Wir sitzen im Zug und starren aus dem Fenster. Die Bäume, Häuser und Landschaften ziehen an uns vorbei. Du hast die Augen geschlossen, dein Kopf wippt mit der Zugbewegung hin und her. Ich schaue dich genau an. Jeden Zentimeter von dir. Gott, wie sehr ich dich liebe. Du öffnest die Augen und schaust mich an. "Was ist?", fragst du mich und lächelst. "Nichts", antworte ich. Ich merke wie du mir nicht glaubst. Schnell frage ich dich ob wir ein Spiel spielen sollen damit du nicht nachfragst und ich dich noch einmal anlügen muss. "Ein Kartenspiel?" "Ja, klar ich muss nur kurz die Karten suchen."
Glück gehabt. Katastrophe abgewendet.
Nach drei Stündiger Zugfahrt sind wir endlich angekommen. Mit unserem Gepäck stehen wir am Bahnhof ohne zu wissen wohin wir sollen. Wir haben einfach ein paar Sachen zusammen gepackt und sind losgefahren. Ohne eine Ahnung wo wir schlafen können. Ich war anfangs nicht so davon überzeugt, aber jetzt sehe ich es vielleicht als eine Chance für uns. Unser erster gemeinsame spontane Urlaub.
Wir laufen der Hauptstrasse entlang und finden schnell das Erste Hotel. Mit sehr viel Glück haben wir gerade noch das letzte Doppelzimmer bekommen. Die Junge Angestellte reicht uns den Hausschlüssel und den für die Hotelzimmertür. Nachdem wir uns bei Ihr bedankt hatten, nahmen wir unsere Sachen und laufen hoch in den zweiten Stock.
Das Zimmer ist offen und freundlich eingerichtet. Man fühlt sich wie zuhause. Ich stelle meine Tasche auf die rechte Bettseite und schaue aus dem Fenster. Man kann die Strasse, den Bahnhof und die restlichen Gebäude an der Strasse sehen. Auf einem anderen Balkon des Hotels ein Stück die Strasse runter steht ein Mann auf dem Balkon. Mit einem Feldstecher. Ich schätze Ihn zwischen 30 und 40 Jahren, weiss, nicht besonders stark. So sieht er jedenfalls aus mit seinen dunkelbraunen Haaren, aber auf diese Entfernung ist das schwer zu sagen. Ich werde das Gefühl nicht los das er mich beobachtet. Eine Welle aus Unbeholfenheit und Angst macht sich in mir bemerkbar. Ich zog den Vorhang zu und Liam schaut mich besorgt an.
"Was ist los Baby?", fragte er mich als er auf mich zukommt und mich in den Arm nimmt. "Ich habe das Gefühl das uns jemand beobachtet. Aus dem Hotel weiter unten an der Strasse." Er schiebt mich ein Stück zurück und fragt mich überrascht wie ich darauf komme. "Es steht ein Mann auf dem Balkon mit einem Feldstecher und schaut zu uns." Seine überraschung verblasst und etwas anderes macht sich sichtbar. Doch was ist es? Hass? Angst? Ich fühle mich noch unwohler als zuvor.
"Was ist los?" Frage ich Liam. Er steht vor dem Fenster und schaut hinaus, aber den Vorhang bewegt er kein bisschen. Es macht den anschein als hätte er damit gerechnet verfolgt zu werden. "Alles okay Baby, ich muss nur kurz Telefonieren gehen. Bin gleich wieder da. Du musst dir keine Sorgen machen." Doch seine Worte beruhigen mich kein bisschen. Er geht ins Badezimmer und zieht die Tür hinter sich zu, aber sie bleibt einen Spalt offen. Ich kann nicht anders als zu lauschen. Meine Neugier ist viel zu gross.
"Sir. Es war nicht abgemacht uns beobachten zu lassen. Wir hatten es doch mehrfach besprochen. Erst wenn eine Gefahr besteht Sie würde sich erinnern oder eine ernsthafte Gefahr darstellen, weiter Massnahmen einzuleiten. Warum weiss ich nichts davon?"
Er klingt sauer. Liam dreht sich kurz zur Tür um, ich konnte gerade noch rechtzeitig meinen Kopf wegdrehen damit er mich nicht sehen kann.
"Und wer hat den Befehl dazu erteilt? Steven's? Ja klar, ich rede mit Ihm. Danke Sir."
Er legt auf und schliesst die Badezimmertür hinter sich. Ich kann nur hören wie er nochmals mit jemandem telefoniert. Wahrscheinlich Steven's.
Darüber nachdenkend was er wohl meinte lege ich mich auf das Bett. Ich werde das ungute Gefühl nicht los das ich irgendwas damit zu tun habe.
Doch was? Und warum? Und weshalb kann ich mich daran nicht erinnern? Hat es etwas mit dem Unfall zu tun?
Wenn Gefahr besteht...das Sie sich erinnern würde...an was sollte Sie sich nicht erinnern? Weil ich so in meine Gedanken vertieft bin, merke ich erst gar nicht wie Liam zu mir ins Bett kommt.
"Alles okay Liv?" "Ich weiss nicht Liam. Dieser Mann...und deine ständigen Telefonate. Ich habe das Gefühl das du dich für deinen Beruf mehr begeisterst als für mich. Ich bin nich Eifersüchtig falls du das denkst, aber nicht einmal in den Ferien kannst du dein Handy weglegen." "Du weisst doch das ich mit dem FBI zusammenarbeite. Und die haben dort keine Ferien so wie ich. Aber ich versueche es auf ein Minimum zu reduzieren okay?"
Ich schaue Ihn vorwurfsvoll an. Als ob er sich daran halten wird. "Mhm", gebe ich Ihm nicht besonders überzeugt zurück. "Was arbeitest du genau? Diese Frage hast du mir nie beantwortet. Ich möchte jetzt eine ehrliche Antwort." Liam lacht und schaut mich belustigt an. "Ich dachte du willst nicht das ich in den Ferien an die Arbeit denke." "Gib mir eine Antwort Liam." Gebe ich Ihm genervt zurück. "Ich arbeite mit dem FBI zusammen und helfe Ihnen Verbrechen zu lösen. Aber das habe ich dir schon oft gesagt Baby." Er kommt zu mir und will mich in den Arm nehmen, doch ich halte ihn auf Abstand und halte seine Hand. "Ich weiss, aber ich weiss nicht wesshalb du mich desswegen jedes mal anlügen musst." "Aber Baby ich lüge dich nicht an..." Ohne das er den Satz zu Ende sprechen kann rede ich ihm dazwischen. "Spar dir dein Baby gelaber okay? Also sag mir endlich die Wahrheit."
Ich schaue Ihn böse an. Ich will verdammt noch mal eine Antwort. "Das ist alles was ich dir sagen kann. Der Rest ist Geheim, tut mir Leid." "Wieviele Menschen waren es?" "Wovon redest du Liv?" "Wieviele hast du getötet?" Er starrt mich mit offenem Mund an. "Wie kommst du darauf das ich jemanden getötet habe Liv?" Fragt er mich fassungslos. "Beantworte meine Frage", gebe ich Liam kühl zurück. "Ein paar", sagt er schliesslich nach langem zögern.
"Ist es dein Beruf Menschen zu töten?" Sein Gesicht wird bleich, jegliche Frabe verschwindet. Er sieht aus als hätte man Ihm in den Magen geboxt. Für mich ist seine Reaktion klar. Er ist ein Mörder oder zumindest etwas ähnliches. Ob er wirklich mit dem FBI zusammen arbeitet? Ob die etwas damit zu tun haben?
Weil er immer noch nichts sagt unterbreche ich das kalte schweigen zwischen uns. "Es war doch bloss ein Witz. Du weisst wie neugierig ich bin." Ich lache Ihn an um die Situation ins lächerliche zu ziehen. "Haha, du hast mir einen ganz schönen schrecken eingejagt. Lass uns schlafen gehen okay?" Ich schaue nach draussen. Es ist wirklich schon dunkel geworden. Und ich merke erst jetzt wie müde ich eigentlich bin. Ich kuschle mich in die Decke ein und lege mich mit dem Rücken zu Liam. Er legt einen Arm um mich. " Ich liebe dich Liv." Sagt er zu mir und schläft ein. Ich sage nichts und schliesse die Augen.
Als ich das nächste mal wach werde ist es immer noch dunkel draussen. Ich schaue auf mein Handy. Es ist kurz nach drei. Ich lege es zurück auf den Nachttisch und versuche mich aus Liam's Griff zu reissen. Ich sitze auf dem Bettrand und starre ins Nichts. Mein Mund fühlt sich trocken an, ich laufe ins Bad und hohle mir ein Glas Wasser. Im Zimmer ist es viel zu warm, also gehe ich auf den Balkon. Einzig die Scheinwerfer zur Beleuchtung der anderen Hotels und die Strassenlaternen geben der Nacht ein wenig Licht.
Ich nippe an dem Glas und schaue auf die Strasse. Niemand zu sehen. Eine leichte Briese zieht an mir vorbei, es ist kalt geworden. Ich will zurück ins Zimmer. Doch etwas stört mich. Ich stütze mich am Balkongeländer ab und schaue alles nochmal genau an. Dort, neben der Laterne an der Wand steht jemand. Wer es ist kann ich nicht sagen. Es ist schwer in dieser Dunkelheit etwas im Schatten zu erkennen.
Ich habe immer mehr den Verdacht das es der Mann von vorher ist. Doch wie hohle ich Ihn ans Licht? Damit ich mir sicher sein kann? Etwas krabbelt meinen Arm hoch und da kommt mir die Idee. Ich schlage das krabbelnde etwas von meinem Arm und Schreie.
Und tatsächlich. Er kommt ins Licht der Laterne. Es ist wirklich der gleiche Mann. Ich habe immernoch das Wasserglas in der Hand. Ohne lange zu überlegen schmeisse ich das Glas nach Ihm. Es gibt zweimal einen lauteren knall. Das erste Mal als das Glas seinen Kopf trifft und zerspringt, auf den Boden knallt und das zweite mal als der Mann zu Boden fällt. Ich beobachte Ihn so lange bis ich mir sicher bin das er nicht wieder aufsteht. Ich gehe wieder zu Liam ins Bett der nach wie vor tief und fest schläft.
DU LIEST GERADE
Ohne Gnade
HorrorWird überarbeitet Sorry für das chaos. Es wird ein kapitel nach dem anderen überarbeitet und etwas abgeändert hochgeladeb. Ihr habt mir alles genommen was ich hatte. Meine Kindheit, meine Freiheit, mein Leben. Dafür will ich euch alle brennen sehen...