Einen Monat später
Ausnahmsweise bin ich schon wach, als heute Morgen mein Wecker klingelt. Es ist genau sieben Uhr und für mich eigentlich schon ziemlich spät, wenn man bedenkt, dass ich zuhause in Deutschland eine gute Stunde früher aufstehen musste.
Heute ist der erste Schultag. Der erste Schultag an einer englischen Schule. Ich würde lügen, würde ich sagen ich wäre nicht aufgeregt. Ich bin nicht nervös, inzwischen musste ich mich an so viele neue Dinge gewöhnen, dass es fast schon zum Alltag geworden ist, wobei ich hoffe, dass sich das wieder legt. Ich habe einfach nur eine Scheißangst davor, dass ich mich irgendwie blamiere, dass mein Englisch nicht gut genug ist oder dass ich zum totalen Außenseiter werde.
In England läuft es so ab, dass man nach sechs Jahren Grundschule auf eine Secondary School wechselt und alle Schüler im Alter von 16 Jahren dort die sogenannten GCSEs schreiben, das sind Prüfungen. Danach ist man im Grunde mit der Schule fertig und geht ans College oder macht die Sixth Form weiter, was nochmal zwei Jahre bedeuten. Ich werde zwar erst in ein paar Tagen 16 und hätte in Deutschland noch zwei Jahre Schule vor mir gehabt, aber ich werde trotzdem hier in die elfte Klasse gehen. Was bedeutet, dass ich nach diesem Schuljahr dann in die Sixth Form weitergehen werde und nach zwei Jahren dortli dann meine A-Levels, mein Abitur, mache. Ich muss gestehen, dass mich das alles am Anfang ziemlich verwirrt hat, aber Brooklyn war so nett und hat versucht mir es so anschaulich wie möglich zu erklären. Ich verstehs aber immer noch nicht ganz, auch mit den Wahlfächern und und und.
Oh und einer meiner schlimmsten, zukünftigen Feinde hängt dort schon friedlich baumelnd am Kleiderbügel in meinem Schrank. Die Schuluniform. Sie sieht sogar noch schrecklicher aus, als ich befürchtet hatte: Ein grauer Faltenrock mit dünnen, schwarzen Strumpfhosen, dazu eine weiße Bluse, ein dunkelblauer Blazer und eine weinrote Krawatte warten allesamt darauf, von mir angezogen zu werden. Ich könnte kotzen.
Seufzend krieche ich aus meinem warmen, kuscheligen Bett und strecke mich ausgiebig. Dann glätte ich meine Haare und versuche, so dezent und unauffällig wie möglich Make-Up aufzutragen. Das ist an der Schule nämlich auch nicht erlaubt, soweit ich den "Verhaltenskodex" auf der Website nachgelesen habe. Ich trage zwar keine tonnenweise Make-Up, aber auf meinen Eyelinerstrich verzichte ich normalerweise nur ungern. Und Concealer brauch ich sowieso.
Dann zwänge ich mich in meinen neuen Lieblingsfeind hinein. Es stand nur etwas von "schlichten Schuhen" geschrieben, also bleibe ich bei meinen komplett schwarzen Vans. Damit macht man doch eigentlich nie was falsch, oder?
Guten Morgen und viel Spaß in der Schule :) Du schaffst das schon xx , schreibt Brooklyn. Er hat seine GCSEs letztes Schuljahr geschrieben und seine Eltern bestehen darauf, dass er auch noch die Sixth Form weitermacht um einen vernünftigen Abschluss zu bekommen. Er selber würde lieber irgendwas anderes machen, als nochma die Schulbank zu drücken (wer nimmt es ihm übel).
Meine Mutter steht schon in der Küche und macht Kaffee. Wir haben seit wir vor vier Wochen angekommen sind, fast alles fertig eingeräumt. Ich hatte nur Bücher und Klamotten und ein paar kleine Möbelstücke und hab mein Zimmer mit Fotos dekoriert und die Wände in einem zarten Lila gestrichen. Ich bin alles in allem ziemlich zufrieden damit, wie es jetzt aussieht.
"Und, bist du aufgeregt?", fragt mich Mama, während wir gemeinsam frühstücken. Die Zwillinge haben erst am Montag ihren ersten Schultag, ich heute, am Donnerstag.
"Mhm, geht.", nuschle ich und beiße von meinem Nutellatoast ab. Eine Sache, die mich seit einem Monat England schon nervt: Es gibt kein richtiges Brot hier, nur Weißbrot oder dieses Sodabrot.
Danach putze ich Zähne und schaue mir im Spiegel fest in die Augen.
"Okay, Lisa. Du schaffst das.", sage ich mir bestimmt. Gut, vielleicht bin ich doch ein bisschen nervös.
DU LIEST GERADE
Head over Heels {Brooklyn Beckham}
FanficNiemals hätte ich gedacht, dass ein einziger Urlaub in London mein Leben von jetzt auf nachher so verändern könnte. Klar, zwei nervige Zwillingsschwestern ziehen das Chaos schon magisch an, aber seit wann passiert mir das auch mit braunäugigen Junge...