Dein Tod

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Fassunglos starrt er mich an als ich seine Aufmerksamkeit wieder habe. Noch immer muss ich lächeln. "So beeindruckt?" Frage ich ihn ohne eine Antwort zu erhalten. Er begann etwas zu murmeln das ich nicht verstand. Den Kopf hatte er gesenkt und die Augen geschlossen. Ich kniete mich vor ihm hin und hob sein Kinn mit meiner Hand. Seine Augen schauen in meine und ich sehe Furcht in seinem Blick. Ein wenig amüsiert darüber stehe ich wieder auf und hole die kleine Spieltrue um sie erneut laufen zu lassen. Wieder beginne ich zu summen als mich seine Worte unterbrechen. "Warum das ganze, warum dieser ganze Aufwand, die ganze Zeit die du dir nimmst? Es wäre doch viel schneller und würde nicht so lange dauern wenn du uns gleich töten würdest?" Eine unangenehme stille erfüllt den Raum. "Ihr habt euch mit uns auch Zeit gelassen...mehr als genug. Also warum sollte ich mit euch schnellen Prozess machen? Darf ich euch auch nicht so leiden lasse wie ihr mich? Ich habe das Recht mich zu rächen, ich will das ihr leidet, alle zusammen. Ohne Gnade und ohne Erbarmen werde ich euch töten, aber ich lasse mir Zeit. Erst wollte ich dich einfach erschiessen oder dich bewusstlos in den Fluss schmeissen, aber denk doch mal darüber nach. Es wäre viel zu leicht, ihr würdet nur einen Bruchteil der Schmerzen erleiden die euch zustehen. Und ich will euch alles geben, alles." Hauche ich ihm entgegen. "Die uns zustehen?" Anstelle ihm eine Antwort zu geben schlage ich ihn mit der Handfläche. Als er den Mund aufmachen will schlage ich ihn ein zweites mal, fester. 

Warum brüllt er durch den ganzen Raum. "Das habe ich dir doch gerade gesagt. Aber keine Angst du bist erst mein Anfang, ihr alle werdet mich wiedersehen. Jeder einzelne von euch und am Ende werdet ihr alle sterben und euch in der Hölle wiedersehen." Langsam ziehe ich den Rand meines Kleides hoch und schaue ihn an. Seine Pupillen werden grösser und sein Mund öffnet sich leicht. "Weisst du noch...?", frage ich ihn und er schluckt erschwert. Sein nicken wird zu einem Kopfschütteln als er sieht wie ich unter dem Strumpfband eine Klinge hervorziehe. Immer heftiger wird es. Ich halte die Klinge in der Hand und strecke ihm meine Arme entgegen. Er schaut sie an, erst schnell und oberflächlich. "Sie genau hin", sage ich zu ihm und er tut es wiederwillig. Von oben bis unten schaut er ihn an und kann seine Augen plötzlich nicht mehr von mir lösen, selbst nicht als ich mich quer vor ihn stelle und mein Kleid bis zum Oberschenkel herauf ziehe. Ich beobachte ihn, will sehen wie er reagiert, wie er es aufnimmt. "Sind wir dafür...?" "Was denkst du denn?" Frage ich ihn genervt und zeige mit der Klinge auf ihn. 

Es ist ein alter Zwang der mich sich an mich schleicht und meine Gedanken vernebelt. Versuchen dagegen anzukämpfen habe ich oft versucht aber konnte doch nie widerstehen. Fester umklammere ich die Klinge und halte sie mir an den Arm. Das Metall fühlt sich gut und bekannt auf meiner Haut an. Langsam ziehe ich sie herunter, das wohlige brennen durchzuckt meinen Körper. "Nein!", schreit Marco. Erneut ziehe ich die Klinge über meine Haut, Marco schliesst die Augen und legt den Kopf zur Seite, so als wolle er sagen das er dies nicht sehen will. Ich werfe mich vor ihm auf die Knie und kralle mich in seinen Beinen fest. "Sie mich an!" Schreie ich ihn an. Er dreht seinen Kopf wieder in meine Richtung und schaut auf mich herunter. "Warum?", flüstert er mir zu. "Du wirst es nie verstehen...", murmle ich leise vor mir her. Ich schaue zu ihm auf und halte die Klinge auf sein Bein. "Willst du es wissen?" Man sieht ihm an das er es wissen will aber er ist sich bewusst  das ich ihm dann weh tun werde. 

