Dich hört niemand

56 3 0
                                    

Als ich die Augen aufmache wünschte ich mir augenblicklich es nicht getan zu haben. Ohne zu wissen wo ich war oder was passiert war. Ich schaute mich etwas verwirrt um. Das Wasser lief über mich herab und brannte auf meiner Haut, durch den Dampf konnte ich nicht viel erkennen aber ich war mir sicher in einer Dusche zu sein. Mein versuch mich an der Wand nach aufzustellen war umsonst denn meine Beine gaben sofort nach und ich sass wieder auf dem Boden. Mein ganzer Körper brannte, schien in Flammen zu stehen. Die Haare fielen mir ins Gesicht, ich strich sie nach hinten und stellte das Wasser ab. Eine Gänsehaut zieht sich über meinen Körper, dem gerade die wärme entzogen wurde. Die ganze Dusche ist rot verschmiert. An der Wand ist ein blutiger Handabdruck von meinem Versuch aufzustehen. Etwas schockiert schaue ich an mir herunter. Überall habe ich Schnitte. Zerkratzt. Zerritzt.

Nachdem ich die Kraft gefunden habe aufzustehen habe ich mich abgeduscht und habe mich so gut es geht in ein Handtuch gewickelt. Von draussen höre ich wie Luca mit jemandem redet. Ich überlege wer das sein könnte. Dann kommt es mir in den Sinn. Sam. Ich merke wie ich beginne zu schwächeln. Ich klammere mich fester an das Becken. Das Gesicht im Spiegel sieht verstört aus. So bleich, so leer. Ohne Ausdruck. Aber der Kopf schreit. Auch wenn ich keine Miene verzieh, keinen Ton von mir gib, mich die absolute Stille umgibt, brüllt mein Kopf.Ich versuche mir eine Antwort zurecht zulegen was ich Luca und Sam sagen soll. Aber dann beschliesse ich es einfach zu ignorieren, ihnen zu sagen das sie mich in ruhe lassen sollen. Liam schaut mich total komisch an als ich die Tür aufmache. Ich gehe an ihm vorbei und setzte mich auf das Sofa. Starre ins Nichts hinaus. "Was ist passiert?" Ich gebe ihm keine Antwort. Will nicht. Kann nicht. "Adriana..." Luca setzt sich neben mich auf das Sofa. Er schaut mich von oben bis unten an. Seine Augen weiten sich als er die roten Blutspuren sieht die sich durch das weisse Handtuch drücken.

"Halt einfach die Klappe. Ich will nichts hören, klar?" "Okay, aber willst du dir nicht etwas anziehen? Auch wegen Sam?" "Warum? Sie soll ruhig wissen das ihr Vater und seine Verdammten Hurensöhne daran schuld haben." Schockiert schaut er mich an. Vielleicht weil er mich noch nie so reden gehört hat. Kurz schaue ich ihn an und stehe mit einem lauten Schnauben auf gehe in das Zimmer, zieh mir etwas an und komme wieder heraus. "Zufrieden?" Frage ich ihn genervt. Dankbar schaut er mich an sagt aber nichts. Er steht auf und holt eine Kerze aus dem Schrank die er auf den kleinen Tisch vor dem Sofa stellt. Mit dem Feuerzeug das er in der Tasche hat zündet Luca  die Kerze an.

In diesem Moment kommt mir etwas in den Sinn das ich schon fast vergessen hätte. Ich hatte Liam auch angezündet. Lange habe ich gebraucht bis sich mir das Rätsel erklärt hatte. Natürlich hatte ich einen Verdacht aber ich hatte den Beweis nicht. Aber dann ist es mir eingefallen. Zufällig habe ich ihn gesehen. Ich habe meine Chance gewittert, habe mich angeschlichen und ihm mit einem Holzstock eins über den Kopf gegeben. Er viel um wie ein Stein. Aufgewacht ist er gefesselt an einer kalten, grauen und leblosen Betonmauer in einer der Fabriken die leer standen und seit Jahren keiner mehr gebraucht hatte. Es gab viele von ihnen. In den meisten wurde bereits gesprayt, was ich für keinen guten Ort hielt, weil es den anschein machte als sein die Farbe noch nicht überall trocken. Also habe ich weiter gesucht. Dann fand ich sie. Versteckt und völlig überwuchert von der Natur, selbst hätte ich sie fast übersehen. Dort, dicht im Wald versteckt habe ich das perfekte Versteck gefunden. Dort würde dich niemand finden. Niemand würde dich dort schrein hören.

Als mir endlich alles klar wurde, ich mich an alles erinnert habe. Ist mir aufgefallen wie Blind und Naiv ich war. Dir ohne Zweifel vertraut zu haben, nichts in Frage gestellt zu haben. Das er zu denen gehört hat die mich auch geschlagen haben, der auch da unten war und mich kaputt gemacht hat. Der versucht hat mich zu töten. In meinen Gedanken brennst du für alles was du mir angetan hast. Ich stehe vor dir und schaue dich an. Du brennst lichterloh. Schreist dir die Seele aus dem Leib wärend die Flammen dich verschlingen. Eigentlich wollte ich dich löschen und immer wieder anzünden, für Stunden. Oder über Tage hinweg, falls du das aushalten würdest. Aber dann kam mir eine bessere Idee. Sofort nehme ich den Wasserschlauch und lösche die brennende Fakel vor mir. Du schreist weiter als der kalte, harte Wasserstrahl auf deine bereits verbrannte Haut kommt. Schwer atmest du. Ich hole draussen ein Glas mit Wasser. In die Wasserflasche kippe ich ein wenig Benzin. Den schweren Benzinkanister, Die Flasche und das Glas nehme ich mit und gehe wieder zu Liam. Ich stelle alles auf den Tisch. Dann drehe ich mich zu dir um und schau dich an. "Warum tust du das? Was habe ich dir getan?", kreischt Liam mich an. Mein ganzer  Körper spannt sich an, würde ihm so gern weh tun. Aber ich muss noch warten. "Gib mir eine Antwort verdammt nochmal!" "Du warst gut. Das muss ich dir lassen. Nach dem ihr mich versucht habt zu töten und jämerlich daran gescheitert seit, hast du es geschafft so vertrauenswürdig zu wirken das ich dir geglaubt habe. Ich dachte wirklich das du mir die Wahrheit sagst, du schienst für alles die richtige Antwort zu haben. Aber als du angefangen hast so viel zu telefonieren, dich zurück zuziehen. Habe ich dir nichts mehr erzählt, mein Vertrauen zu dir wurde immer kleiner. Und da im Hotel wurde mir so viel klar. Es war alles noch etwas chaotisch aber ich wusste das etwas nicht stimmen kann. Also bin ich dann abgehauen. "

"Aber du wusstest ja nicht das ich dich versucht habe zu töten", brummt er vor sich hin. "Stimmt, das wusste ich nicht. Nur leider kamen meine Erinnerungen zurück. Alle. Ohne Ausnahme. Ich wusste das zwischen dir und all dem ein Zusammenhang besteht, ich wusste nur noch nicht welcher. Als ich einer meiner Alpträume hatte  wurde mir aber dann klar das du auch zu ihnen gehörst. Dich hat etwas verraten an das du auch selbst nicht gedacht hast. " Verwirrt schaut Liam mich an. "Keine Ahnung was war es denn?" "Denk nach. Dir wird es schon einfallen", sage ich zu ihm und trinke das Glas mit Wasser aus. "Vielleicht meine Stimme? Oder die Art wie ich dich angefasst habe?" "Weder noch", ich muss lachen. Ich ziehe dich Klinge aus meiner Hose und gehe zu ihm hin. Nehme seinen Arm in die Hand und schneide sein Shirt auf. Die Spitzte der Klinge drücke ich Liam auf sein Tattoo. "Das hat dich verraten."

Ohne GnadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt