"Er hat was?", höre ich Cleo am anderen Ende des Hörers. "Naja, ich meine, ich bin umgekippt also ist es ja irgendwie logisch, dass er mich zur Krankenschwester trägt", gebe ich kleinlaut zurück und spiele an meinen Fingernägeln herum. Mr. Lancaster hat mich tatsächlich getragen.
Mein Gesicht wird nur alleine durch die Vorstellung rot wie eine Tomate. "Bist du noch dran?" Oh. Fast hätte ich Cleo vergessen. "Ja, es war schon ziemlich nett von ihm."
"Ziemlich nett? Das macht er aber sicherlich nicht mit jeder seiner Schülerinnen. Er ist eigentlich immer ziemlich angespannt und er hat immer diesen.."
"Einschüchternden Gesichtsausdruck", lache ich und beende damit ihren Satz. "Ja, genau." Cleo lacht und wir beschließen, uns nach der Schule auf einen Kaffee zu treffen, da wir uns höchstwahrscheinlich heute nicht weiter sehen werden."Bist du dir sicher, dass du wieder fit bist und in die Schule gehen kannst?", fragt mein Vater besorgt, während er eine lose Haarsträhne aus meiner Stirn herausstreicht. "Ja klar, Dad. Mir geht es bestens."
Er drückt mir einen kleinen Kuss auf meinen Hinterkopf. "Der Fahrer wartet schon auf dich. Beeil dich lieber."
"Ich fahre heute selbst zur Schule", sage ich und schaue mich nach dem Autoschlüssel von meinem BMW um. "Okay, wenn du das willst." Er lächelt und verabschiedet sich mit einem kleinen Winken. Er weiß genau, dass meine Mutter das nicht wollen würde, aber zum Glück ist er wesentlich chilliger drauf als sie.Ich gehe in unsere große Garage und blicke auf meinen weißen M2, der blitzblank geputzt in der Garage steht. Ich bin schon länger nicht mehr selbst gefahren, aber Tyler hat mir gezeigt, dass es eigentlich schon was hat, selbst zu fahren.
Als ich einsteige, rieche ich den Geruch von dem neuen Leder. Das Lenkrad glänzt förmlich und ich muss lächeln, als ich das mir bekannte Brummen meines Autos höre.
Langsam fahre ich aus der Garage und biege auf die Hauptstraße ein. Der Verkehr ist eine Katastrophe, aber mit meiner Lieblingsmusik auf voller Lautstärke interessiert es mich nicht weiter.
Ich suche mir schnell einen Parkplatz in der Hoffnung, dass ich noch rechtzeitig zu Mr. Lancaster in den Unterricht komme. Ich weiß genau, dass er Unpünktlichkeit hasst. Das hat er ja jetzt mittlerweile schon mehr als klar gemacht, so oft wie er mich deswegen anmotzt.
Ich höre die Klingel und sprinte die Treppen nach oben. Im zweiten Stockwerk merke ich, dass ich anscheinend doch noch nicht so fit bin, wie ich dachte, denn ich falle fast um. Aber ich reiße mich zusammen und renne die letzte Treppe nach oben. Die Tür ist natürlich schon geschlossen. Was auch sonst.Ich klopfe an der Tür, bevor ich das Klassenzimmer betrete. Ich traue mich nicht, in Mr. Lancasters Richtung zu blicken und entschuldige mich.
Als ich mich gerade an meinen Tisch setze, sehe ich zu Mr. Lancaster. Sein Blick haftet auf mir und ich sehe Besorgnis in seinen Augen? Mr. Lancaster ist besorgt?
Ich lächle ihm zu und nicke nur kurz unmerklich mit dem Kopf, sodass es kein anderer Mitschüler mitbekommt. Er schmunzelt leicht und nickt ebenfalls mit dem Kopf. Hoffentlich hat niemand unsere stumme Unterhaltung beobachtet, aber zu meiner Überraschung sehen alle nach vorne.
Die Mädchen, um Mr. Lancaster anzugaffen und die Jungs, die schauen tatsächlich nicht einmal nach vorne, sondern tippen unter dem Tisch auf ihren Handys herum.Die erste Stunde vergeht ziemlich schnell und jetzt kann ich den Satz des Pythagoras wahrscheinlich im Schlaf aufsagen. Rückwärts und vorwärts.
Als wir eine kurze Zwischenpause haben, beschließe ich auf die Toilette zu gehen und gehe an dem Pult von Mr. Lancaster vorbei und nach draußen. Glücklicherweise befindet sich keiner auf dem Schulgang und auch nicht auf der Toilette. Das heißt, dass ich meine Ruhe habe vor irgendwelchen Fragen aufgrund von meiner Bewusstlosigkeit.
Gerade als ich aus der Tür der Toilette gehe und auf das Klassenzimmer zusteuere, hält mich eine starke Hand an meinem Arm fest. Ich kriege sofort Panik und schlage direkt hinter mich.
Zu meiner Überraschung sehe ich Mr. Lancaster, der sich im letzten Moment zurücklehnt, um meinem Schlag auszuweichen.
Jetzt stehen wir beide hier und er hat meine Faust in seinen Händen. Wir blicken uns beide gegenseitig tief in die Augen und dann auf unsere Hände. "Oh mein Gott. Mr. Lancaster das tut mir unheimlich leid. Ich dachte, dass Sie Tyler sind." Ich weiche seinem Blick aus, doch ich merke, wie er mich nach wie vor eindringlich anschaut.
Unsere Hände befinden sich nach wie vor in der gleichen Position und als ich erneut darauf schaue, zieht er sich sofort zurück und räuspert sich. "Schon in Ordnung. Aber Sie müssen mich nicht gleich beleidigen", schmunzelt er. Das verstehe ich jetzt nicht. "Aber ich habe Sie doch nicht beleidigt, oder?" Ich bin verwirrt.
Jetzt lacht er und ich glaube, ich habe noch nie so ein tiefes und wunderschönes Lachen gehört. "Die Verwechslung mit Tyler fasse ich als Beleidigung auf, Ms Almond." Jetzt muss ich auch lachen. "Kommt nicht wieder vor", sage ich und blicke ihm tief in die Augen. Wir starren uns einen Moment lang nur an, bis er fortfährt. "Ich wollte eigentlich nur wissen, ob es Ihnen besser geht nach dem ganzen Trubel?"
"Klar, mir geht es gut. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas vorgefallen ist. Also in dem Sinne bin ich schon etwas abgehärtet." Sein Blick verändert sich und er wirkt traurig. "Das wird nie wieder vorkommen. Da können Sie sich sicher sein. Jedenfalls nicht unter meiner Aufsicht."

DU LIEST GERADE
Schweigsames Verlangen
RomanceFlorence genießt in ihrem Leben und auch an ihrer neuen Schule eine Menge Aufmerksamkeit vor allem von Seiten der Jungs. Sie war noch nie wirklich interessiert an irgendwelchen Bekanntschaften. Doch dann trifft sie diesen einen Typen, der sie zum Sc...