Wir schreiben das Jahr 1771.
Alisea de Marchand hat beinahe alles, was sich eine junge, adelige Frau nur wünschen kann. Zumindest glaubt man dies auf dem ersten Blick.
Sie ist jung, reich und hübsch. Und einem Grafen versprochen, den sie nicht heir...
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Ich habe den ganzen Tag das verdammte Bett sauber gemacht und die stinkende Bettwäsche gewaschen, das Laken genäht und mich nur ein paar Minuten hingesetzt, um an einem Kleid den Saum zu kürzen. Dabei habe ich gar nicht gemerkt, dass es draußen immer dunkler geworden ist.
Natürlich meckert Lestat wegen der Nadel, aber ich glaube, am meisten stört ihn, dass ich mit Ote über Graf de Roux gesprochen habe. Warum hat er denn plötzlich so eine Wut auf Ote?Haben die sich gestritten? Warum sonst rastet Lestat denn so aus? Ging es in dem Streit etwa um mich? Wahrscheinlich bin ich bei Ote nicht auf taube Ohren gestoßen, was die Sache mit dem Erbe von dem Grafen angeht...
Soll Lestat mich doch schlagen! Ich werde aufstehen. Ich werde IMMER aufstehen!
Seine Stimme ist dunkel und bedrohlich geworden: „Vielleicht sollte ich dich wieder zu Ote bringen, aber diesmal endgültig. Du scheinst dich ja mittlerweile gut mit ihm zu verstehen!" Er kommt auf mich zu und packt mich grob am Arm. Dabei zieht er mich auf die Beine, weil ich wohl nicht schnell genug aufgestanden bin. „Vielleicht hast du ja recht, ich kenne nur eine Antwort auf dein Verhalten: Gewalt!"
Lestat zieht mich aus der Kajüte nach draußen in den Flur. Ein Pirat, der im Flur steht, schaut Lestat und mich noch verblüfft an, schweigt aber.
Ich komme kaum mit, weil er so schnell geht und versuche zu begreifen, wieso die Situation wieder eskaliert ist. Ich habe ihm indirekt vorgeworfen, schwach und dumm zu sein. Das wars. Nun lande ich bei Ote... Die nächsten Wochen muss Nouel also wieder in fremden Quartieren nach Nahrung suchen und riskiert jedenTag, dass er entdeckt wird.
Meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich hätte einfach still sein sollen! Nun habe ich den Bogen überspannt. Obwohl ich mich heute kurz mit Ote unterhalten habe, so ist er trotzdem schlimmer als Lestat. Meine Zeit bis Konstantinopel wird die Hölle auf Erden sein.
Ich sehe gar nicht, wohin wir gehen und kämpfe darum, auf meinen Beinen zu bleiben. Alles dreht sich. Nein ,eigentlich schwankt es heftig und ich stolpere wieder. Habe ich mir den Kopf doch zu stark angeschlagen?
Lestat hält plötzlich an, aber ohne mich loszulassen. Es wird kalt und nass.
Ich schaue nach oben und der Regen prasselt in Strömen auf mich nieder. Ich bin an Deck! An Deck...!
Lestat greift nach einem Seil.
Bindet er mich jetzt nackt an den Mast? Hat er mir nicht so etwas angedroht? Starr vor Angst bleibe ich stehen und schaffe es kaum, meinen Atem zu beruhigen. Selbst die Kälte ist völlig nebensächlich geworden.
Panisch schaue ich mich um. Überall laufen Piraten umher. Sie beachten uns aber gar nicht, weil sie zu beschäftigt sind. Aber bald werden sie mich sehen und über mich herfallen. Regen hin oder her...
Erst als Lestat an meinem Arm reißt, merke ich, dass ich wieder loslaufen muss.
Bindet er mich jetzt wirklich an den Mast?! Bei dem Wetter?! Will mich jetzt hier sterben lassen? Oder abwarten, bis das Unwetter vorbei ist, damit ich keine Kraft mehr habe? Dann können die Piraten einfach über mich herfallen und ich könnte mich nicht mal wehren. Ich wäre hilflos...