Nach der Mittagspause laufe ich mit James zum Deutschunterricht, denn anscheinend habe ich mit ihm gemeinsam Deutsch. Das ist mir noch gar nicht aufgefallen, wenn ich ehrlich bin.
Vor der Tür dreht er mich schwunghaft zu sich um und sieht mir tief in die Augen. „Du bist echt toll, weißt du das eigentlich?", sagt er. „Aber da bin ich bestimmt nicht der Erste, der dir das sagt."
Er ist zumindest der Erste und Einzige, der es wahrscheinlich ernst meint und mich nicht nur ins Bett kriegen will.
„Du bist echt süß. Aber das kann ich nur zurückgeben." In diesem Moment ist es mir egal, dass wir hier in der Schule sind also an einem öffentlichen Ort. Ich blicke ihm nach wie vor tief in die Augen und er denkt sich anscheinend das Gleiche wie ich, denn er bewegt sich langsam auf mich zu und drückt mir einen Kuss auf den Mund.
In seinem Kuss schwingt ein kleiner Geschmack von Apfel mit und ich lächle an seine Lippen.
Wir stehen eine Weile nur da und küssen uns, bis ich eine Gestalt hinter uns wahrnehme. Er bleibt kurz stehen, als er uns sieht, schüttelt kurz mit dem Kopf und geht dann.
Mr. Lancaster, wer auch sonst.
Aber das ist mir egal. Ich schließe wieder meine Augen und küsse James leidenschaftlich, bis die Schulglocke klingelt und James sich zurückzieht. Er lächelt mich an und nimmt meine Hand, als wir das Klassenzimmer betreten.
Alle starren uns an und wir gehen selbstbewusst durch die Reihen nach hinten zu einer Bank, wo wir uns schließlich nebeneinander setzen.
Die Köpfe drehen sich der Reihe nach um und das passiert tatsächlich in den nächsten eineinhalb Stunden öfters. Das amüsiert sowohl mich als auch James und wir müssen hin und wieder darüber lachen.Die Stunde ist endlich vorbei und James begleitet mich nach unten. Als wir vor der Tür stehen, hält er in der Bewegung inne und dreht sich zu mir um. „Willst du noch mit zum Lacrosse-Training kommen? Dann könnte ich dir auch mal bisschen was darüber erzählen", drückt er meine Hand. Wie gerne würde ich jetzt einfach mitgehen, aber dann fällt mir Josh ein. „Ich würde so gerne mitkommen, aber leider will Mr. Lancaster noch mit mir reden, weil ich zu oft schon zu spät in seinen Unterricht gekommen bin. Ich glaube nicht, dass das was Gutes ist. Aber wir können uns später noch sehen?", schaue ich ihn an.
„Oh man, ich schätze, das ist irgendwie meine Schuld wegen heute Morgen. Tut mir leid", er kratzt sich am Nacken. „Aber ich würde dich gerne heute nochmal sehen. Ich schreib dir, wenn ich mit dem Training fertig bin."
„Alles klar. Bis später." Er zieht mich eng an sich und drückt mir einen langen und intensiven Kuss auf meinen Mund.
Ich winke ihm nochmal kurz und gehe dann in Richtung des Büros von Lancaster.
Gott bewahre mich.Oben angekommen, steht die Tür offen und ich klopfe einmal kurz.
Mr. Lancaster sieht nicht einmal auf und deutet nur auf den Platz vor seinem Schreibtisch. Ich setze mich und verschränke die Beine übereinander. „Also?", frage ich selbstbewusst. Jetzt sieht er mich endlich an und schnaubt genervt. „Vergreifen Sie sich nicht schon wieder im Ton. Langsam reicht es mir mit Ihren Anspielungen."
„Das war nur eine Frage. Was ist Ihr Problem? Sie haben mich in meinem Zuhause auf meiner Couch gefingert, also tun Sie nicht immer so förmlich", rolle ich mit den Augen. Das musste auch einfach mal raus.Jetzt ist er wütend und springt von seinem Schreibtisch auf. Ich zucke etwas zusammen, aber er geht nur zu seiner Tür und schließt sie mit einem Knall. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht gerade etwas Respekt vor ihm habe.
„Ich dachte, dass wir das Ganze vergessen. Wieso wirfst du mir das jetzt vor? Das ist ja wohl alles Andere als fair."
Ich lache. „Du willst mir was von Fairness erzählen? Du behandelst mich wie der größte Dreck und das ohne Grund. Ich verstehe nicht, was dein scheiß Problem ist, wenn ich ehrlich bin." Meine Atmung wird schneller und ich habe das Gefühl, dass ich gleich kotzen muss.
„Ich habe kein Problem mit dir, Florence."
„Ach nein?", unterbreche ich ihn. Das ist mir meine Zeit nicht wert. „Weißt du, ich habe heute noch Besseres zu tun. Meine Welt dreht sich nicht um dich. Kann ich gehen?"
Verwirrt blickt er mich an und ist unschlüssig, was er jetzt sagen soll, deshalb nickt er nur trocken.
Ich renne aus dem Zimmer und direkt zu meinem Auto. Dort lehne ich mich erstmal dagegen, sodass ich wieder zu Atem komme.
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Schweigsames Verlangen
RomanceFlorence genießt in ihrem Leben und auch an ihrer neuen Schule eine Menge Aufmerksamkeit vor allem von Seiten der Jungs. Sie war noch nie wirklich interessiert an irgendwelchen Bekanntschaften. Doch dann trifft sie diesen einen Typen, der sie zum Sc...