Kapitel 60

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Das hätte ich nicht gedacht, dass ich von all den Orten in Aellas Zimmer aufwachen würde, geschweige denn, dass sie neben mir schlafen und meine Hand halten würde

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Das hätte ich nicht gedacht, dass ich von all den Orten in Aellas Zimmer aufwachen würde, geschweige denn, dass sie neben mir schlafen und meine Hand halten würde.

Meine Wange war feucht. Zwischen ihrem und meinem Kopf war Stoff geklemmt. Erst als ich ihn entfernte, bemerkte ich, dass es ein T-Shirt von ihr war.

Ich rührte mich nicht weiter, außer darauf, dass ich vorsichtig mit dem Daumen über ihren Handrücken strich.

Mein kraftloses Ich hat mich zu ihr geführt, obwohl ich hart versuchte, sie zu meiden. Offensichtlich erfolglos, denn wollen wir mal ehrlich sein, die Erde kann auch nicht anders, als sich um die Sonne zu zentrieren.

Ich versuche immer noch, meine Gefühle für dich aufzugeben, aber ich kann es nicht. Es ist so unglaublich schwer.

An meinem Geburtstag hatte ich mir gewünscht, dass wir gemeinsam vor allem flüchten, aber meine Geschwister zu entführen und damit meine Mutter in Rage zu versetzen, war um einiges besser.

Treyton hatte mir alles erzählt, und daraufhin hatte ich mit Kate und Henry gesprochen. Sie hatten mir ihre Probleme verschwiegen, damit ich nicht mitbekam, was vor sich ging, während ich mit mir selbst kämpfte. Mir war klar, dass ich mich fertig machte, aber nicht so sehr, dass meine jüngeren Geschwister sich um mich sorgten.

Dennoch konnte mich das nicht davon abhalten, nach Hause zu fahren, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Blaze wollte mich nicht alleine lassen, genauso wenig Treyton und Brea. Letztere versuchte mich zu beruhigen, aber ich konnte kaum einen klaren Kopf behalten.

Meine Eltern stritten schon, als ich reinkam. Mit meiner Anwesenheit wurde es noch lauter. Es war das reinste Chaos, denn auch ich brüllte.

Meine Familie war nie wie im Bilderbuch gewesen, auch wenn meine Mutter den Fremden diesen Eindruck vermitteln wollte.

Das ich mich also hitzig einmischte, passte ihr nicht. Genauso wenig passte mir, dass ich eine Ohrfeige von ihr bekam, selbst wenn es nicht meine erste von ihr war. Mein Vater wollte dieser häuslichen Gewalt nie glauben, was auch daran lag, dass seine Frau so gut ihre Taten vertuschte. Doch das Leben war nicht märchenhaft schön, es hatte seine Ecken und Kanten.

Das wurde mir schon früher bewusst, denn die Ehe meiner Eltern scheiterte mehrmals, sie versuchten es mit Paartherapien, aber nichts half. Mein Vater versuchte so sehr an eine stabile Familie zu glauben, doch zumindest jetzt wurde ihm bewusst, dass er sich selbst belog. Die Wünsche, die er vielleicht als junger Mann hatte, konnten nicht in Erfüllung gehen. Die Realität stand ihm im Weg. Besonders, weil seine Frau ihm ihre Geheimnisse vorenthielt und sich immer wieder in die Opferrolle steckte. ›Ich werde mich bessern‹ war immer eine gute Ausrede für alles. Möglicherweise half das eine Zeit lang, bis ihr wahres Gesicht erschien und alles von vorne begann.

Vielleicht ist das Sprichwort wahr: Liebe macht blind.

Ich dachte immer, dass Ehrlichkeit und Vertrauen eine größere Rolle in jeder Beziehung spielen sollten, um ein festes Fundament zu bilden. Aber wer bin ich schon zu urteilen, wenn ich meine eigenen Geheimnisse habe.

More Than Me - Cardell Academy II (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt