Teil 46

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Amelia
Ich gehe durch den Keller nach draußen. Vorne an der Straße lasse ich den Müll in die Abfalltonne fallen. Der Deckel ist verrutscht. Ich richte mich auf und mache mich auf den Weg zum Spielplatz, der hier in der Nähe ist. Das erste Mal seit Tagen scheint mir die Sonne ins Gesicht. Ich bin schon fast an der nächsten Kreuzung, als ein Windstoß mir Blätter vor die Füße weht. Unsicher verlangsame ich meine Schritte. Ein fragender Gedanke kommt mir. Was würden wir machen wenn er bei mir wäre? - steht er dann vielleicht vor unserem Haus, kommt herein und schaut mich so wundervoll an, sowie er es immer tut? Ich stelle mir seine braunen Augen vor. Ich überquere die Straße und laufe auf den letzten Weg, der zum Spielplatz führt. Ich höre schon Kinder spielen, obwohl es noch recht kalt ist. Trotz der Sonne fühlt sich die Luft frisch an.

Jude ist viel mehr der Stadtmensch. Er liebt es rauszugehen und neue Menschen kennenzulernen. Dafür findet er aber mein Wohngebiet schön, obwohl hier viele Wiesen sind und auch viel Natur. Ich bin dafür wahrscheinlich zu schüchtern, um so oft rauszugehen wie er. Asya muss mich immer aus meinen Zimmer zerren, wenn wir feiern gehen.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich auch nicht wirklich hierhergehöre. Ich will nicht mehr das zärtliche Mädchen sein. Ich kann es kaum erwarten, von hier wegzuziehen, muss ich zugeben. Ich würde gerne in ein neues und fremdes Land ziehen. Vielleicht sogar mit ihm, wenn es der Fußball erlaubt. Ich würde gerne mit ihm zusammen wohnen, ich frage mich auch immer, wie es dann wäre. Als ich am Spielplatz ankomme, fällt mir auf, wie viel sich hier verändert hat. Ich weiß noch, wie ich hier gespielt habe, oder wie ich hier mit Asya gespielt habe. Sie ist immer zu mir gekommen. Jetzt hat sie ein Kind, und wir beiden sind nicht mehr so jung, um auf den Spielplatz zuspielen. Ich sage immer, man ist nie zu jung für irgendwas.

Es ist Frühling. Blumenkörbe hängen unter den Straßenlampen und für mich am wichtigsten, Blumen sind am aufblühen. Ich stehe wieder auf und mache mich auf den Weg nachhause. Ich biege in eine Nebenstraße ein, um einen Umweg zu vermeiden. Ich habe keine Lust darauf, lange nachhause zu laufen, weil mir kalt geworden ist, obwohl es Frühling ist. Normalerweise macht es Spaß, durch die Straßen zu spazieren. Aber die Straßen erinnern mich jetzt an ihn. Hier hat Jude mir eine Blume gepflückt, nur weil ich sie schön fand. Ich habe sie noch in meiner Kiste.

Hier haben wir uns im Regen geküsst und ich hatte meinen kleinen Filmmoment. Am Spielplatz haben wir immer geschaukelt. Er hat mich immer zu schnell geschaukelt, obwohl ich das hasse. Ich denke die ganze Zeit, dass er bei mir ist und seine warme Hand an meiner Hüfte liegt. Da, wo sie immer lag und meine Haut kitzelte. Mein Herz fängt zu rasen an. Vielleicht sollte ich besser aufhören so zu denken. Aber diese Gedanken machen mich glücklich.

Vor meiner Haustür entdeckte ich das Auto meines Vaters. Seitdem meine Mutter wieder häufiger auf der Arbeit ist, versucht er jeden Tag vorbei zu kommen. Ich freue mich, dass er sich endlich wieder viel Zeit für mich nimmt, aber ich hasse es, dass er mir so viele Sachen immer mitnimmt. Er holt immer Essen mit und dann auch noch Geschenke. Ich glaube er denkt, dass es mich aufmuntert. Es klingt zwar jetzt undankbar, aber ich mag es einfach nicht, wenn man Geld für mich ausgibt.

Ich öffne die Tür und höre direkt seine Stimme, weil er mit welchen von seiner Arbeit telefoniert. ,,Ich kann heute nicht mehr vorbei kommen. Ich muss mich um meine Tochter kümmern, hast du überhaupt Verständnis, Agatha? Ich bin mir sicher, dass du das auch alleine hinkriegst, Ich bin morgen früh wieder in Büro.'' sagte er am Telefon. Nachdem ich meine Schuhe aufgezogen haben, lief ich in den Wohnbereich, wo er auf der Couch saß. Daneben wie erwartet die Geschenke.

,,Hey, Liebling. Wie geht es dir?'' Er stand auf und umarmte mich. Ich erwiderte die Umarmung und strich über seinen Rücken. ,,Mir geht es soweit gut. Und dir? Alles okay bei der Arbeit?'' fragte ich, als ich mich entfernte und in die Küche lief, um mir ein Glas Wasser zu holen. Papa hatte sich schon bedient, weshalb ich nicht nachfragte.
,,Ach, die Arbeit. Du weiß es gibt immer Stress.'' lachte er, als er sich wieder auf die Couch setzte.

,,Wie war deine Sitzung gestern? Alles gut?'' fragte er besorgt. ,,Ja.'' antwortete ich simpel. Ich hole zwei Gabeln aus der Schublade und setzte mich zu ihm. ,,Magst du deine Therapeutin auch? Willst du wirklich keine neue?'' fragte er, während ich die Nudeln auspackte. ,,Papa, wirklich alles gut. Caro, die Therapeutin, ist auch wirklich nett.'' versicherte ich ihm, als ich die Gabel in seine Hand drückte. ,,Wie war die Schule diese Woche?'' ,,Oder warst du nicht in der Schule?'' fragte er leicht lachend. Ich schüttelte meinen Kopf. ,,Doch, aber gestern hatte ich meine erste letzte Klausur für dieses Schuljahr.'' erzählte ich ihm. ,,Bald schreibst du deine Mathe-Klausur, richtig?'' fragte er nach. ,,Ja, am Mittwoch.'' Ich stopfte mir einen Portion in den Mund. ,,Stress dich nicht sehr. Hauptsache du kommst weiter, du brauchst nicht Top-Noten.'' Er strich mir die Strähne aus dem Haar. ,,Danke schön, Papa.'' bedankte ich mich. Ich legte meinen Kopf sanft auf die Schulter von ihm.

Als wir fertig gegessen hatten, räumte ich auf, während mein Papa mein neues Geschenk bereitlegte. ,,Papa, wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich keine Geschenke möchte?'' Ich legte meinen Kopf schief an, als ich mich wieder hinsetzte und er mir die Verpackung auf den Schoß legte. ,,Ich weiß aber, dass du dich immer freust, wenn ich dir was schenke.'' lächelte er. Die Verpackung war von Pandora. Also Schmuck. Ich öffnete die weiße Verpackung langsam. Es war das Charm- Armband, welches ich mir gewünscht hatte.

,,Danke, Papa, wirklich.'' bedankte ich mich, nachdem ich seine Wange geküsst hatte. ,,Ich mache für dich alles, Liebling.'' Er zog meinen Kopf zu sich, den er dann küsste. ,,Ich habe nur ein paar Charms gekauft. Deine Freunde können dir auch Charms kaufen.'' erklärte er mich. Vielleicht kauft Jude mir einen. Mein Vater erklärte mir für was welches Charm steht, obwohl ich es mir schon selbst erklären konnte.

Mein Blick fiel auf die Uhr. Gleich spielt er. ,,Papa, gleich spielt Dortmund. Machst du den Fernseher an?'' fragte ich leicht verlegen. Seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. ,,Klar.'' bejahte er es trotz Verwirrung. ,,Du schaust noch seine Spiele?'' fragte er. Ich nickte bloß. ,,Du bist eine tolle Freundin.'' kommentierte mein Vater, bevor er mich zu sich zog, damit ich meinen Kopf auf seine Schulter legen konnte.

Ich unterstütze ihn, auch wenn er es nicht weiß.

...
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