Als ich am nächsten Tag durch die engen, in einem hässlichen gelb gestrichenen Gänge der Schule laufe, versuche ich zum ersten Mal seit ich hier bin, Ava, Leah und vor allem Kayleigh aus dem Weg zu gehen. Weil die Situation in die ich mich da reingeritten habe nicht nur mir, sondern vor allem auch meinem Schlafrythmus nicht gut tut, ist mir heute Nacht/Morgen um halb vier einfach der Knoten geplatzt und ich habe es aufgegeben, mir Ausreden zu Überlegen. Stattdessen habe ich vor, einfach die Wahrheit zu sagen. Ehrlich währt doch bekanntlich am Längsten, oder?
Zu Leah und Kayleigh (und natürlich auch Ava und Jade, aber die waren gestern nicht da). Und zu Brooklyn.
Mit ihm wollte ich heute Nachmittag als Erstes sprechen und ihm alles "beichten". Auch wenn er ganz sicher nicht begeistert sein wird, hoffe ich irgendwie, dass er mich versteht. Und was meine Freundinnen angeht, habe ich dann übers Wochenende noch Zeit, mir zu Überlegen, wie ich die Sache am Besten angehe. "Brooklyn Beckham ist übrigens mein Freund.", zählt nicht unbedingt zu den Sachen, die man mal kurz im Matheunterricht zuflüstert, während sich der Lehrer umdreht. Und schon gar nicht an einer Schule mit fast 1000 ausschließlich weiblichen Schülerinnen.
Aber wann spielt mein Leben schon mit, wenn ich etwas geplant habe? Mein Schicksal ist so am Arsch, dass ich beginne, am Guten zu zweifeln. Eigentlich war klar, dass mein Plan zu gut war, un zu funktionieren. Erst mit Brooklyn reden, dann mit meinen Freundinnen und vor allem die Wahrheit sagen. Müsste ich mein Leben mit einem Buchtitel beschreiben, wäre "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" wohl das Passendste (die Liste geht noch weiter, aber dazu komm ich ein anderes Mal).
Als ich auf dem Weg in die Cafeteria zum Mittagessen bin, werde ich plötzlich brutal am Arm festgehalten. Kayleigh schaut mich mit einem Blick an, an dem ich erkennen kann, dass sie es weiß. Sie muss es wirklich wissen. Es ist einer dieser Momente, in denen eine Millisekunde dazu reicht, um zu wissen, was los ist. Und die Art wie sich ihre Nägel unsanft in meinen Arm bohren, sie ihre perfekt gezupften Augenbrauen provozierend in die Höhe zieht und ein freches Grinsen auf den Lippen hat, sagt alles.
Ein wenig fühle ich mich wie die junge, schüchterne Jenny in Gossip Girl und Kayleigh vor mir ist Blair, die mich gleich mit irgendwas erpressen wird oder mein Geheimnis an Gossip Girl schickt, was hier eher die gesamte Schule bedeutet.Kayleigh sagt nichts und schaut mir für ein paar Sekunden nur in die Augen. Ihr Blick durchbohrt mich und das mir inzwischen nur allzu bekannte Gefühl von Übelkeit kehrt zurück. Ich beiße mir auf die Unterlippe und nehme mir vor, nicht als erste wegzuschauen. Das Braun in ihren Augen, dass ich eigentlich immer ziemlich schön fand, weil es mich an Brooklyn erinnert hat, ist jetzt einfach nur noch ein hässliches Schlammfarben, gemischt mit Hinterhältigkeit und Provokation. Ein paar der Mädchen um uns herum bleiben stehen und starren uns komisch an. Erst als auch Kayleigh das bemerkt, lockert sich ihr Griff, aber sie hält meinem Blick stand.
"Willst du vielleicht mal mitkommen?", fragt sie und klingt dabei so unglaublich wütend. Es war eine rethorische Frage, denn sie dreht sich schon um und läuft zurück durch die Gänge, weg von der Cafeteria.
Ich habe Mühe ihr zu folgen, meine Tasche rutscht von meiner Schulter und ich renne ein paar Schritte um direkt neben ihr zu laufen.
Kurz spiele ich mit dem Gedanken, ganz normal zu fragen "Um was geht's denn?", aber das erscheint mir lächerlich. Erst vor zwei Minuten war ich noch der Überzeugung, alles zu klären und vielleicht habe ich dazu ja jetzt auch die Chance, auch wenn Kayleigh nicht so aussah, als wollte sie mich über unser erstes Date ausfragen. Sie ist auf Streit aus, das ist mir klar.
Im obersten Stock bleibt sie schließlich mitten auf dem Gang stehen. Hier ist niemand mehr, alle sind beim Mittagessen. Ein paar Klassenzimmertüren stehen noch offen.
DU LIEST GERADE
Head over Heels {Brooklyn Beckham}
Hayran KurguNiemals hätte ich gedacht, dass ein einziger Urlaub in London mein Leben von jetzt auf nachher so verändern könnte. Klar, zwei nervige Zwillingsschwestern ziehen das Chaos schon magisch an, aber seit wann passiert mir das auch mit braunäugigen Junge...