Wir schreiben das Jahr 1771.
Alisea de Marchand hat beinahe alles, was sich eine junge, adelige Frau nur wünschen kann. Zumindest glaubt man dies auf dem ersten Blick.
Sie ist jung, reich und hübsch. Und einem Grafen versprochen, den sie nicht heir...
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Ich werde mit den ersten Sonnenstrahlen wach, die durch das Fenster kommen und blinzle müde. Noch immer liege ich eng an Lestat gekuschelt und mein Kopf ruht auf seiner Brust. Vorsichtig rutsche ich ein Stück von ihm weg, allerdings greift Lestat sofort nach mir und zieht mich wieder an sich. Dann öffnet er die Augen und lächelt mich an.
Kurz bin ich irritiert und frage mich, warum er lächelt. Aber dann fällt mir der gestrige Abend ein und das, was er tat.
„Guten Morgen.", flüstert Lestat, beugt sich vor und küsst meine Stirn. Sofort weiche ich noch ein Stück zurück. „Wir legen bald in Piräus an. Ich werde Pepin bitten, mit dir ein Brautkleid zu kaufen."
Ich nicke nur leicht und frage mich einen Moment sogar, ob das nur ein Vorwand ist, um mich irgendwo in Piräus zu verkaufen. Denn nun hatte Lestat ja, was er sich in den letzten Wochen immer gewünscht hat. Warum sollte er mich jetzt noch behalten wollen?
Lestat steht auf und ich setze mich ebenfalls im Bett auf. Während er sich anzieht, halte ich die Bettdecke mit einer Hand über meinen Brüsten fest.
Obwohl er mich gestern Abend in den Armen gehalten und mich getröstet hat, spüre ich wieder diese nagende Unsicherheit. Und ich höre die warnende Stimme in mir, dass ich den Worten eines Mannes einfach nicht trauen darf. Aber ich wünsche mir auch zeitgleich nichts sehnlicher als dies. Ich möchte ihm vertrauen, ich möchte mich bei Lestat sicher und geborgen fühlen. Ich möchte seinen Worten glauben. Denn bisher hat er mich, bis auf die Sache mit Christoph Kolumbus, nie angelogen. Noch nicht...
Lestat schließt seinen Gürtel und mustert mich einen längeren Moment. „Ist alles in Ordnung?"
„Ja", erwidere ich schnell. „Ja, natürlich." Langsam rutsche ich aus dem Bett nach vorne und verziehe das Gesicht. Meine Seite schmerzt und auch mein Unterleib zieht.
Lestat hebt die Augenbrauen, aber bevor er etwas sagen kann, klopft es an der Tür. „Herein!"
Die Tür öffnet sich und Enrico kommt herein, um nach der Wunde von Lestat zu sehen. Wenn sie in Piräus anlegen, will er die Fäden ziehen. Die Wunde würde gut heilen, wie er meint.
Ich hingegen kann nicht aufhören, auf die Narbe zu starren. Die Narbe, die Lestat sich zugezogen hat, alser mich vor der Sklaverei rettete. Und ich frage mich, ob Lestat erst bewusst wurde, was er für mich empfindet, nachdem er mich nicht mehr hatte. Bei meiner Flucht in Piräus empfand ich ähnlich. Manchmal muss man etwas verlieren, um zu wissen, wie sehr man es geschätzt hat. Denn als ich keine Erinnerungen hatte, konnte er mir als Christoph Kolumbus nicht sagen, was er für mich empfindet. Nun hat er mir schon drei Mal gesagt, dass er mich liebt.
Nachdem der Arzt Lestat untersucht hat, will Lestat noch, dass Enrico sich meine Seite anschaut, die mittlerweile ganz blau ist. Aber es sei nur halb so wild, wie der Arzt meint. „Ach, bevor ich es vergesse: Alisea sollte heute oder morgen ihre Periode bekommen." Enrico holt ein dickes Höschen aus seinem Koffer und reicht es mir.