Leben

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Adriana atmet ganz normal, ich dagegen sterbe beinahe da ich nicht mehr weiss wie man atmet. Noch nie in meinem Leben hatte jemand eine Waffe auf mich gerichtet. Und jetzt sitze ich im Zug und muss um mein Leben bangen. Seit ich Adriana wieder gefunden habe musste ich jetzt schon zum zweiten mal Angst haben, um mein Leben, um ihres. Was hat sie nur erlebt seit sie verschwunden ist? Ich würde es so gerne wissen, um zu verstehen wie sie so geworden ist. Denn ich liebe sie und werde wenn es sein muss an ihrer Seite sterben, aber die Liebe zu ihr bringt mich in grosse Gefahr.

Man sagt sich ja das wenn man stirbt, alle Momente noch einmal vor unserem Auge vorbei ziehen. Ich habe nie wirklich an das geglaubt, aber es fühlt sich so an. Als würde ich bald sterben, das es das Ende sein wird. Ich denke über mein Leben nach. Es war nichts besonderes. Kein ausergwöhnliches, ich hatte nichts wirklich grosses erreicht wie ich als kleines Kind vor hatte. Erfinden oder erschaffen wollte ich immer etwas das der ganzen Menschheit helfen würde. In welchem Bereich war ich noch nicht sicher, aber das es für alle zugänglich sein sollte wusste ich damals schon.

Und was mache ich jetzt? Ich sichere Daten die nur für einige wenige Personen sichtbar waren, die niemand in die Hände bekommen durfte. Ich musste sie für alle sperren, unzugänglich machen. Ich hatte genau das Gegenteil von dem erreicht von dem ich wolte. Und jetzt hatte ich nicht einmal mehr die Möglichketi das wieder gut zu machen. Ich drehe meinen Kopf leicht nach links, noch immer richtet er die Waffe auf mich. Ich atme laut aus. Es ist zu viel aufregung für mich. Ich höre nur neben bei wie er und Adriana sich unterhalten.

Dann spüre ich einen brennenden Schmerz an meinem rechten Arm. Abwesend schaue ich meinen Arm an und sehe wie sich die brennende Stelle beginnt rot zu färben. Was? Als ich meinen Kopf zu Adriana wende sehe ich wie sie aufsteht und ihre Waffe in ihren Hosenbund zurück steckt. Ich schaue sie an und  versuche zu verstehen was gerade passiert war. "Ich geh voraus", sagt sie zu mir. Total verwirrt stehe ich auf und will ihr folgen als ich mich noch einmal umdrehe und den Mann der mich mit einer Waffe bedroht hatte am Boden liegen sah, stockte mein atem. Er streckt eine Hand nach mir aus und wispert bitte zu mir und spuckt dabei Blut. Ich beuge mich zu ihm herunter und greife neben ihn. Nehme die Waffe die noch neben ihm liegt und stehe wieder auf. Als ich mich undrehe steht Adriana vor mir und nickt mir zu.

Wir gingen in den vordersten Wagen und setzten uns noch mal hin bis wir uns entschieden haben auszusteigen. Immer wieder schaute ich nach hinten weil ich das Gefühl hatte es würde wieder jemand kommen und mir eine Waffe an den Kopf halten. Warum ich die Waffe des anderen mitgenommen habe weiss ich auch nicht genau, wahrscheinlich um mich sicherer zu fühlen. Obwohl ich keine Ahnug hatte wie man schiesst. Hatte ich den Mut jemanden zu erschiessen wenn es entscheidend wurde?

"Es tut mir leid Daniel", höre ich Adriana sagen. "Was tut dir leid?" Frage ich sie abwesend weil sie mich aus meinen Geadanken riss. "Das alles. Das du wegrennen musst und nicht zuhause sein kannst wo du hin gehörst. Das seit du mich wieder hast nur in Gefahr bist...." "Hör auf damit okay? Ich bin unglaublich froh dich wieder gefunden zu haben. Ja ich bin nicht zuhause und ich bin in Gefahr, aber das macht mir nichts aus. Abwechslung tut mir auch mal gut. Auch wenn ist sterben würde wäre das okay für mich. Hauptsache mit dir zusammen." Sie schaut mich geschockt an. "Meinst du das wirklich ernst?" Ich nicke entschlossen.

 "Werden weitere Gefahren auf uns zukommen?" "Solche, in denen du um dein Leben bangen musst?" "Ja solche." "Wahrscheinlich", antwortet sie mir auf meine Frage. Ich nicke und versuche das irgendwie zu verarbeiten auch wenn mich das gerade ein bisschen überfordert. Denn wenn ich mich weiter hin hinter ihr verstecke werde ich noch schneller sterben. "Bringst du mir bei wie man schiesst?" Frage ich Adriana ohne lange nach zu denken. "Ja, aber erst wenn wir einen Unterschlupf gefunden haben." "Und wo sollen wir hin?" "Erst mal in einen Wald, dort können wir uns verstecken. Dann werden wir weiter sehen." "Warum ausgerechnet in einen Wald? Niemand geht sich freiwillig in einem Wald verstecken." "Genau deswegen." Ich nicke. Es ergibt tatsächlich Sinn.

Der Bahnhof ist kaum besucht und wir werden glücklicherweise auch nicht von Männern mit Waffen empfangen. Aber lange wollen wir uns hier nicht aufhalten. Wir gehen in den kleinen Laden am anderen Ende des Gleises und besorgen uns die wichtigsten Sachen die wir brauchen. Danach machen wir uns auf den Weg richtung Wald. Ganz geheuer ist mir die Sache noch immer nicht, aber lieber schlafe ich einige Nächte im Wald als jetzt zu sterben.

Wir laufen lange bis wir die grüne Lichtung endlich sehen, die Dämmerung ist schon in vollem Gange als wir den Waldrand erreichen. Der dicht bewachsene Wald sieht mit dem Nebel der sich um die Stämme schleicht unheimlich und bedrohlich aus. Ich bleibe stehen, unsicher ob ich das wirklich will. Aber eine grosse Wahl hatten wir ja nicht. "Kommst du?", fragt mich Adriana die schon einige Meter im Nebel steht. Ich schlucke schwer und laufe auf sie zu. Als ich mich umdrehe sehe ich kaum noch wo ich eben stand, den der Nebel stieg und erschwerte uns den Weg tiefer hinein in den Wald. Auch nachdem sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten versperrte uns der Nebel weiterhin die Sicht. Das es dunkel war und immer dunkler wurde machte uns die ganze Sache auch nicht einfacher.

Meine Füsse tun weh und ich befürchte bald einzuschlafen. Der Nebel wird immer dicker und man kann kaum noch die eigene Hand vor Augen sehen. Immer wieder bleibe ich irgendwo hängen, die Dornen stechen in meine Haut und lösen einen stechenden Schmerz aus. Aber ich weiss wenn ich stehen bleibe sterbe ich. Also laufe ich weiter, mit dem Wissen nicht mehr lange durchzu halten. Ich sehe mich nach Adriana um die vor einem Baum stehen blieb.

Stillschweigend stehe ich neben sie hin und schaue den Baum an. Erst als sie ihre Hand vom Stamm nimmt sehe ich das etwas drin eingeritzt ist. Rache. Steht in gross Buchstaben geschrieben. Mein Herz scheint stehen zu bleiben und eine Panik macht sich in mir breit. "Hier lang", sagt sie zu mir und läuft in den Nebel hinein. Immer tiefer in den Wald. Sie streicht hin und wieder mit ihrer Hand über einen Baum, jedes mal ist etwas hinein geritzt worden. Ich konnte nicht erkennen was es war, was vielleicht auch besser so war. Als meine kräfte mich endgültig verlassen zu sein schienen, rempelte ich Adriana dir vor mir stehen geblieben war fast um. Ich schaute sie ahnungslos an und folgte ihrem Blick der gerade aus auf etwas starrt. Eine Hütte, die in Nebel gehült war und aussah als würde sie jeden Moment zusammen fallen.

Ohne GnadeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt