Kapitel 42

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Olivia und ich haben uns für heute Abend in einer bekannten Karaokebar bei uns um die Ecke verabredet und ich muss sagen, dass ich mich schon echt richtig freue.
Ich schaue ein letztes Mal in den Spiegel und begutachte mein Outfit. Ich habe mich für einen schwarzen engen Rock, der mir gerade bis über die Oberschenkel geht, mit einem dazu passenden cremefarbenen Croptop entschieden.
Schließlich ziehe ich noch kurz meinen Lippenstift nach und werfe mir meine Jeansjacke drüber, obwohl es langsam deutlich angenehmer draußen wird.
Als ich die Treppe langsam runtergehe, weil ich mich für Schuhe mit etwas Absatz entschieden habe, strahlen mich meine Eltern an. "Wo gehst du denn hin?", blickt mein Dad vom Küchentisch auf und lächelt mich an.
"Ich treffe mich mit einer Freundin in einer Karaokebar. Es wird wahrscheinlich ein bisschen später. Also wartet nicht auf mich."
Ich blicke kurz auf meine Armbanduhr. Scheiße. Ich komme noch zu spät. "Ich muss jetzt dringend los. Ich hab euch lieb", rufe ich den beiden noch zu und sie wünschen mir noch viel Spaß.

Olivia steht pünktlich vor meiner Haustür und ich steige schnell zu ihr ins Auto. "Hey, du", sage ich, während ich meine Tasche im Fußraum verstaue. "Hey hey. Alles gut bei dir?", fragt sie und beäugt mich. "Damn, du siehst gut aus. Dann muss ich dir wohl heute die Typen vom Hals halten, schätze ich." Jetzt lacht sie und ich steige ein. "Eher nicht. Kein Interesse", falte ich meine Hände in meinem Schoß.
Sie sieht mich prüfend von der Seite aus an. "Stimmt, hab vergessen, dass du und Mr. Lancaster ja.. du weißt schon." Ich schlage ihr auf ihr Bein und das bringt sie nur noch mehr zum Lachen.

Der Parkplatz ist komplett voll und ich verliere sofort den Überblick. Naja, mal schauen, was mich da drinnen erwarten wird.
Der Türsteher hält uns die Tür auf und wir gehen zu einem der Tische in einer kleineren Nische, etwas abgelegen von den anderen Leuten.
"So kann man eindeutig besser ablästern", flüstert mir Olivia zu, als wir uns hinsetzen und unsere Getränke bestellen.
Ich entscheide mich für einen Gin Tonic und Olivia nimmt eine Cola, da sie uns ja wieder nach Hause bringen muss. "Ich glaube, ich bestelle ne Portion Pommes. Willst du auch welche haben? Ich hab so Hunger."
Genau in diesem Moment setzt das Grummeln von meinem Bauch ein und Olivia erschrickt. "Ja, das kann ich hören, dass du hungrig bist. Aber wir können uns ja eine Portion teilen, wenn du magst", sagt sie lächelnd. Ich nicke.

Wir schauen uns im Raum um und ich kenne zum Glück niemanden.
Zu früh gefreut, denn genau in diesem Moment betreten Cleo, Tyler, Ashley und Co. das Lokal. "Das kann doch echt nicht wahr sein", murmle ich in mich hinein und Olivia folgt meinem Blick. Sie winkt ab. "Vergiss die. Die sind sowieso alle falsch. Du kannst froh sein, dass du dich nicht mehr mit ihnen abgeben musst, wenn du mich fragst." Ich liebe es, dass sie es schafft, direkt meine Laune zu heben. Das kann sonst nur einer. "Ich gehe mal schnell auf die Toilette", sage ich zu Olivia und sie nickt.
Ich stehe auf und mache mich auf den Weg zu den Toiletten.

Als ich wiederkomme und mich durch die Tischreihen quetsche, stoße ich beim Zurückschauen gegen einen Tisch und blicke sofort in die Richtung. Ich traue meinen Augen nicht.
Josh und ein paar seiner Freunde sitzen dort und schauen mich irgendwie wissend an. "Sorry, das wollte ich nicht, aber ich hab gedacht, dass ich was verloren habe auf dem Weg und deswegen, ja..", stottere ich vor mich hin und Josh scannt mich von oben bis unten ab.
Er beißt sich auf die Lippe und ich schaffe es nicht, den Blick abzuwenden. "Alles gut, Florence", sagt er schließlich und hält meinen Blick. Ich räuspere mich und verabschiede mich schnell von ihm und seinen Kumpels.

Als ich zu unserem Tisch zurückkomme, atme ich erleichtert auf. Olivia sieht mich fragend an.
Ich schüttle nur den Kopf und schaue nochmal zu dem Tisch von Josh.
Genau im gleichen Moment kreuzen sich unsere Blicke und er lächelt verschmitzt und zieht eine Augenbraue nach oben. Ob seine Freunde über uns Bescheid wissen? Sie haben auf jeden Fall den Anschein gemacht, als wüssten sie alles.
Ich verschiebe den Gedanken nach hinten und unterhalte mich etwas mit Olivia über die unterschiedlichen Personen hier und auch über James.
Ich erzähle ihr die ganze Geschichte und sie gibt hin und wieder einen Kommentar ab, der ihr ein Augenrollen von meiner Seite aus einbringt.

Ich bin mittlerweile bei meinem zweiten Getränk und ich muss sagen, es wird alles immer leichter. Ich schaffe es sogar, Cleo und ihre Leute auszublenden, worüber ich mehr als froh bin. Leider muss die Flüssigkeit auch hin und wieder raus. Also gehe ich nochmal schnell auf die Toilette. Josh lässt mich nicht aus den Augen, als ich an ihm vorbeilaufe.
Unten vor der Toilette bleibe ich kurz stehen und checke mein Handy.
Plötzlich wird ein schwerer Arm um meine Taille geschlungen und ich erschrecke, sodass mir mein Handy aus der Hand fällt und ich kurz aufschreie.

Schweigsames VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt