Der Mond kam aus seinem Versteck hervor und beleuchtete die Umgebung mit Haydens Taschenlampe. Dennoch fühlte ich mich wie eine Motte, die von Haydens dunklen Knopfaugen angezogen wurde.
»Hast du eigentlich mal vor gehabt, mir zu sagen, dass du mich von Mervlyn's Anwesen aus beobachtet hast? Oder was du in meinem Zimmer zu suchen hattest, da es nach dir gerochen hat? Oder dass du meine Schreibtischschublade aufgebrochen hast?«, überfiel ich Hayden lediglich.
Er schaute mich mit weit aufgerissenen Augen an. Seine Pupillen waren geweitet.
»Ich... wow... wenn du es so sagst, klingt es echt übel. Ich... ich möchte ehrlich zu dir sein, also gib mir etwas Zeit, um die richtigen Worte zu finden«, forderte mein honigblonder Freund von mir. Ich stimmte nickend zu, auch wenn ich nur zu gern wissen wollte, warum er noch darüber grübeln musste.
Es blieb eine Weile still, weil Hayden nachdachte. Doch dann fasste er sich und wandte sich mir zu.
»Nachdem du einfach verschwunden warst, fühlte sich alles leer an. Ich konnte dich einfach nicht loslassen, also griff ich zu drastischen Mitteln. Ich billige meine Besessenheit nicht. Vor allem nicht, was ich bei Mervlyn getan habe. Dass ich deine Privatsphäre verletzt habe, indem ich in deine Schublade geschaut habe, macht mich auch nicht stolz.« Er fuhr sich über sein Gesicht. »Ja, ich wollte wissen, was darin ist. Und ja, ich wollte in deinem Zimmer sein, um dir nahe zu bleiben. Verurteile mich als krank, aber ich hatte so wenigstens das Gefühl, dir nahe zu bleiben.«
Ich spürte die aufkeimende Wärme in mir. Mir war klar, dass die Hitze mir ins Gesicht schoss.
Ich war schon etwas wütend darüber, dass Hayden so dreist sein konnte. Sein Hundeblick machte es mir jedoch schwer, wirklich böse auf ihn zu sein.
»Also...hat es dir geholfen?«, fragte ich und spürte, wie seine Fingerspitzen über meine strichen, als versuchte er sich so bei mir zu entschuldigen. Er legte seine Fingerspitzen auf meine und es wirkte, als wollte er sie tanzen lassen, bevor er sie miteinander verschränkte.
»Wenn ich es richtig beschreiben müsste, dann war es nach deinem Verschwinden so für mich. Bildlich genommen... Aella, du bist nicht wie der Mond, sondern wie der Polarstern. Wenn du verschwindest, kommt zwar irgendwann die Sonne und erhellt die Welt, aber was bringt mir das, wenn ich meinen Orientierungspunkt verloren habe. Du bist wie ein Stern, wenn du plötzlich vom Himmel reißt, und in einem Knall weg bist, hinterlässt du ein schwarzes Loch.«
Sein Vergleich, seine Metapher oder was auch immer das war, brachte mich zum Nachdenken. Ich konnte nicht vermeiden, zum Himmel zu blicken, als könnte es mir erklären, was Hayden mir durch sein Rätsel genau sagen wollte.
Ein Teil von mir begriff, was er meinte, der andere verstand nur Bahnhof.
Hayden schien zu ahnen, dass ich nicht verstand und wollte mir bereits etwas erklären, aber ich wollte keine Physikstunde. Ich glaube, ich habe es auch so verstanden.
DU LIEST GERADE
More Than Me - Cardell Academy II (German)
Teen FictionWar ich schon immer ihre letzte Wahl? Wieso reicht es mir nicht mehr aus, die letzte Wahl zu sein? Ich will der Erste sein. Der verdammte ERSTE. -•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-•-• Ich kann nicht mehr... ›Ich hoffe du erstickst an all deinen Lügen...