Mit einem Nicken gab ich ihr dann Bescheid, dass ich bereit war, und dann begann auch schon die filmreife Performance. Aella humpelte durch den Flur und ich versuchte mich anzupassen und half ihr. Nach einer Weile schafften wir es dann zum Lehrerzimmer und die Lehrkräfte eilten beim Anblick von uns zu uns.
Aella erklärte ihnen schluchzend, dass sie beim Laufen eine andere Strecke genommen hatte. Irgendwann soll sie sich verlaufen haben. Ihr Handyakku war leer und sie sei gestürzt. Auf meiner Fahrradstrecke hätte ich sie gefunden und Erste Hilfe geleistet.
Sie machte mich direkt zu einem Helden, obwohl sie mich eigentlich rettete.
Die gespielte Lüge war so überzeugend, dass ich sie selbst geglaubt hätte. Wenn wir nicht gemeinsam geschwänzt hätten, hätte ich sie auch einfach akzeptiert, weil sie die Unwahrheiten mit Wahrheiten verschönerte. Sie war darin so geschickt. Abgesehen davon, dass ich dabei war, konnte ich die Lüge in ihren Augen erkennen.
Die Lehrkräfte waren überraschenderweise überzeugt und stellten keine weiteren Fragen mehr, weil sie noch Unmengen zu tun hatten. Die gesamten Gastschülerinnen und -schüler hatten also etwas Gutes an sich.
Wir sollten uns zurückziehen und uns sauber machen. Später müssten wir trotzdem zu einer Wiederholungseinheit des Lernstoffs. Mir war das egal. Ein Teil von mir freute sich sogar insgeheim darüber, denn das bedeutete, dass ich mehr Zeit mit Aella verbringen konnte. Die anfängliche Panik war wie weggeblasen.
Eine Lehrkraft wollte Krücken bringen, damit Aella sich damit fortbewegen konnte. Ihrem Blick nach zu urteilen, gefiel ihr das überhaupt nicht, denn sie verzog den Mund. Also griff ich ein.
»Nein, Sie müssen sich nicht die Mühe machen. Ich werde mich um den Rest kümmern«, sagte ich und kniete mich hin, um Aella auf meinen Rücken zu tragen. Wenn ich ihr meine Arme angeboten hätte, hätte sie sie, so gut ich sie kannte, nicht angenommen. Deshalb entschied ich mich dafür, auf eine andere Weise in ihrer Nähe zu bleiben.
Ohne dass ich ihr etwas sagen musste, verstand sie meine Absicht und ich spürte, wie sie auf meinen Rücken kletterte. Ihr Gesicht verbarg sie in meiner Halsbeuge und ihre Haare kitzelten mich leicht an der Wange. Es störte mich nicht. Im Gegenteil, ich musste mir verkneifen, heimlich über die Situation zu freuen.
Zwischen meinem Hals und meiner Schulter spürte ich Aellas warmen Atem. »Was soll das hier werden?«, flüsterte sie auf meine Haut. Ich konnte ihre Lippen beinahe spüren. Ein Teil von mir wollte es sogar, was total verrückt war.
An der Stelle, wo ich ihren Mund spürte, prickelte es und ich erwischte mich dabei, wie ich an meiner Unterlippe kaute.
»Ich spiele mit. Das hast du doch gewollt«, wisperte ich zurück und schob ihre Arme fester um mich. Dann stand ich auf und stützte sie an ihren Beinen. Aella schmiegte sich an mich, während wir aus dem Lehrerzimmer in den Flur traten.
Die Tür hinter uns schließend, spielten wir weiter, und so verrückt wie ich in letzter Zeit war, gefiel es mir. Mein Herz machte das mehr als deutlich.
DU LIEST GERADE
More Than Me - Cardell Academy II (German)
TienerfictieWar ich schon immer ihre letzte Wahl? Wieso reicht es mir nicht mehr aus, die letzte Wahl zu sein? Ich will der Erste sein. Der verdammte ERSTE. -•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-• Ich kann nicht mehr... ›Ich hoffe du erstickst an all deinen Lügen...