Vor sechs Jahren
»Shhh Brillenschlange, kannst du mich hören?«, fragte ich, nachdem ich auf den Knopf gedrückt hatte. Das Walkie-Talkie rauschte und ich ließ den Knopf los. Ein Knacken ertönte von der anderen Seite.
»Ich bin keine Brillenschlange, du Idiot.« Kichernd musste ich mir den genervten Ausdruck meines Freundes Hayden am anderen Ende der Leitung vorstellen.
Ich drückte auf den Knopf. »Du Zicke«, gluckste ich an meinem Platz vor mich hin. Es knarrte in der Leitung und ich hörte ganz schwach das Lachen der anderen. Mir schien, als könnte ich das leise Grummeln unseres blonden Freundes hinter mir vernehmen.
»Okay, ich lasse es sein...fürs erste. Dann mal los. Können mich alle hören?«, kehrte ich zu unserer Mission zurück. »Laut und deutlich«, hörte ich Treyton. Es rauschte wieder. »Ja«, stöhnte Brea genervt und machte schon die Laune kaputt. Blöder Gremlin. »Laut und deutlich, Sir. Erwarte Befehl«, sprach Aella deutlich in den Hörer und versuchte ihre Stimme zu verstellen. Wenigstens eine nimmt es ernst. Du bist super, Ale.
»Sehr lobenswert, Ale. Da ich keine Abzeichen an dich heften kann, gebe ich dir einen Lutscher.« Beste kleine Schwester auf ewig.
»Du nervst, komm zum Punkt«, seufzte Hayden kühl in sein Walkie-Talkie. Ich rollte mit den Augen.
»Gut, keine Ablenkungen mehr. Die Wasserpistolen sind alle geladen. Unsere Ziele sind meine große Schwester, alias Alyssia die Spaßbremse, und Brea's Bruder Jake. Beide haben sich gegen uns verschworen und verbieten uns, in den Pool zu springen, nur weil sie nicht auf uns aufpassen wollen. Es ist Sommer und warm, also gibt es nur eine Sache, die wir tun können. Wir greifen an«, fasste ich kurz zusammen.
»Brea, kannst du sie von deiner Position aus schon sehen?«, fragte Treyton und drückte den Knopf entschlossen zweimal. Er konnte immer noch nicht richtig mit dem Walkie-Talkie umgehen. Unsere Freundin verneinte nur.
»Ist irgendwo anders Sichtkontakt?«, wollte ich wissen und lugte hinter der Wand hervor. »Positiv, Sir. sie kommen vom Einkaufen zurück. Das Auto ist vorgefahren und sie steigen gerade am Eingang aus«, berichtete Ale.
Ich beschloss, für sie ein Abzeichen zu entwerfen. Vielleicht etwas wie ›Beste Kadettin‹ oder so. Eine richtige Anstecknadel und ein Lutscher dazu. Das würde ich sofort danach machen.
Ich grübelte und kam zu einem Entschluss. »Umkreist sie. Schwärmt aus, solange sie noch draußen sind. Die Farbe in den Wasserpistolen darf nicht ins Haus gelangen, sonst gibt es Stress mit meiner Mom. LOS!«, befahl ich und erhielt Zustimmung von allen Seiten.
Mit einem Klick beendete ich die Ansage und rüstete mich mit meiner Waffe. Das Walkie-Talkie steckte ich an meinen Hosenbund. Danach überprüfte ich über das Display bei der Klingel, was draußen vor sich ging. Die Lage war sauber, also näherte ich mich, wie auch meine Freunde, unseren Zielen.
Wie Soldaten umzingelten wir Alyssia und ihren Begleiter. Ich richtete meine Wasserpistole mit der blauen Farbe auf sie. Erschrocken drehte sich meine ältere Schwester um und wich zurück, dabei stieß sie gegen Jakes weißes Auto.
»Blaze, was soll der Mist!«, nörgelte Alyssia mich an. Gut, sie richtet ihre Aufmerksamkeit auf mich. Blöde Kuh.
Ich entsicherte meine Waffe. Ich hatte sie extra für diesen Tag verstärken lassen. Ales war auch umgeändert, weil wir beide daran gebastelt hatten. Und da wir am besten schießen konnten, hatten auch wir sie.
»Wir hatten eine Vereinbarung, Schwester, und du hast dich nicht daran gehalten«, sagte ich ganz kühl und ernst. Wir würden nicht so schnell aufgeben, bis wir den Pool benutzen konnten. Das stand fest. Die Mitarbeiter, die uns davon abhalten wollten, durften uns nicht länger zurückdrängen.
Jake begann sich zu bewegen, wurde jedoch gestoppt. »Äh, äh, das würde ich lassen. In den Wasserpistolen ist Farbe drin. Wenn wir schießen, machen wir Alyssias weißes Kleid und dein Auto dreckig«, drohte ich und richtete die Waffe auf ihn. »Du machst doch Witze«, stieß er panisch aus und schaute erstarrt meine Schwester an. Sie schüttelte nur den Kopf und hob die Hände. Ihr war klar, dass ich todernst mit allem war.
Meine Freunde traten aus ihren Verstecken und umzingelten die beiden Älteren.
»Ihr miesen Biester«, zischte Breas Bruder gleich hinterher. Der Gremlin entsicherte ihre Waffe und richtete sie auf das Auto. »Okay Brea. Ganz ruhig. Lass das«, versuchte er sie zu beruhigen und schob seine Hände vor, um zu zeigen, dass er nichts tun würde. Die Situation brachte ihn zum Schwitzen. Gut so.
»Blaze, was wollt ihr?«, mischte sich meine Schwester jetzt doch ein. Zeit zum Verhandeln.
»Du weißt schon Bescheid. Wir hatten eine Abmachung: Eis und Pool. Aber wegen dir dürfen wir nichts davon haben, weil du es den Angestellten verboten hast. Das ist wirklich hinterhältig von dir«, sagte ich und Ale stimmte mir zu.
Alyssia seufzte und winkte Jake zu sich her. Er näherte sich vorsichtig und behielt dabei seine kleine Schwester im Blick. Sein Auto stand direkt im Schussfeld. Er wollte kein Risiko eingehen.
»Gut, unter der Bedingung, dass ihr euch alle mit Sonnencreme eincremt. Wenn einer von euch einen Sonnenbrand bekommt, bin ich dran. Und ihr dürft nicht zu lange im Pool sein«, bestätigte Alyssia widerwillig und rieb sich angespannt die Stirn.
Ich trat einen Schritt vor und Ale gab mir Deckung. Jake bewegte sich erneut und diesmal richtete Hayden seine Wasserpistole auf das weiße Auto. »Ich habe gelbe Farbe. Wenn du noch einen Schritt machst, schieße ich«, kündigte mein bester Freund mit der Brille an. Der ältere Junge hob die Hände weit nach oben.
Er wusste nicht, dass Hayden wirklich schlecht schießen konnte. Deshalb habe ich ihm die Waffe gegeben, die nicht funktionierte, damit er sich nicht selbst verletzte. Mein bester Freund musste es ja nicht wissen.
»Wie steht es um das Eis?«, fragte ich nach. Alyssia verzog das Gesicht und schaute mich böse an. Dafür würde sie mich verdreschen, aber es würde sich lohnen.
»Jeder nur eins. Keine Softgetränke.« Ich schaute meine Freunde an. Treyton war unzufrieden und rückte vor. »Eine kühle Limonade oder Eistee dazu«, forderte er und richtete seine Wasserpistole mit der lila Farbe drin. »Ihr seid verdammt frech«, zischte meine Schwester uns alle an. Ich grinste nur und nickte. Ja, das sind wir.
»Meinetwegen«, sagte ich. Keiner von uns ließ die Waffen sinken. »Warum geht ihr nicht?«, fragte Jake und wirkte verzweifelt. Er hatte nur Angst um sein Auto. Ihm war klar, dass seine kleine Schwester eine Wahnsinnige war.
»Alyssia hat gelogen. Deshalb muss sie jetzt vor uns allen den Angestellten die neuen Bedingungen mitteilen«, stellte ich klar, und kurz darauf tat sie es auch.
Ich machte eine Geste mit der Hand und wir nahmen siegreich die Waffen herunter. Der Sieg gehörte uns.
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More Than Me - Cardell Academy II (German)
Novela JuvenilWar ich schon immer ihre letzte Wahl? Wieso reicht es mir nicht mehr aus, die letzte Wahl zu sein? Ich will der Erste sein. Der verdammte ERSTE. -•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-• Ich kann nicht mehr... ›Ich hoffe du erstickst an all deinen Lügen...