Kiss it like Beckham

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"Oh Gott, ist das kalt.", rufe ich erschrocken aus, kaum haben Brooklyn und ich den McDonalds verlassen und stehen wieder auf der Straße.

War es vorher auch schon so kalt? Gut, vorhin hat aber auch jemand meine Hand gehalten und das hat nicht nur für Herzklopfen, sondern auch für ein ganz warmes Gefühl in meinem Bauch gesorgt.

"Es regnet.", stellt Brooklyn fest.

Die ganze Straße ist nass und die paar Leute, die nachts um halb vier noch unterwegs sind, stellen sich schnell in Hauseingängen unter oder rennen zum Auto. Von innen haben wir von dem Sauwetter nichts mitbekommen, was aber auch daran lag, dass Brooklyn es witzig fand, mir so viele Pommes wie möglich in den Mund zu stecken. Meine Lippen sind immer noch ganz taub von dem Salz, aber wir hatten Spaß.

"Sollen wir trotzdem heimlaufen?", frage ich vorsichtig. Eine andere Option haben wir ja nicht.

"Was? Ich lasse dich doch nicht bei so einem Wetter draußen rumrennen! Nein, ich denke, wir sollten irgendwie hier warten.", meint Brooklyn und ich falle fast in Ohnmacht, als er seinen linken Arm um meine Schulter legt. Auf einmal ist mir nicht mehr so kalt.

Wir setzen uns auf eine Fensterbank, die zwar auch draußen, aber zum Glück überdacht ist. Weil Brooklyn seinen Arm nicht von mir bewegt hat und ich zugegeben auch ein bisschen müde bin, wage ich es, meinen Kopf an seiner Schulter abzulegen.

"Wir haben irgendwie kein Glück. Immer wenn ich dich auf ein Date einlade, geht was schief oder das Wetter spielt nicht mit und...Bist du müde?" Er lacht leise und drückt mich noch ein wenig enger an ihn. Langsam zweifle ich daran, ob ich nicht vielleicht doch träume. Könnte ja sein. Nur um auf Nummer sicher zu gehen, kneife ich mich kurz in den Oberschenkel. Doch ich spüre...nichts.
"Aua! Was sollte das?", ruft Brooklyn plötzlich und springt auf. Habe ich ihn da gerade gekniffen? Oh Gott, ich sollte verboten werden.

"Ich weiß nicht, i-ich...ich hab Handspasmen.", versuche ich mich zu retten, doch im nächsten Moment will ich mir mit flacher Hand an die Stirn hauen. Ich habe Handspasmen? Handspasmen?!

Brooklyns Blick ist irgendwo zwischen verwirrt und amüsiert.

"Handspasmen?", schmunzelt er und lässt sich wieder neben mir nieder.

Ich seufze. "Naja, also eigentlich waren es keine Handspasmen. Ich fand es nur schön, wie wir da saßen und ich wollte irgendwie sichergehen, dass das nicht alles nur ein Traum war.", rassele ich dann raus.

Ich habe mich schon von der ersten Minute an so oft vor ihm blamiert, da kann es nicht noch schlimmer werden. Und irgendwie weiß ich, dass Brooklyn mich deswegen nicht verurteilen wird.

Brooklyn dreht sich zu mir um und ich lächle ihn schüchtern an. Er lächelt zurück und legt seinen Arm wieder um meine Schulter. Doch dieses Mal wandert seine andere Hand zu meinem Oberschenkel. Sein Kopf kommt näher aber wir verlieren den Augenkontakt nicht. Es ist dieser kurze Moment, indem unsere Lippen Millimeter von einander entfernt schweben, dieser Moment, indem ich in seinen Augen das gesamte Universum sehe und doch nur ihn.

Das nächste was ich spüre, sind seine weichen Lippen auf meinen. Die Welt um mich herum verschwimmt und bleibt dann vollkommen stehen. Ich weiß nicht ob es Minuten sind die vergehen oder Stunden oder Jahre. Wir befinden uns auf einem anderen Planeten in einem anderen Universum. Synchron bewegen sich unsere Lippen aufeinander und es ist, als würden wir fliegen. Meine Hände finden ihren Weg um seinen Hals und er zieht mich auf seinen Schoß. Wir unterbrechen den Kuss aber nicht, auch nicht, als der Wind uns den Regen um die Ohren fegt und wir selbst auf dieser Fensterbank nicht mehr geschützt sind. Doch das alles macht mir nichts, denn Brooklyn küsst mich und seine Hände umfassen meine Hüften.

