Einige friedvolle Tage vergingen. Bastien und ich redeten öfter miteinander. Seltsamerweise hatten wir viel gemeinsam, zum Beispiel die unschönen Erfahrungen, die wir mit anderen gemacht hatten.
Ich erfuhr, wie gerne er Film Noir schaute und über seine Familie sprach er auch. Seine Mutter ist Französin und als Kind hat er zuerst Französisch gelernt, was seinen leichten Akzent für mich erklärte. Da ich die Sprache nicht sprechen konnte, bot er mir an, sie mir beizubringen. Dafür hatten wir jedoch kaum Zeit, außer für ein paar wenige Floskeln. Er wollte mir Begrüßungen lehren, ich wollte Beleidigungen lernen.
Im Vergleich zu ihm erzählte ich weniger Intimes, weil ich das Gefühl hatte, diese Mauer in mir nicht durchbrechen zu können. Und trotzdem erfuhr er beim Dartspielen, dass ich als Hobby Messer warf. Immerhin war ich darin ziemlich gut und spielte nicht absichtlich schlecht, um süß zu wirken. Nein, ich war diejenige, die einem Jungen auf die Eier zielte und ihm drohte, wenn er mir zu nahe kam.
Seltsamerweise fand Bastien meine Fertigkeiten mit dem Messer nicht abstoßend, sondern aufregend. Er verwendete sogar das Wort ›praktisch‹, da die Fähigkeit sicherlich in der Waffenindustrie relevant sein konnte. Das war nicht ganz falsch. Bei mir jedoch lag der Fokus mehr auf dem Spaßfaktor.
Also zeigte ich ihm, wie er besser Dart spielen konnte, denn im Vergleich zu mir stellte er sich mies an. Sogar schlechter als Hayden, und der war unter uns Freunden schon grottenschlecht.
Mein neuer Kumpel erzählte mir dann auch, dass sein Vater Kanadier sei und sie oft Snowboarden gehen würden. Im Winter auf einer Skipiste könnte er es mir sogar zeigen, falls wir uns mal sehen würden. Das war der Sport, den er bevorzugte. Aber Schneepisten waren nicht so leicht zugänglich wie ein Degen. Also probierte er sich ans Fechten, wenn auch nicht mit so großer Leidenschaft wie Hayden.
Ja, ich habe ihn kennengelernt. Und genau, ich habe es zugelassen. Aber was danach passierte, und womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass er mich küsste. Ja, aus für mich unerklärlichen Gründen ließ ich es zu. Und ja, es wurde auch intensiver, sodass ich seine Zunge spürte. Vielleicht wollte ein Teil von mir einfach diese Art von Kuss selbst ausprobieren. Mir war nicht klar, warum es ausgerechnet mit ihm passierte, und genauso merkwürdig war, dass es sich direkt danach falsch anfühlte. Und das sagte ich Bastien... nachdem ich ihn gebissen hatte...
Ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, ob es mir vergönnt war, jemanden auf diese Art näher an mich herankommen zu lassen. Die ganze Zeit wurde ich von äußeren Umständen gestört und nun hindere ich mich selbst daran, eine Art Liebesbeziehung aufzubauen. Und ich konnte es nicht begründen, außer damit, dass es sich falsch anfühlte.
Letztendlich einigten Bastien und ich uns darauf, den Kuss hinter uns zu lassen und eine Art Freundschaft beizubehalten. Obwohl es schien, dass Bastien mehr wollte, schien es ihm wichtiger zu sein, mir keine Unannehmlichkeiten zu bereiten. Denn offensichtlich war diesmal etwas mit mir nicht in Ordnung.
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More Than Me - Cardell Academy II (German)
Novela JuvenilWar ich schon immer ihre letzte Wahl? Wieso reicht es mir nicht mehr aus, die letzte Wahl zu sein? Ich will der Erste sein. Der verdammte ERSTE. -•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-• Ich kann nicht mehr... ›Ich hoffe du erstickst an all deinen Lügen...