"Natürlich, das ist es." Freudig springe ich auf und lächle ihn an. Die Klinge halte ich ihm vor die Nase; "Das wird dein Tod sein." Marco schaut mich verwirrt an. "Ich weiss das du wissen willst wie es sich anfühlt, ich lasse dir sogar eine Wahl", ich grinse ihn an weil man in seinen Augen einen kleinen Schimmer Hoffnung sieht und ich mich schon darauf freue ihm diesen wieder zu nehmen. "Ja...?" "Lerne den Schmerz zu geniessen, mach ihm zu deinem Freund und es wird ein schöner Tod. Zusammen mit dem brennen und deinem pulsierendem Herz wirst du immer müder durch den Blutverlust bis du schliesslich still und friedlich einschlafen wirst. Oder du wehrst dich dagegen und erlebst die schmerzvollsten Stunden deines Lebens, überall auf deiner Haut werde ich dich bluten lassen. Das brennen wird schlimmer je mehr du dich darauf fixierst, los oder  verdrängen kannst du es nicht, das habe ich versucht. Mehr als einmal. Diese Wahl überlasse ich dir." 

Eine Weile schauen wir uns schweigend an. Die Klinge hinterlässt einen weissen kleinen Strich auf seiner Haut, er hat das Gesicht verzogen und schaut weg. Das Blut füllt den Strich. Neben an hat er bereits mehrere Linien, eine nach der anderen wird rot, ein etwas zu helles. Ich zerschneide sein Shirt mit der Klinge und reisse den Stoff von seiner Haut. Oben an den Schultern hängt es noch immer an den Nägeln fest die ich ihm herein geschlagen habe. leicht zupfe ich am anderen Ende des Shirts, mit dem wissen das es für ihn einen ungeheuren schmerz bedeutet. Mit einem mal kommt es mir entgegen und ich werfe es hinter mir auf den Boden. Es ist voller Blut und Schweiss. Es stinkt fürchterlich. Am liebsten hätte ich es ihm unter die Nase gehalten aber ich wollte ja auch irgendwann mal noch nachhause. Das Schachbrettmuster auf seinen Schultern beginnt langsam zu bluten, neben den Nägeln um die das Blut getrocknet ist. Durch das heraus reissen des Shirts haben sie sich leicht gelockert und schauen ein wenig heraus. Mit einem Finger drücke ich von oben nach unten. Ein wiederliches Geräusch mach der Nagel als er wieder in sein Fleisch stösst. 

Eine Linie nach der anderen ziehe ich über seinen Körper, ich geniesse es ihn leiden zu sehen. Aber es hat auch auf mich eine Wirkung, eine mit der ich niemals gerechnet hätte. Ich verfalle in einen Rausch, einen Blutrausch. Bis jetzt kannte ich das nur von mir, wenn ich mir die Klinge über die Haut zog, niemals hätte ich gedacht bei jemand anderem diesen Drang zu spüren. Der Drang der einen Zwingt weiter zu machen, nicht aufhören zu können, nicht aufhören zu wollen. So in meinen Rausch vertieft habe ich nicht bemerkt wie Marco keine schmerzenden Geräusche von sich gibt. Schlagartig höre ich auf, auch wenn ich am liebsten weiter machen würde. Ich will ja nicht verpassen wie er stirbt. Wie er jämmerlich verreckt. 


Ohne GnadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt