Fragen über Fragen

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"Brooklyn, bitte, du musst mir glauben. Ich war das nicht. Ich würde sowas nie tun." Meine Stimme bebt und ich versuche, mir die Tränen zurückzuhalten, die ununterbrochen mein Gesicht runterströmen.

Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll, damit er mir glaubt. Es ist schlimm genug, dass er mir überhaupt zutraut, ich würde irgendwelche Fotos von uns beiden an die Klatschpresse verkaufen. Das ist fast noch schlimmer, als die eigentliche Sache, nämlich dass jetzt so ziemlich jeder von uns weiß. Und sich über uns die Mäuler zerreißt. Und Brooklyn behauptet, es wäre alles meine Schuld.

"Lisa, es tut mir leid..." Brooklyns Stimme bricht ab. Er fährt sich mit der Hand übers Gesicht, eine Geste, die er seitdem wir skypen ständig macht. Er sieht ziemlich fertig aus, und ich frage mich, ob es nur daran liegt, dass sein Name gerade auf Twitter trendet und sein Instagram explodiert.

Verwundert sehe ich ihn an. "Was tut dir leid?" Ich habe nämlich absolut keine Ahnung, warum er sich jetzt bei mir entschuldigt. Erst motzt er mich und jetzt auf einmal dieser Sinneswandel.

"I-ich glaub dir. Du warst das nicht und ich hab das auch von Anfang an geglaubt. Ich weiß, dass du sowas nicht machen würdest und auch wenn das blöd klingt, ich kenn dich zu gut. Aber die Wahrheit ist, ich wollte glaub ich einfach nur irgendeine Person suchen, die ich für die Scheiße da verantwortlich machen kann. Und du bist die einzige gewesen, die außer mir diese Bilder hatte.", erklärt er mir und ich ziehe überrascht die Augenbrauen nach oben. Doch dann durchfährt mich eine Welle der Erleichterung: Er glaubt mir.

"...auf jeden Fall hat jemand anderes die Bilder in die Finger bekommen, und ich wette, der macht jetzt verdammt viel Kohle mit uns." Täusche ich mich oder kann ich da tatsächlich ein bisschen Stolz aus Brooklyns Stimme raushören? Ich habe Recht: Auf seinem Gesicht breitet sich wieder sein typisches Grinsen aus und seine Grübchen kommen zum Vorschein. Obwohl wir uns gerade in einer beschissenen Lage befinden, kann ich nicht anders, als ihn heimlich anzuschmachten.

"Ich bin froh, dass du mir glaubst.", seufze ich erleichtert. Ich verstehe ihn, an seiner Stelle hätte ich auch sofort jemanden gesucht, dem ich alles in die Schuhe schieben kann und da er sich ja bei mir entschuldigt hat, will ich aus der Mücke jetzt auch keinen Elefanten machen. Es ist viel wichtiger, dass wir die Sache zusammen klären, anstatt uns gegenseitig anzumotzen und zu beschuldigen.

"Aber das ist doch immer noch kein Grund, Stolz darauf zu sein, dass Bilder von uns wahrscheinlich für viel Geld im Internet rumgehen.", füge ich noch hinzu, weil sein Grinsen gar nicht mehr verschwinden will. Aber irgendwie muss ich dann doch auch lachen.

Eine Weile sitzen wir einfach so da, er mit diesem Grinsen, dass von Sekunde zu Sekunde ein wenig dümmlicher aussieht, weil er anfängt zu schielen und mit den Augenbrauen zu wackeln und ich, die leise kichert und einfach nur glücklich ist, dass ich ihn nicht verloren hab. Wobei es da aber noch etwas anderes zu klären gibt, was viel, viel Wichtiger im Moment ist: Nämlich wie und warum Leute plötzlich Bescheid wissen.

"Okay, wem hast du es alles erzählt?" Brooklyn fährt mit dem Daumen an seiner Unterlippe entlang. Wir gehen gerade die Liste von Leuten durch, die wir kennen, oder von denen wir denken, dass sie es gewesen sein könnten. Unsere Familien haben wir beide sofort weggestrichen, denn ich würde nicht mal Lilli oder Nelli zutrauen, dass sie sowas Hinterhältiges tun. "Hannah, meiner besten Freundin. Und Mimi und Jana." Die beiden zählen auch zu meinen engsten Freundinnen und ich weiß, dass sie niemals etwas sagen würden. Keine von ihnen kann es gewesen sein. 

"Und du?", frage ich nach, und wundere mich, ob Brooklyn überhaupt jemandem was von uns, bzw. mir, erzählt hat.

"Auch nur meinen besten Freunden. Jack. Megan und Holly. Chris...", er scheint nachzudenken. "Nein, das wars." Kurz überlege ich, ob ich mir Sorgen machen müsste, wegen dieser Megan oder Holly oder was auch immer, aber dann fällt mir ein, dass das ja Kindern von Bekannten seiner Eltern sind und außerdem finde ich es total übertrieben von mir, wenn ich schon eifersüchtig wäre, wenn er nur zwei  Mädchen aufzählt.

So verbringen wir die nächste Stunde: Wir überlegen, wer alles an die Bilder gekommen sein könnte, aber wir sind uns auch beide einig, dass es keiner von unseren Freunden war. Wenn wir auch nur wüssten, woher die Bilder stammen, also welche Internetseite sie überhaupt verbreitet hat, wäre das schon mal eine Hilfe.

"Und selbst wenn uns jemand zusammen gesehen hat, er oder sie ist deswegen noch lange nicht gleich an die Bilder rangekommen.", spekuliert Brooklyn.

In diesem Moment geht die Haustür unten auf und ich höre an den Schritten, dass meine Mutter von der Arbeit da ist. Ich verabschiede mich schnell von Brooklyn aber verspreche, ihn nachher nochmal anzurufen. Jetzt muss ich meiner Mutter sagen, was passiert ist. Falls sie es nicht sogar schon weiß.

Mitten auf der Treppe bleibe ich stehen. Wenn meine Mutter es vielleicht weiß, heißt das, dass auch meine Freunde und vielleicht auch die ganze Schule davon mitbekommen haben. Heiß und kalt läuft es mir den Rücken runter. Es ist immer noch was anderes, von Menschen beleidigt oder irgendwie dumm angemacht zu werden, wenn sie über Ozeane weit weg wohnen, als wenn sie direkt auf deine Schule gehen. Und ich bin mir sicher, dass es morgen von dümmen Sprüchen nur so hageln wird.

Ich laufe in die Küche, wo meine Mutter gerade zwei große Einkaufstüten abstellt. "Mama, kann ich mit dir reden?" Sie dreht sich um und durchbohrt mich mit diesem prüfenden Mutterblick, den alle Mütter draufhaben. "Das letzte Mal, als du mich das gefragt hast, wolltest du mit Brooklyn ausgehen.", meint sie und kommt ein paar Schritte auf mich zu. "Also, schieß los Maus."

Ich hole tief Luft. Hoffentlich ist sie nicht sauer, oder verbietet mir jetzt Brooklyn zu sehen (wobei das eher schwierig ist, immerhin ist er in England). Doch noch bevor ich irgendwas sagen kann, bildet sich mir ein Kloß im Hals und ich beginne zu schluchzen. Mama lässt die Tüte Äpfel erschrocken auf den Boden fallen und nimmt mich in die Arme. "Lisa, was ist passiert?"

Und dann erzähle ich ihr alles, von den Bildern, von Brooklyn und dass er erst dachte, ich wäre es gewesen und davon, dass wir beide nicht den leisesten Schimmer haben, wer wirklich dahinterstecken könnte. Es fühlt sich unglaublich gut an, ihr alles zu erzählen. Schon komisch, wie man innerhalb von zwei Stunden von total glücklich und auf Wolke 7 schwebend zu total aufgewühlt (und zwar immernoch auf Wolke 7, immerhin ist das mit Brooklyn ja geklärt) wechseln kann. Und meine Mutter hat immer den passenden Rat und eine Idee.

Doch nachdem, was ich ihr da schluchzend und heulend versucht habe klarzumachen, sieht selbst sie ratlos aus. Klar, es passiert dir ja auch nicht alle Tage, dass deine Tochter im Internet von vielen (nicht von allen, aber von vielen) runtergemacht und beleidigt wird, weil sie mehr oder weniger eine Beziehung mit dem Sohn eines weltberühmten Fußballspielers (okay, Ex-Fußballspieler) und einer Designerin führt; jetzt aber irgendjemand die Bilder von den beiden im Internet veröffentlicht hat und somit jede Person die in der kleinsten Weise auf Twitter oder anderen sozialen Netzwerken unterwegs ist von den ihnen Bescheid weiß. Nein, da ist es vollkommen verständlich, als Mutter überfordert zu sein.

Es klingelt an der Tür und meine Mutter macht schnell auf. Ich kann sie etwas sagen hören, aber ich weiß nicht, wer es ist, der an der Tür steht. Dann kommt Mama zurück, in der linken Hand hat sie meine Schultasche. "Hannah und Mimi haben die hier für dich vorbeigebracht." Sie stellt die Tasche auf den Boden und kommt dann wieder zu mir rüber. "Ach Spätzchen, in was hast du dich da nur wieder reingeritten?", seufzt sie, während sie mich in den Arm nimmt.

Später am Abend, als ich schon im Bett liege, gehe ich nochmal alles durch. Von dem Moment an, wo ich Brooklyn zum ersten Mal gesehen habe, überlege ich, ob irgendwas komisch war. Doch mir fällt nichts ein und ich schalte mein Nachttischlicht ein. Dann gehe ich rüber zu meiner Handtasche, die ich im Flieger dabei hatte und krame Brooklyns Brief und die Fotos heraus. Doch plötzlich fühle ich etwas anderes zwischen meinen Fingern:

Die Boardkarte.

Das Flugzeug.

Und dann macht es plötzlich 'Klick' in meinem Kopf.

Hallo ihr Lieben, ich hoffe ihr freut euch über das Update!

Eine Frage: Wo wohnt ihr alle? Wohnt ihr in Deutschland, wenn ja in welchem Bundesland? Bin einfach nur neugierig, woher ihr so kommt:D

Bis bald :)

Head over Heels {Brooklyn Beckham}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt