Wir schreiben das Jahr 1771.
Alisea de Marchand hat beinahe alles, was sich eine junge, adelige Frau nur wünschen kann. Zumindest glaubt man dies auf dem ersten Blick.
Sie ist jung, reich und hübsch. Und einem Grafen versprochen, den sie nicht heir...
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Nachdem Lestat weg ist, sehe ich mich in der Kajüte um. Es sieht immer noch so aus, wie an dem Tag, als ich mit Nouel geflohen bin. Nur die Seile am Bett sind mittlerweile weg. Ich schaue zu der Sitzecke und überlege, ob ich mich dort ans Fenster setzen soll. Dann fällt mein Blick unter die Sitzecke und ich sehe, dass dort etwas auf dem Boden liegt. Es sieht aus wie Papier, das zusammengeknüllt wurde.
Vorsichtig stehe ich auf und setze einen Fuß nach dem anderen. Aber schon nach zwei Schritten kann ich nicht mehr laufen und lasse mich auf die Knie sinken.
Auf allen Vieren krabble ich zur Sitzecke. So wie ich vorhin auch vom Bett zur Chaiselongue gekrabbelt bin. Denn das Schwanken vom Schiff kann ich mit meinen Füßen noch nicht ausgleichen. An der Sitzecke angekommen, hebe ich das Papier auf und ziehe mich vorsichtig an der Sitzecke hoch, bevor ich mich auf die Bank setze.
Nun schaue ich doch aus dem Fenster und sehe in weiter Ferne eine Insel. In der Ägäis gibt es viele Inseln und ich überlege, welche es sein könnte. Allerdings weiß ich nicht, wie lange ich in der Zelle im Frachtraum war.
Seufzend reiße ich den Blick von der Insel los und schaue auf das Papier, das ich vorsichtig auseinanderziehe und mit den Händen glätte. Auf Anhieb fällt mir auf, dass ich diese Schrift kenne und sofort huscht mein Blick auf die Unterschrift.
Hochachtungsvoll, Baron de Marchand
Ich schaue direkt an den Anfang vom Brief. Jedoch hat er keine Anrede, sondern startet direkt mit dem Text.
Also ist es wahr, meine ungezogene Tochter hat sich unerlaubt auf ein Schiff geschlichen und damit ihr eigenes Schicksal besiegelt. Dadurch hat sie ihren Wert verloren und ist zu einem Schandfleck in meinem Leben geworden.
Auf keinen Fall werde ich Geld zahlen, um sie freizukaufen. Diese Heirat zu arrangieren war meine letzte Pflicht als ihr Vater. Diese Gelegenheit hat Alisea verschmäht und sie hat daher keine weitere Hilfe von mir zu erwarten. Dieses undankbare Kind soll sich nicht wagen, mir noch einmal unter die Augen zu treten!
Ich lese die erste Hälfte von dem Brief mehrmals und bin überrascht, dass mich diese Worte nicht treffen. Ich weiß ja schon längst, dass mein Vater kein weiteres Geld zahlt, geschweige denn, mir zur Hilfe eilt. Es verletzt mich nicht einmal, sondern bestätigt nur, dass ich selbst für mein Glück kämpfen muss. Und der Wunsch, meinem Vater jemals wieder gegenüberzutreten, erstirbt vollends.
Aber was denke ich da? Selbst, wenn ich es will, so würde ich ihn nie wiedersehen. Also lese ich einfach die letzten Absätze in diesem Brief.
Hingegen bin ich an einem Treffen mit Ihnen interessiert, Lestat. Ich bin bereit, einen Waffenstillstand auszuhandeln, damit die Schiffe, die unter meiner Flagge segeln, zukünftig nicht mehr von Ihnen angegriffen und ausgeraubt werden.