"Guten Morgen!", rufe ich gut gelaunt und ernte dafür sofort komische Blicke vom Rest meiner Familie, als ich die Küche betrete. Ich setze mich neben meine Mutter an den Küchentisch, die mir halb scherzend, halb ernst gemeint, die Hand an die Stirn hält.
"Was ist denn mit dir los?", fragt sie. "Sonst bist du vor 10 Uhr noch so gut wie gar nicht ansprechbar!"
"Naja, ich habe einfach gut geschlafen." Ich zucke mit den Schultern und kann nicht aufhören, zu lächeln. Das Lächeln ist mir quasi aufs Gesicht tapeziert worden.
Ich habe zwar insgesamt nur um die 3 Stunden geschlafen, weil ich die ganze Zeit and Brooklyn und den Kuss denken musste. Und dann daran, wie er mich noch was fragen wollte, aber dann ohne ein Wort zu sagen, wieder verschwunden ist. Er hat mir auch noch nicht geschrieben und ich habe Angst davor, dass er mich vielleicht ignoriert, wenn ich ihm jetzt schreibe. Deshalb hab ich es erstmal gelassen und versucht so viel Schlaf wie möglich zu bekommen. Was dank den Schmetterlingen in meinem Bauch wohl unmöglich war.
"Lisa! Hey! Willst du eine oder zwei Scheiben Toast?" Nelli schnippst vor meinem Gesicht herum.
"Eine und tut mir leid, da hab ich wohl grade geschlafen." Ertappt wende ich mich meiner Tasse Tee zu.
Doch ich kann trotzdem den prüfenden Blick meiner Mutter auf meinem Rücken spüren. Verdammt, sie kennt mich einfach zu gut. Jetzt bloß nichts anmerken lassen, denn wenn meine Mutter mich erstmal an der Angel hat, bin ich ziemlich hilflos.
"Ich dachte du hast so gut geschlafen?", hakt Sherlock höchstpersönlich dann auch gleich nach. Ich nicke schnell."Ja, aber ich bin trotzdem noch ein bisschen müde." Damit hat sich die Sache dann wohl hoffentlich gegessen.
"Was machen wir heute?", versuche ich vom Thema abzulenken.
"Mama, können wir bitte bitte in dieses Wachsfigurending gehen? Ich habe gehört, da sollen One Direction ausgestellt sein, bitte Mama!" Lilli versucht meine Mutter mit Hundeaugen und Schmolllippen rumzukriegen.
"Okay, ist ja gut, da wollten wir ja sowieso noch hin. Ich würde sagen, wir gehen so in einer Stunde los, in Ordnung?"
~
"Lisa, kommst du endlich?"
"Ja!" Gernervt mache ich mich auf den Weg nach unten und bemühe mich, extra laut die Treppe runterzupoltern. Die Zwillinge und meine Mutter stehen schon an der Tür und sind bereit zu gehen. Das war ich auch schon vor einer halben Stunde, aber dann hab ich überlegt, ob ich nicht vielleicht Brooklyn schreiben sollte. Oder ist das noch zu früh? Immerhin haben wir uns ja erst heute Nacht gesehen. Vielleicht denkt er dann ja, dass ich zu anhänglich bin und ist genervt von mir oder so. Ich glaube es ist am besten, wenn ich einfach darauf warte, dass er mir schreibt. Aber was, wenn er mir gar nicht mehr schreiben wird? Vielleicht mag er mich ja nicht wirklich und das würde dann ja auch erklären, warum er sich heute Nacht so komisch verhalten hat.
Die ganze Fahrt mit der Tube, der englischen U-Bahn, bin ich mit mir selber am ausdiskutieren, ob ich ihm schreiben soll oder nicht. Ich komme zu dem Entschluss, es einfach sein zu lassen, immerhin ist er ja der Mann. Wobei ich sonst auch nicht so denke. Aber dann verbringe ich die Stunde, die wir bei Madame Tussauds anstehen müssen, mich innerlich darüber aufzuregen, dass ich echt so verklemmt bin. Was ist daran falsch, wenn ich zuerst schreibe und nicht der Mann, also Brooklyn? Soll ich ihm schreiben? Oder nicht?Ich versuche nicht mehr daran zu denken und mich einfach auf die Wachsfiguren zu konzentrieren, die meistens wirklich total real aussehen. Ein wenig hoffe ich darauf, dass eine dieser Wachsfiguren die Person selber ist und dann die vorbeigehenden Menschen erschreckt, die davon natürlich nichts wissen. Verdammt, wie cool wäre es, wenn ich irgendeinen Promi hier sehen würde? Doch dann muss ich mich daran erinnern, dass ich vor knapp einer Woche bei David Beckham höchstpersönlich im Auto mitgefahren bin und heute Nacht mit seinem Sohn rumgeknutscht habe, der sich aber seitdem nicht mehr gemeldet hat. Warum kann ich ihn nicht einfach für eine Weile vergessen, es sind doch nur ein paar Stunden!
Weil du ihn gern hast. Und vielleicht sogar ein bisschen zu gern.
Ich verscheuche meine innere Stimme und posiere lächelnd für ein Foto mit Ronaldo. Meine beste Freundin liebt ihn, was ich nicht so ganz verstehen kann, und ich habe ihr versprochen, ein Foto zu schicken.
"Oh mein Gott, ich glaube da kommen gleich 1D!" Lilli und Nelli bekommen einen halben Fangirlanfall. Die Leute um uns herum schauen schon ganz komisch und ich schiebe die beiden schnell in den vor uns liegenden Raum.
"Könntet ihr bitte mal aufhören, mich zu blamieren?", zische ich ihnen ins Ohr, während ich sie an den T-Shirts festhalte.
"Oh, das haben wir doch gar nicht nötig, das kriegst du auch alleine hin!"
"Ja, ich sag nur Brooklyn und das Café!" Lilli zieht die Augenbraue nach oben, während ihre Schwester mir einen Bitch-please- Blick zuwirft. Wann sind die beiden nur so verdammt zickig geworden?, frage ich mich während ich ihnen hinterherschaue, wie sie sich neben Niall und Harry setzen und meine Mutter ein Foto macht.
"So, was haltet ihr davon, wenn wir jetzt zum Buckingham Palace gehen? Mal sehen, ob die Queen auch da ist!", schlägt meine Mutter vor, als wir wieder draußen sind.
Ich nicke zustimmend, Buckingham Palace klingt doch ganz gut. Auf dem Weg dorthin, gelingt es mir, ein paar schöne Fotos für Instagram zu schießen und meine Laune bessert sich noch mehr, nachdem ich mir in einem dieser Aprês Manger Läden ein Sandwich und einen Smoothie gegönnt habe. Ich checke mal wieder mein Handy, aber nein. Keine neue Nachrichten. Ich seufze auf, was mir nur noch mehr seltsame Blicke von meiner Familie einfängt.
"Alles okay bei dir?"
"Ja ja, alles gut.", lächle ich schwach zurück.
Ich mache mir bestimmt einen Kopf wegen nichts, Brooklyn schläft wahrscheinlich noch oder sein Akku ist leer. Das hat gar nichts zu bedeuten, dass er mir heute noch gar nicht geschrieben hat. Und außerdem ist er dazu ja auch nicht verpflichtet.
Ich hasse mich selbst für diese Eigenschaft. Ich interpretiere immer viel zu viel in die einfachsten Situationen hinein und mache mir immer einen Kopf wegen nichts, wie sich meistens dann herausstellt.
Nachdem wir auch der Queen einen Besuch abgestattet haben, die aber leider nicht im Buckingham Palace war (die Flagge war nicht oben), laufen wir zurück bis wir auf einmal auf einem Platz stehen, den ich dank meines Englischbuches als Piccadilly Circus identifizeiren kann. Nachdem auch da Bilder gemacht sind, setzen wir uns in ein kleines Lokal, wo es zum Glück Internet gibt.
Nachdem ich meine Freunde auf den neuesten Stand über Brooklyn und mich gebracht habe, checke ich mein Instagram und kann nicht widerstehen, Brooklyn zu stalken. Vielleicht hat er ja da was gepostet. Aber hat er nicht und ich klicke ein wenig gelangweilt auf die Bilder, wo Brooklyn drauf markiert wurde. Die meisten sind von irgendwelchen Fanpages, doch eins sticht mir besonders ins Auge. Brooklyn, wie er seine kleine Schwester auf dem Arm trägt. Das ist einfach zu süß, und ich will es gerade liken, als mir die Bildunterschrift auffällt.
Brookyln and Harper today at Heathtrow Airport, London. Was macht er denn am Flughafen? Ich scrolle nach unten und sehe ein Bild von David, Romeo, Cruz, Brooklyn und Harper.
The Beckhams are currently on their way to LAX, Los Angeles! These photos were taken at the Airport in London, this morning. , steht da unter dem Bild.
Das heißt: Brooklyn ist auf dem Weg nach Los Angeles, für keine Ahnung wie lange. Ohne mir Bescheid zu sagen. Wenigstens erklärt das, warum er nicht mehr geschrieben hat. Aber das bedeutet auch, dass ich nicht weiß, ob ich ihn jemals wiedersehen werde.
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Head over Heels {Brooklyn Beckham}
FanfictionNiemals hätte ich gedacht, dass ein einziger Urlaub in London mein Leben von jetzt auf nachher so verändern könnte. Klar, zwei nervige Zwillingsschwestern ziehen das Chaos schon magisch an, aber seit wann passiert mir das auch mit braunäugigen Junge...