Kapitel 17

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Wie bereits erwartet, war der Krankenhausbesuch für mich eine der unerträglichsten Erfahrungen, die mir ungewollte Erinnerungen zurückbrachten

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Wie bereits erwartet, war der Krankenhausbesuch für mich eine der unerträglichsten Erfahrungen, die mir ungewollte Erinnerungen zurückbrachten. Obwohl ich dieses Mal draußen wartete und nicht als Patientin auf einem Bett oder Untersuchungstisch lag, hatte ich immer noch dieses ekelhafte Gefühl auf meiner Haut. Es fühlte sich an, als hätte ich einen Ausschlag. Aber nach mehrmaligem Nachschauen war da nichts. Es war nur Einbildung.

Genau so war der Geruch in dem Gebäude, der Duft brannte sich durch meine Nase. Eine Mischung aus Desinfektionsmittel, Reinigungsmittel, schlechter Flurluft und Gummi. Das Quietschen von billigen Schuhen. Irgendwo piepten Geräte. Entweder schlief die Person einfach oder hing am seidenen Faden. Ich kam mir vor, als wäre ich dazwischen. Nicht ganz bei mir.

Auf einem Stuhl im Flur sitzend schaute ich durch die Glaswand in Bastiens Krankenzimmer. Die Ärzte untersuchten ihn noch einmal oberflächlich und sprachen mit ihm. Aus Datenschutzgründen durfte ich nicht hinein, was lächerlich war, denn ich hätte wetten können, dass ich alles von dem Patienten, alias Bastien-kann-die-Schnauze-nicht-halten, erfahren würde. Die Maßnahme war also unnötig, besonders weil ich einen Blick hineinwerfen konnte.

Das Warten machte mich nervös, und ich spürte, wie sich die Anspannung in mir breit machte. Nicht, weil ich wissen wollte, was die Diagnose genau war. Zum Teil wollte ich schon erfahren, ob alles in Ordnung war, aber das machte mich nicht verrückt. Es war der Flur und dass ich alleine darin saß. Wartend.

Ich seufzte und presste meine Hände zusammen, damit sie nicht zitterten. Einatmen. Ausatmen.

Gerade als ich ausatmete, spürte ich, wie Bastiens Handy klingelte. Ich hatte nicht bemerkt, dass es aus seinem Seitenfach gerutscht war. Es klingelte schon eine Weile, und dem Kontakt zu urteilen, war es seine Mutter.

Da sie sich sicherlich Sorgen machte, schnappte ich mir die Tasche, warf sie mir über die Schulter und stand auf. Mir war es wichtiger, mich zu beschäftigen, anstatt selbst vor wachsender Panik zur Patientin zu werden.

Ich nahm den Anruf entgegen. Zu meiner Verwunderung war es ein Videoanruf, was mehr als peinlich war.

Ein Schwall französischer Worte traf mich, noch bevor ich die Frau genauer betrachten konnte. In diesem Moment wünschte ich mir, zumindest einige Sätze verstehen zu können. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Also sprach ich normal, in der Hoffnung, dass wir annähernd miteinander kommunizieren konnten. Ich gab mein Bestes, um alles zu erklären, aber seine Mutter war so aufgebracht und verheult, dass ich schließlich einfach näher ans Fenster zu Bastians Zimmer trat und die Handykamera auf ihn richtete.

Die Frau wimmerte aufgelöst und ihrer Stimme zu urteilen schien sie erleichtert zu sein, ihren Sohn munter zu sehen. Trotzdem weinte sie. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Das hatte ich auch bei Blaze' Mutter gesehen. Immer wenn er sich verletzt hatte, weinte sie und sagte ›mein armes Baby‹. Selbst jetzt noch mit seiner riesigen Statur.

More Than Me - Cardell Academy II (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt