Ich weiche schnell von Lestat zurück und sehe zu Ninette, die sich vorsichtig über Gregor beugt. „Gregor, hörst du mich?!", fragt sie zaghaft.
Der große Mann röchelt nur und ich sehe wieder zu Lestat. „Ist Enrico in der Nähe? Vielleicht kann er noch etwas tun für ihn."
Lestat schüttelt leicht den Kopf und lehnt sich näher zu meinem Ohr, um zu flüstern. „Für ihn kommt jede Hilfe zu spät." Dann steht Lestat auf und reicht mir die Hand.
Ich nehme die Hand dankbar entgegen und lasse mir aufhelfen. Dabei halte ich sofort die Luft an und verlagerte vorsichtig mein Gewicht, um meinen rechten Fuß zu entlasten. Ganz langsam gehe ich hinüber zu Ninette und Gregor, der bereits hektisch atmet und Ninette mit angsterfüllten Augen ansieht. Diese Art von Angst, bei der man realisiert, dass das Leben nun vorbei ist.
„Ich verzeihe dir, Gregor. Du hast keine Schuld. Du hattest nie Schuld." Obwohl es mich wegen der Schmerzen in meinem Fuß Überwindung kostet, gehe ich neben ihm vorsichtig in die Hocke und lege eine Hand auf seine Schulter. „Nun wird es Zeit, zu ruhen, Gregor."
Ich stehe wieder auf und sehe zu Lestat, der auf den Leichnam von Graf Roux starrt. Also gehe ich langsam zu ihm, stelle mich neben Lestat und greife zögernd nach seiner rechten Hand, um sie kurz zu drücken, während ich zu ihm aufschaue. „Was hast du jetzt vor?"
Lestat atmet tief ein und sieht zu den offenen Augen seines Vaters. Was er wohl gerade denkt? Hätte er ihn am liebsten getötet? Sein Blick geht zu Ninette und Lestat spannt sich an, als wenn er Ärger erwartet, also halte ich direkt die Luft an und sehe auch zu ihr. „Ich weiß es nicht. Wir müssen die Leiche loswerden."
„Ja, aber darum können wir uns immer noch kümmern." Ich sehe Lestat forschend an. „Ein Arzt sollte bestätigen, dass er wirklich tot ist. Und er sollte eine Beerdigung bekommen. Aber wir müssen uns darauf einigen, was wir den Ärzten und Geistlichen sagen."
Ninette steht langsam auf und ich sehe, dass Gregor nun ins Leere starrt. „Der Graf hat ihn völlig kaputt gemacht. Er war mal so ein netter junger Mann." Sie streicht sich mit dem Zeigefinger eine Träne weg und guckt zu uns. „Lasst mich mit dem Arzt reden. Ich habe einen besonderen Draht zu ihm. Wenn wir Glück haben, brauchen wir uns keine Gedanken zu machen. Er kann seinen Tod auch als Herztod hinstellen."
„Glück?", frage ich brüsk. „Darauf baue ich nicht, Ninette. Nein, wir sagen, dass du Lestat hierher gebracht hast und wie vereinbart den Grafen geholt hast. Allerdings war Gregor hier unten und hat Lestat bedrängt. Gregor muss ihn ja für einen Eindringling gehalten haben." Ich sehe kurz zu den beiden Leichen und sehe dann wieder zu Ninette. „Der Graf wollte Gregor davon abhalten, aber dieser wurde zeitgleich von Lestat außer Gefecht gesetzt. Dabei stürzte der Graf und fiel auf den Degen. Ein tragischer Unfall also."
Ninette schaut jetzt zwischen mir und Lestat hin und her. „Und dann? Was wollt ihr tun? Der Graf hat Lestat nicht als seinen Sohn anerkannt."
Ich befeuchte kurz meine Lippen. „Wir sagen, dass er das aber wollte. Dass er deswegen den Kampf zwischen Gregor und Lestat beenden wollte. Aber im Kampf kam es dann eben zu diesem tragischen Unfall." Ich schaue nun zu Lestat und halte kurz die Luft an. „Und was sagst du?"
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Von Sklavenhändlern verschleppt
Historical FictionWir schreiben das Jahr 1771. Alisea de Marchand hat beinahe alles, was sich eine junge, adelige Frau nur wünschen kann. Zumindest glaubt man dies auf dem ersten Blick. Sie ist jung, reich und hübsch. Und einem Grafen versprochen, den sie nicht heir...