Schuld

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Auf einmal wird mir klar wie tief ich bereits darin verwickelt bin. Obwohl ich von nichts wusste könnten sie mir alles anhängen. Alles. Den Unfall, ihr jetztiges Verschwinden, den Tod von Miller. Ich war überrascht als man auf dem zerbrochenen Glas Livs Fingerabdrücke entdeckt hat. Sie erinnert sich vielleicht doch an etwas sonst hätte sie niemals so gut getroffen. Und den Tod vieler anderer Menschen die vor oder während dem Auftrag beseitigt werden mussten. Ich lese die Akte nochmal. Und nochmal. Ich erkenne so viele Zusammenhänge, aber keine könnte man als Beweise benutzen. Den Kaffee den ich mir gemacht habe ist kalt geworden,  ich laufe in die Küche und mache mir einen neuen. Ich muss mehr wissen, Nachforschungen anstellen. Aber wenn sie mich erwischen bin ich Tod. Das weiss ich mit sicherheit. Dennoch kann ich es nicht lassen. Ich hacke mich in sämtliche Akten, Seiten und Behörden ein, die mir weiter helfen könnten.

Nach Stunden von suchen habe ich so viele Sachen gefunden. So viel erfahren. Keiner der Menschen die ich kenne wurde nicht erwähnt. Einige in guten Absichten, andere in schlechten. Doch schlussendlich fürht alles auf den Chef zurück. Ich kann nicht glauben wie naiv ich bin. Ich muss Liv finden und ihr sagen das ich nicht schuld bin. Nicht an allem. Aber ich weiss nicht wo sie ist. Mir wird klar wie wenig ich wirklich über sie weiss, wenn ich es nähmlich wüsste, würde ich wissen wo sie ist. Mein Kopf tut weh und ich entscheide mich dafür, mir ein wenig Ruhe zu gönnen. Ich lege mich hin und schliesse die Augen. Nach einer Weile falle ich in einen unruhigen schlaf.

Aufgewacht bin ich nicht mehr dort wo ich eingeschlafen bin. Sofort schlage ich die Augen ganz auf und will mich aufsetzten, doch ich kann nicht. Ich versuche an mir herunter zu schauen. Alles was ich sehe ist dass meine Hände auf dem Rücken zusammen gebunden sind. Mein Kopf liegt schreg auf einem Metalltisch. Ruckartig versuche ich meine Beine anzuziehen, doch das einzige was ich spüre ist wie die Seile um meine Fussgelenke sich in meine Haut schneiden. Ich schaue so gut es geht um mich herum, weit sehe ich nicht aber es reicht um zu wissen wo ich bin. In einem Keller, die Wände sind grau und abgenutzt. Blut klebt noch stellenweise daran. Kratzspuren von Fingernägeln. Es gibt keine Fenster, es ist stickig und die Luft schlecht. Ich versuche langsam und gleichmässig zu atmen. Der Geruch von Blut und vergangenem Sex schwebt in der Luft. Eigentlich mag ich die Mischung aber erst jetzt fällt mir auf wie penetrant der Geruch wirklich ist.

Ich werde langsam unruhig und versuche immer wieder mich zu befreien. Jedes mal schneiden sich die stricke weiter in meine Haut. Irgendwann habe ich keine Kraft mehr und schliesse erschöpft die Augen. Das nächste mal als ich die Augen öffne ist, als ich einen grauenhaften Schmerz spüre. Ich versuche den Schrei zu unterdrücken, aber der Schmerz ist zu gross. Einmal schreie ich laut auf, danach bin ich sofort wieder still. Ich spüre wie Blut über meinen Körper läuft, es brennt so sehr. Ich verziehe mein Gesicht vor Schmerz. Bevor ich mir die Frage stellen konnte wer mir das wohl antun könnte höre ich eine Stimme.

Mein Herz bleibt stehen. Ich kenne die Stimme. Der Chef.

"Warum musstest du deine Nase in meine Angelegenheiten stecken? Du hättest etwas grosses werden können, vielleicht einmal meinen Posten übernehmen. Aber dir ist ja klar dass das nicht mehr geht." Ein grauenhaftes Lachen erfüllt den Raum. Er geht um mich herum und steht jetzt vor mir. Er hält ein Messer in der Hand und zeigt auf mich. "Wenn ich dich jetzt losbinde und in einen anderen Raum bringe, machst du nichts dummes, klar?" Ich antworte nicht. "Ist das klar?", fragt er mich und lässt das Messer über meine Haut gleiten. Den gefallen zu schreien, mache ich ihm dieses mal nicht aber ich presse ein leises ja hervor. "Gut", sagt er spötisch. Er schneidet die Fesseln durch und ich setzte mich auf. Reibe meine Handgelenke, die voller Blut sind. Vorsichtig fahre ich mit meiner Hand so gut es geht über meinen Rücken. Ein langer Schnitt, quer über meinen Rücken ist spürbar. Ich weiss nicht wie Adriana sich das freiwillig antun kann...so etwas tut verdammt weh.  Finster starre ich den Chef an. "Ach komm, ich darf auch mal ein bisschen spielen." Sein grinsen dabei ist wiederlich. Ich würde ihn gerne schlagen, aber dazu fehlt mir die kraft.

Er zeigt mit dem Messer auf die Tür und ich stehe auf. Als meine Füsse den Boden berühren kippe ich fast um. Ich bin völlig am Ende und mein Rücken schmerzt höllisch. Meine Schulter ebenfalls. Sie blutet noch immer. "Na los, beweg dich." Wackelig laufe ich vor ihm her. Wir laufen einen langen Gang entlang und bleiben vor einer grossen Holztüre stehen. Irgendwoher kommt sie mir bekannt vor, aber ich wusste nicht mehr woher. Er macht die Tür auf und stosst mich unsanft hinein. Ich falle auf den kalten Betonboden, mein Kopf knallt an die Wand. Ich schreie vor Schmerz auf und bleibe liegen. Ich wurde Ohnmächtig und genoss die Ruhe die ich damit hatte.

Als ich einige Stunden später wieder bei bewusstsein war öffnet sich die Tür quietschend. Instinktiv versuche ich auf sie zu zurennen aber falle nach wenigen Metern wieder auf den Boden. Verwirrt schaue ich nach hinten und sehe eine Kette die an der Wand befestigt ist. Ich starre meinen Fuss an und sehe dass das andere Ende daran befestigt ist. Nein!

Der Chef stand vor mir und schaut auf mich herunter. Sagt kein Wort, starrt nur. "Warum? Warum das ganze?" "Das würdest du nicht verstehen, Liam", antwortet er ernst. "Was haben sie getan?"

Ohne GnadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt