Ich bin schon eine ganze Weile in meiner Kajüte und habe mir schon überlegt, nach meiner Kleinen zu suchen. Wahrscheinlich ist sie bei Guilia und lässt sich dort ihren wunden Hintern einschmieren. Dabei könnte ich es genauso gut tun.
Vielleicht ist sie aber auch in die Hände von einem Piraten gefallen und keiner hat es mitbekommen. Sie ist eindeutig zu lange weg. Ich werde sie jetzt suchen gehen!
Entschlossen stehe ich auf und gerade, als ich die Tür öffnen will, springt diese auf und Alisea läuft mit voller Wucht gegen meine Brust. „Pass doch auf!", mault sie mich an.
Ich soll bitte was? Sie spinnt ja wohl! Ich packe ihren Arm und schaue dabei über ihre Schulter nach draußen. Da ist aber niemand, deshalb trete ich gegen die Tür, damit sie wieder zufällt. „Schau du gefälligst, wo du hinläufst. Hat dir noch niemand gesagt, dass man nicht nach hinten sieht, um nach vorne zu laufen?"
Alisea öffnet den Mund, um etwas zu erwidern. Ich sehe, wie ihre Augen vor Wut funkeln. Aber sie schließt den Mund wieder und beißt sich auf ihre Unterlippe. Dabei versucht sie sich aus meinem Griff zu befreien.
Ich lasse sie aber nicht los, sondern packe noch fester zu. „Wo warst du so lange?"
„Au! Du tust mir weh!" Sie legt ihre Hand auf meine und bohrt ihre Fingernägel in meine Hand.
Ihr jammern und das aufmüpfige Verhalten, lässt mich schließen, dass ihr der Ausflug zu Kopf gestiegen ist. Vielleicht sollte ich sie doch hier einsperren.
Ich behalte den Druck bei und lasse sie machen. Ich habe schon schlimmere Schmerzen ertragen, als ihre Fingernägel. Vielleicht merkt sie bald, dass sie mir zu antworten hat, wenn ich ihr eine Frage stelle. Wenn nicht, stehen wir wohl noch morgen hier.
Nach einer Weile stöhnt sie unter Schmerzen auf und geht leicht in die Knie. Dabei lässt sie von meiner Hand ab. „Ich habe Guilia gesucht...!"
Ruckartig löse ich meine Hand und dabei fällt sie auf die Knie, weil sie damit nicht gerechnet hat. „So lange? Hat sie eigentlich nichts zu tun?" Ich drehe mich um und gehe zu meinem Schreibtisch. Guilia geht mir langsam auf die Nerven. Eigentlich müsste sie demnächst mal wieder an Deck gehen. Das ist auch schon lange her.
Alisea fällt die Salbe aus der Hand und sie rollt unter die Chaiselongue. Allerdings folgt Alisea mir mit dem Blick und blinzelt irritiert. „Ich war doch gar nicht lange weg. Und vielleicht habe ich mich auch ein wenig umgeguckt..."
Ich setze mich an meinen Schreibtisch und gucke sie interessiert an. „Und was hast du so gesehen?"
Sie weicht meinem Blick aus, steht auf und guckt sich nach der Salbe um. „Ähm... Gänge und Treppen...?"
Gänge und Treppen? Irgendwas stimmt doch nicht! Hat sie vielleicht etwas gesehen, was ihr nicht gefallen hat oder sogar erregend war? Jedenfalls wirkt sie auf mich etwas verstört. Vielleicht hat sie gesehen, was die Piraten mit den Frauen machen.
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Von Sklavenhändlern verschleppt
Historical FictionWir schreiben das Jahr 1771. Alisea de Marchand hat beinahe alles, was sich eine junge, adelige Frau nur wünschen kann. Zumindest glaubt man dies auf dem ersten Blick. Sie ist jung, reich und hübsch. Und einem Grafen versprochen, den sie nicht heir...