sollte. Aber nun lass uns endlich beginnen, ich habe noch etwas anderes zu tun!" , erzählte ich ihr.

Abwartend schaute mich die Wache an und ich zückte ein Messer, die Klinge ließ ich langsam und mit ein wenig Druck über Janettes Bein gleiten, welches unter ihrem knappen Kleid rausschaute. Sie sah echt billig aus, wie eine richtige Hure, doch die feine Blutspur machte es ein wenig besser. Janette sah nun benutzter aus, doch das war erst der Anfang, mit einem Ruck rammte ich ihr die ganze Länge in ihren Oberschenkel und zog das Messer wieder heraus, sodass ein leises Ploppen ertönte.

„Lass mich gehen, du tust mir weh! Noah liebt dich nicht, er wird es auch nie. Er liebte immer nur mich, wahrscheinlich hast du ihn erstmal um die Ecke gebracht, nur um dies tun zu können!" , keifte sie rum.

Ich schluckte, denn gewissermaßen hatte sie mit dieser Aussage ja recht...

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Wie wird es wohl weitergehen? Wird Noah wieder aufwachen?

~ 1209

My first steps in freedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt