War ich schon immer ihre letzte Wahl? Wieso reicht es mir nicht mehr aus, die letzte Wahl zu sein? Ich will der Erste sein. Der verdammte ERSTE.
-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•
Ich kann nicht mehr...
›Ich hoffe du erstickst an all deinen Lügen...
Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Sei nicht so ein egoistisches Schwein – das waren die Worte, die ich seit Stunden versuchte, mir selbst einzureden.
Aber ich konnte es nicht. Oder nicht erfolgreich.
Seit mehreren Minuten oder sogar Stunden, wer zählt da schon mit, wartete ich in Aellas Zimmer auf sie und fragte mich, warum sie so lange wegblieb.
Die Eifersucht konnte ich nicht verdrängen, auch wenn ich das aus reiner Menschlichkeit nicht tun sollte. Immerhin wollte ich Bastien nichts Schlechtes. Doch sie sollte nicht bei ihm sein. Nicht wegen ihm, oder nicht ganz, sondern wegen des Krankenhauses.
Bevor sie aufgebrochen ist, konnte ich sehen, dass es Aella nicht gut ging. Sie wurde ganz blass und verkrampfte sich. Egal wie tapfer sie sich auch gab, sie konnte Ärzte nicht leiden. Die ganzen Untersuchungen und Stunden, die sie alleine im Wartezimmer warten musste, machten sie fertig. Und das lag nicht nur an ihrer Ungeduld.
Seit Stunden frage ich mich, wie es Aella damit geht. Ich mache mir auch Vorwürfe, dass ich an ihrer Stelle gehen hätte sollen. Ich hätte darauf bestehen müssen. Selbst wenn ich rein technisch gesehen nur ein Fremder für den Gastschüler war. Sie kannte ihn wenigstens ein bisschen... weil sie ihn kennenlernen wollte. Und ich ließ sie, selbst wenn ich das Gefühl hatte, dass ich in Einzelteile zerfiel.
Ich seufzte und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Die Anspannung durchzog meinen ganzen Körper. Meine Muskeln schmerzten, weil ich sie zu lange verkrampft hatte. Dann hörte ich das Klicken des Türschlosses und schaute schnell auf. Aella kam herein. Sie wirkte erschöpft.
Ohne zu zögern stand ich von ihrem Bett auf und ging auf sie zu.
»Hey«, hauchte sie ein wenig abwesend zu mir und schlüpfte langsam aus ihren Schuhen. Ich nahm Aella ihre Tasche ab und lehnte sie am Boden gegen ihren Schreibtisch. Dankbar nickte sie und schlurfte auf eine Sitzgelegenheit zu. So wie sie wirkte, schien ihre Energie für den Tag aufgebraucht zu sein. Sie musste dringend etwas zu sich nehmen, da sie ihr Mittagessen unterbrochen hatte. Und ich bezweifelte, dass sie im Krankenhaus daran gedacht hatte.
»Wie war es?«, fragte ich und lehnte mich an den Tisch, da Aella sich auf den Schreibtischstuhl gesetzt hatte. Sie blieb stumm und starrte abwesend auf einen Punkt. Plötzlich zuckend, blickte sie mich kurz darauf an.
Meine Sorge galt eigentlich ihr, aber Aella erzählte mir alles über Bastiens Zustand. Treyton würde ihm Sachen vorbeibringen, da er 24 Stunden unter Beobachtung stand. Unser Freund würde den Umstand bestimmt nutzen, um eine Spritztour mit seinem Auto zu machen. Und ich war schon erleichtert, dass ihr neuer Freund nicht umgekommen war, aber meine Sorge galt ihr... nur ihr.
»Wie geht es dir, Aella?«, wollte ich dann aber von ihr wissen. Ihre müden Augen blickten mich an. »Wie soll es mir schon gehen?«
Eine Gegenfrage. Wie immer ein Manöver, um sich aus der Situation herauszureden und abzulenken. Nicht dass ich die Taktik nicht selbst manchmal benutzte, aber jetzt war sie mir lästig.