»Sie sind hier«, rief Bastien und kam vom Anfang der Gasse auf uns zu. Hayden ließ mich los und sorgte für Abstand zwischen uns. Er trat sogar zwei Schritte zurück. Nicht einen, sondern zwei!
Irgendwie tat das... weh.
Die Ruhe und Wärme von vorhin war verschwunden. Und trotz der Jacke um meine Schultern war es plötzlich kalt.
Ich wusste nicht einmal mehr, was ich sagen wollte. Nur dass ich noch die Worte in meinem Mund schmeckte. Ich konnte nicht mehr zuordnen, welche es waren. Sie lagen mir auf der Zungenspitze. Aber meine Gedanken vernebelten sich einfach, bis eine dicke Wolke sie einnahm und die letzten Minuten überdeckte. Mir war, als würde ich eins mit der dunklen Gasse werden.
»Alles okay?«, fragte Bastien keuchend und blieb auf seinen Knien gestützt stehen. Bevor ich überhaupt antworten konnte, schlug Blaze wie eine Bombe von der Seite ein und zog mich in seine Arme. Dabei fiel Haydens Jacke von meinen Schultern herunter.
Nun war die letzte Wärme, das unbeschreibliche Gefühl, auch verschwunden. Warum tut das mehr weh als die öffentliche Demütigung und Beleidigungen vorhin auf der Feier?
Ich wollte die Jacke aufheben, konnte mich aber nicht wegen Blaze's erdrückender Umarmung bewegen.
»Ale es tut mir leid. Ich bin ein mieser Bruder.« Aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie Hayden seine Jacke aufhob und über seinen Arm legte.
Blaze riss mich plötzlich von sich weg und hielt mich vor sich. Seine Hände drückten meine Schultern zusammen und er überprüfte mich kurz. Danach strich er mir über den Kopf. Es war die gleiche Handlung wie bei Hayden, aber sie fühlte sich anders an. Warum?
»Dieses Miststück hat an deinen Haaren gezogen. Zeig her. Wo tut es weh?«, fragte er besorgt. Ich fühlte mich wie ein Kleinkind, das beim Laufen hingefallen war. Bastien schaute uns verwirrt an, insbesondere seit er das erste Mal das Wort ›Bruder‹ aus Blaze's Mund gehört hatte.
Brea stieß Blaze von mir weg, sodass er gegen Hayden geschleudert wurde. »Hau ab, du Pseudobruder, und lass sie mich anschauen«, grummelte sie und untersuchte mich oberflächlich. Ich ließ es einfach über mich ergehen.
Die Sorge um mich war unnötig. Immerhin hatte ich letztendlich mehr Schaden verursacht als erlitten.
»Vielleicht hat sie dir ein paar Haare herausgerissen, aber ich habe ihr einen Haufen abgeschnitten. Das war für mich nur fair. Ich stehe auf deiner Seite. Ich konnte mich nicht zurückhalten und musste es tun«, erzählte mir Brea und ließ ein Haarbündel aus der Hand fallen. Angewidert verzog ich meinen Mund. Ich wollte gar nicht wissen, mit welchen Mitteln sie das geschafft hatte.
»Keiner wird ein Wort darüber verlieren«, ächzte Treyton als letzter Ankommender und hielt sich an Brea fest. Im Grunde war mir das egal. Es wusste doch sowieso jeder, was für ein Monster ich war und immer sein würde.
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More Than Me - Cardell Academy II (German)
Roman pour AdolescentsWar ich schon immer ihre letzte Wahl? Wieso reicht es mir nicht mehr aus, die letzte Wahl zu sein? Ich will der Erste sein. Der verdammte ERSTE. -•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-• Ich kann nicht mehr... ›Ich hoffe du erstickst an all deinen Lügen...