Plötzlich spüre ich einen Kneifer auf meinem Oberschenkel.

"Jetzt musste ich sichergehen, ob das nicht nur ein Traum ist." Brooklyn streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr und ich kichere und vergrabe meinen Kopf an seiner Schulter. In diesem Moment bin ich so glücklich, ich könnte die ganze Welt zusammenschreien.

"Hey, es hat aufgehört zu regnen! Vielleicht sollten wir heimgehen.", meint Brooklyn und er hat recht: Es regnet nicht mehr.

Ich habe das gar nicht mitbekommen, aber wir waren ja auch...beschäftigt. Wir stehen auf und machen uns auf den Rückweg. In meinem Kopf schwirrt alles noch ganz wirr umher wegen dem Kuss. Es war zwar nicht mein erster, aber definitiv mein schönster. Die Luft riecht noch frisch nach Regen und auf der nassen Straße reflektieren sich die vereinzelten Lichter der Straßenlaternen.

"Was macht ihr morgen noch so? Oder eher gesagt heute, es ist nämlich schon..", er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr, "...viertel nach vier.".

Ich zucke mit den Schultern. "Ich glaube, wir wollten zu Madame Tussauds und danach aufs London Eye. Und morgen gehen wir hoffentlich shoppen."
Meine Oma hat Lilli, Nelli und mir je 100£ gegeben und ich hab mir zur Sicherheit auch noch Geld von Weihnachten in Pounds wechseln lassen. Wenn ich schon mal in London bin, will ich mir auch was gönnen.

"Oh, das London Eye ist toll! Man hat echt eine tolle Aussicht über die Stadt!", erzählt Brooklyn. "Und Madame Tussauds ist auch ganz nett, denk ich."

"Na, so begeistert klingst du aber nicht.", lache ich. "Aber ich will da unbedingt hin, ich muss die One Direction Wachsfiguren sehen. Auch wenn die nicht unbedingt gut gemacht sind...Oh und ich hoffe Eds Wachsfigur ist schon da!"

"Ed Sheeran?"

"Ich liebe ihn!", erzähle ich und fasse mir demonstrativ ans Herz.

Brooklyn schmunzelt. "Ja, Ed ist echt gut."

Ich nicke stürmisch. "Mehr als gut!"

Wir reden noch über dies und das, aber über den Kuss verlieren wir kein einziges Wort. Ich frage mich, ob er ihm überhaupt was bedeutet hat oder ob es nur irgendein Kuss für ihn war. Ich vergrabe beide Hände in den Taschen von Brooklyn's Sweater, den ich anhabe.

"Oh, ich gebe dir den Pulli noch zurück, wenn er gewaschen ist. Was aber dauern kann, weil wir hier keine Waschmaschine haben.", stelle ich fest. Naja, ich kann ihn ja auch per Hand waschen.

Doch Brooklyn winkt ab. "Ach was, behalt ihn. Sie gut an dir aus."

"Gut? Schau es dir doch mal an!", rufe ich gespielt empört aus und deute an mir runter. Der Pulli geht bis zur Mitte meiner Oberschenkel und an den Ärmeln ist er eindeutig zu lang.

"Aber sieht doch trotzdem süß an dir aus!", meint Brooklyn und meine Wangen werden zartrosa.

"Danke, für das Essen und so.", bedanke ich mich bei Brooklyn als wir bei uns vor der Haustür stehen.

Ich flüstere, weil meine Mutter oder die Zwillinge nicht unbedingt mitkriegen sollten, dass ich mir mitten in der Nacht den Bauch mit Hamburgern vollgestopft habe.

"Danke, dass du mitgekommen bist.", erwidert er ebenfalls flüsternd und lächelt mich an.

"Gehst du jetzt nach Hause?"

"Ich gehe zurück zu Libby, ihre Eltern sind ja nicht da." Ah stimmt, er war bei seiner Cousine.

"Okay, also dann...Tschüss." Ich umarme ihn und er hält mich länger fest als sonst, aber er macht keine Anstalten, mich zu küssen.

Also winke ich ihm kurz zu und gehe die zwei Stufen zur Tür hoch. Gerade als ich den Schlüssel im Schloss umdrehe, höre ich Brooklyn leise meinen Namen rufen. Er steht schon am Gartentor.

"Lisa?"

"Ja?"

"Ich...ach, egal." Und schon hat Brooklyn sich umgedreht und verschwindet ohne ein weiteres Wort in der Dunkelheit.

Head over Heels {Brooklyn Beckham}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt