Nachdem Lestat plötzlich weg ist, bleibe ich einen Moment wie erstarrt liegen. Meine Mitte pocht fürchterlich und mein Herz rast. Aber diesmal hatte ich nicht dieses erquickende Hochgefühl. Ich glaube, Lestat hat vorher aufgehört. Ob er deswegen sagte, ich könnte das Problem mit der Hand lösen?
Ich lege tatsächlich kurz eine Hand auf meine Scham und bin entsetzt, wie nass ich zwischen meinen Beinen bin. Aber das ist sicher nur wegen seiner Zunge.
Kurz stöhne ich auf, unterdrücke den Laut aber sofort und stehe umständlich auf. Mein ganzer Körper bebt noch und ist in einer seltsamen Erwartungshaltung. Mir ist heiß und ich spüre Schweiß auf meinem Körper. Also gehe ich zur Schüssel, greife nach Schwamm und Seife und wasche mich erneut. Auch die Haare wasche ich gründlich.
Direkt danach seife ich noch das Kleid ein, wasche es aus und lege es zum Trocknen über den Stuhl am Schreibtisch. Dort, wo Lestat immer so gerne sitzt.
Er wird wieder den ganzen Tag weg sein. Und wenn er doch früher kommt, dann höre ich ihn ja, wenn er den Schlüssel im Schloss umdreht.
Mein Blick fällt auf die Schublade, in der das Logbuch ist und ich brauche mehrere Anläufe, bis ich mich traue, es herauszuholen. Diesmal achte ich auf den losen Zettel, suche erst, wo er ist und halte ihn mit einer Hand an Ort und Stelle. Mit der anderen Hand blättere ich durch die Seiten und lese die aktuellen Logbuch Einträge.
Ein Absatz treibt mir Tränen in die Augen, weil dort von einer Jungfrau gesprochen wird, die verschwunden ist. Sie wird gesucht. Dabei weiß ich, dass sie schon längst nicht mehr lebt. Sie sprang vor mehreren Tagen in den Selbstmord.
Ich lese einen Eintrag nach dem nächsten, immer weiter zurück. Bevor das Schiff Nouel und mich nahe Korsika aufgegriffen hat, waren sie an der Küste von Spanien. Lestat schreibt sehr ausführlich und ich habe stellenweise das Gefühl, ich kann vor meinem geistigen Auge sehen, wo das Schiff war. Die Küsten und Klippen, die Häfen und Strände.
Die Black Curesana segelte auch an den südlichen Ländern vorbei und sie nahmen dort schwarze Sklaven auf Fischerbooten gefangen. Sie waren sogar in Ägypten!
Immer weiter lese ich zurück, bis ich einen langen Eintrag finde, der fast über zwei Seiten geht. Das Schiff ankerte in Konstantinopel und sie haben dort die Sklaven verkauft. Die ersten Sklaven wurden direkt an Deck verkauft, danach wurden die hübschen Frauen hergerichtet und teilweise sogar neu eingekleidet, bevor sie auf Sklavenmärkten versteigert wurden.
Es tauchen keine Namen auf, auch nicht die Summen. Also gibt es bestimmt noch ein anderes Buch, indem solche Daten stehen. Kurz überlege ich, ob ich nach dem anderen Buch schauen soll, entscheide mich aber dafür, weiterzulesen.
In den Einträgen davor gibt es nicht viel spannendes zu berichten. Aber dann sehe ich einen Eintrag, dass sie an einem Hafen des osmanischen Reiches angelegt haben und dort reichlich frische Lebensmittel und Obst an Bord geholt wurden, damit "die Ware" wieder rosige Wangen bekommt und nicht so ausgehungert aussieht.
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Von Sklavenhändlern verschleppt
Historical FictionWir schreiben das Jahr 1771. Alisea de Marchand hat beinahe alles, was sich eine junge, adelige Frau nur wünschen kann. Zumindest glaubt man dies auf dem ersten Blick. Sie ist jung, reich und hübsch. Und einem Grafen versprochen, den sie nicht heir...