10 - Bittere Wahrheit

2.1K 79 0
                                    

Nachdem der Pirat endlich weg ist, lasse ich die Tränen heraus, die ich mühsam zurückgehalten habe

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Nachdem der Pirat endlich weg ist, lasse ich die Tränen heraus, die ich mühsam zurückgehalten habe. Ich rolle mich auf dem Boden zusammen und weine, halte mir aber trotzdem beide Hände vor den Mund. Ich will nicht, dass die Piraten mich hören können.

Dieser Tag war einfach nur schrecklich und ich hoffe so sehr, es ist nur ein bitterer Albtraum! Ich bete, dass ich jeden Moment aus einem bösen Traum erwache. Aber die Schmerzen an meinen Armen beweisen, dass dies die schreckliche Realität ist. Und so schlucke ich die Tränen herunter, wische sie mir eilig weg und stehe langsam auf.

Ich gehe zu der großen Sitzecke im hintersten Teil der Kajüte, setze mich auf die Bank und versuche, einen klaren Kopf zu bekommen. Dieser Pirat sagte, Nouel sei an Bord.

Wir könnten eine Flucht versuchen... Ich weiß nur nicht wie. Wir sind auf See!

Plötzlich geht die Tür auf und ich schrecke unweigerlich zusammen. Ist er schon wieder da?

Als Erstes sehe ich ein Tablett, das getragen wird, von dem Mädchen, das vorhin von Lestat geschlagen wurde. Sie macht mit dem Fuß die Tür wieder zu, da sie keine Hand freihat und dann lächelt sie mich an. Das ist kein liebevolles Lächeln. Es sieht eher aus wie ein mitleidiges Lächeln aus.

„Hallo, ich bin Guilia. Hab keine Angst. Ich bringe dir nur etwas zur Stärkung." Sie kommt langsam auf mich zu und stellt das Tablett vor mir auf dem Tisch ab.

Ich schaue auf das Tablett. Besonders reichhaltig ist es nicht. Brei, Zwieback und Knäckebrot. Da habe ich bei der Vierge Marie besser gegessen, da gab es sogar frisches Rührei.

„Danke. Ich bin Alisea." Kurz versuche ich, zu lächeln. Aber es misslingt mir, also greife ich nach einem Zwieback. „Ich fürchte, mein Italienisch ist ein wenig eingerostet."

„Dafür sprichst du aber gut. Darf ich mich etwas zu dir setzen?" Sie schaut zurück zur Tür und dann zu mir.

Ich folge ihrem Blick und sehe dann zu Guilia. „Ja, natürlich. Ich denke, etwas Gesellschaft... weibliche Gesellschaft würde mir guttun." Nun kann ich doch ein wenig lächeln und beiße in den Zwieback.

Sie setzt sich mir gegenüber an den Tisch und schaut sich dabei in der Kajüte um. „Ich war auch mal hier. Also ich meine, ich hatte auch mal den Schutz von Lestat. Wenn man es so nennen darf, denn keiner hat mich vor ihm schützen können."

Ich schweige dazu und beiße wieder in den trockenen Zwieback. Allerdings redet Guilia schon weiter: „Wenn ich dir ein paar Tipps geben darf: Bleib auf dem Sofa und schlaf dort. Leg dich nicht in sein Bett, das sieht er als Aufforderung an. Egal wie weich es ist, lass es!"

Ich nicke langsam und schaue mich um. Die Chaiselongue sieht nicht so bequem aus und ist auch viel zu kurz. Zudem steht sie direkt neben der Tür und ist mir viel zu nahe an seinem Bett. Trotzdem ist es auf Dauer dort sicher bequemer, als hier auf der harten Bank. „Ich werde nie das Bett mit ihm teilen!"

Von Sklavenhändlern verschlepptWo Geschichten leben. Entdecke jetzt