Kapitel 20:

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~ Abigail's Sicht ~

Ich fühlte mich erholt, als ich die Augen aufschlug und mich suchend umsah, doch da war niemand. Nur der Blutfleck an der Wand und der Verband um meinen Kopf erinnerten noch an meine Tat.  Was mich gestern geritten hatte, wusste ich nicht genau, fest stand nur, dass ich mir einen solchen Ausbruch nicht mehr erlauben konnte, da ich sonst als kompletter Psycho durchging.

Langsam trottete ich ins Badezimmer und stellte mich vor den Spiegel, mir blickte ein müdes Ich entgegen, mit verquollenen Augen und zerzausten Haare, so als hätte ich in eine Steckdose gefasst, was ich natürlich nicht getan hatte. Sanft strich ich mir die Haare, die unter dem Verband hervorschauten zurück und begann dann den Verband vorsichtig abzuwickeln. Als ich mich dem Verband entledigt hatte, kam die Platzwunde zum Vorschein, die ich mir selbst zu zuschreiben hatte, seufzend nahm ich das Verbandszeug, das immer noch auf dem kleinen Schrank neben dem Waschtisch stand. Mit zusammen gebissenen Zähnen desinfizierte die Wunde, bevor ich mir ein großes Pflaster draufklebte und dann das Bad verließ, da Jessy draußen stand und hastig an die Tür klopfte, da sie wahrscheinlich wieder in die Arbeit musste. Ich entschuldigte mich kurz bei ihr und flüchtete in mein Schlafzimmer, um mich dann umzuziehen, da ich mir vorgenommen hatte heute die Gegend zu erkunden und joggen zu gehen, was Noah dazu sagen würde war mir ehrlich gesagt egal. Schließlich entschied ich mich für eine schwarze Sportleggins von Oceans, mit einem passendem Sport-BH (Outfit oben). Nachdem ich alles angezogen hatte, band ich mir die Haare zu einem einfachem Dutt zusammen und verließ das Zimmer, nur um in die Küche zu gehen und mir eine Orange und einen Kaffee zunehmen und dieses schnell runter zu würgen. Als ich gefrühstückt hatte, wenn man das überhaupt so nennen konnte, putzte ich mir noch die Zähne und schlüpfte gerade in meine Laufschuhe, die ich von Noah bekommen hatte, als sich hinter mir jemand räusperte. Erschrocken drehte ich mich um und erblickte einen Noah, der lässig am Türrahmen lehnte und mich von oben bis unten musterte, bis sein Blick an meiner Stirn hängen blieb, panisch fasste ich mir an die Stirn und Überraschung, dort klebte noch immer das riesige Pflaster, genervt riss ich es von meiner Wunde und kniff meine Lippen zusammen, um nicht zu keuchen, da ich wohl ein paar Haare mit eingeklebt hatte und es wie sau ziepte. Als ich es unten hatte, warf ich es in den Müll und drückte mich an Noah vorbei um nun endlich loszulaufen, da ich schon viel zu viel Zeit verschwendet hatte und es immer wärmer wurde. Jedoch hielt mich mein nerviger Mitbewohner am Handgelenk fest und ich zischte in wütend an.

„Was fällt dir ein? Lass mich jetzt los und danach gehen."

„Was mir einfällt willst du wissen? Das könnte ich eher dich fragen, du kennst dich in der Stadt null aus und hast eine Gehirnerschütterung, also was fällt dir ein, Abigail? Und dann sagst du mir noch nicht mal was, dein Handy hast du auch vergessen..." , antwortete er mir gereizt.

„Das ist meine Sache, also gib mir das Handy und lass mich jetzt in Ruhe!" , knurrte ich und verengte meine Augen zu Schlitzen. Was fiel diesem Typen eigentlich ein, nur weil er mich aufgenommen hatte, hieß das jetzt nicht, dass er über mich und mein Leben bestimmen konnte.

Ich riss ihm das Handy aus der Hand und stürmte aus der Tür, nur weg hier dachte ich und rannte aus dem Haus. Vor der Tür hielt ich an und dehnte mich ein wenig, damit ich mir nichts verriss, dann ging ich schnellen Schrittes in Richtung Innenstadt, da ich dort einen Park gesehen hatte, wo man bestimmt gut joggen konnte. Nach gut 20 Minuten erreichte ich diesen auch schon und begann im lockerem Tempo loszulaufen, nach wieder ein paar Minuten steigerte ich mein Tempo und spürte den Schotter unter meinen Schuhen nach hinten wegspritzen.

Nach weiteren fünf Minuten sprintete ich schon fast über die Wege und umlief die Bäume, doch bei der nächsten Kurve, die stark rechts abging, fuhr ein stechender Schmerz in meinen Kopf und ich taumelte weiter. Meinen Kopf hielt ich mit der einen Hand und mit der anderen versuchte ich nach irgendetwas zu greifen, doch ich fand nichts, weswegen ich schwankend stehen blieb und mich auf den Boden sinken ließ. Fuck, ich hätte doch auf Noah hören sollen und nicht gehen sollen oder zumindest nicht so weit, da ich wenn ich nun langsam zurückeiern würde ich bestimmt eine gute dreiviertel Stunde unterwegs sein, wenn nicht sogar ein wenig länger. Mein Blick verschwamm und ich nahm alles nur noch verschwommen war, weswegen ich erst mal auf dem Boden sitzen blieb und meine Hand weiter gegen meinen Kopf presste in der Hoffnung, dass der Schmerz verschwinden würde, was er natürlich nicht tat.

„Hallo? Hallo? Geht es Ihnen gut?" , hörte ich eine leise Stimme, die wie durch Watte zu mir drang.

Dochich konnte ihr nicht antworten, da ich nicht wusste wie ich es anstellensollte. Da merkte ich auch schon, wie mich jemand hochhob und wegtrug. Wie vonder Tarantel gestochen erwachte ich aus meiner Starre und begann wie wild um zuschlagen und nach der Person, die mich auf dem Arm hatte zu treten. Ich wurdelosgelassen und fiel hart auf den Boden, doch das störte mich gerade nicht, mein einziger Gedanke war, dass ich hier so schnell wie möglich wegmusste. Den Schmerz, der in meinem Kopf pulsierte, unterdrückend rannte ich so schnell mich meine Beine trugen weg und lief den Weg zurück, den ich auch gekommen war. Erst waren noch Stimmen zu hören, die mir etwas nachriefen, doch sie wurden immer leiser, bis sie schließlich ganz verstummten. Das Adrenalin, welches mir diesen Sprint überhaupt ermöglicht hatte, verschwand und zurück blieben nur wieder die Nadeln, die sich immer und immer wieder in meinen Kopf bohrten. Mir wurde übel und ich übergab mich, erschöpft lehnte ich mich an die Hauswand, die ich gerade beschmutzt hatte, was mir gerade aber am Arsch vorbei ging, da ich größere Probleme hatte als das, zum Beispiel wie ich wieder nach Hause kommen würde. Nachdem ichmich wieder ein wenig gefasst hatte, ging ich taumelnd in die Richtung des Appartements, das jedoch noch eine gute halbe Stunde entfernt war.

Langsam schliff ich mich weiter und kam der Wohnung immer näher, noch knapp eine viertel Stunde, dann hätte ich es wahrscheinlich geschafft. Erschöpft hielt ich immer wieder an und hielt mir den Kopf, ich war komplett ausgelaugt und schaffte es kaum noch meine Augen offen zu halten, doch ich musste es schaffen, ich konnte nicht anders. Wenn ich nun hier zusammenklappte, würden sie mich vielleicht finden und dann wäre ich komplett verloren, alles wofür ich bis jetzt gekämpft hatte, alles was ich erlebt hatte, es wäre einfach weg und würde nie mehr so werden, da ich wahrscheinlich mit meinem Leben für diese Flucht bezahlen müsste. Ich riss mich so gut es eben ging zusammen und schleppte mich weiter die Straßen entlang, die fragenden Blicke ausblendend. Als ich den Wohnblock erblickte, liefen mir Tränen der Erleichterung über die Wangen und ich beschleunigte noch einmal meinen Schritt. Vor dem Haus angekommen blieb ich stehen und drückte die Klingel bei dem Noah, Jessy und Derek stand, als Noah's Stimme ertönte, antwortete ich erschöpft.

„Noah,ich bin's... " , zu mehr kam ich nicht, da mir schwarz vor den Augen wurde und ich seitlich weg kippte.



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Danke fürs lesen! Einen schönen Tag und ein erholsames Wochenende.

Nächste Woche werden vorraussichtlich zwei Kapitel kommen.

My first steps in freedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt