Es ist gerade mal halb acht, als ich einen Blick auf den Wecker auf meinem Nachttisch werfe. Der Regen prasselt draußen an den Scheiben vorbei und ich stöhne leise auf. Ich will endlich Sommer!
Brooklyns Arm ist immer noch um meine Hüfte geschlungen und er ist noch am Schlafen. Ich will ihn nicht wecken und versuche vorsichtig, mich seinem Griff zu entziehen, und ins Bad zu gehen. Ein wenig komme ich mir dabei vor, wie all die Mädchen in den amerikanischen Filmen, die nach einem One-Night-Stand das Weite suchen. Allerdings hatte ich 1. keinen One-Night-Stand und würde auch 2. nie das Weite suchen wollen - zumindest nicht von Brooklyn.
Auf dem Weg ins Bad kommt mir meine Mutter entgegen.
"Guten Morgen, Schatz.", begrüßt sie mich müde lächelnd.
"Morgen...", sage ich und deute verwundert auf ihre Kleidung. Sie ist immer noch (oder schon wieder?) umgezogen und trägt ihre Arbeitsklamotten.
"Musst du heute in die Firma?"
"Ja, ich habe leider etwas Wichtiges zu erledigen. Aber ihr macht euch einen schönen Tag, Nelli und Lilli werden nachher sowieso zu Freunden gehen. Ich wäre ja gerne da geblieben, wenn Brooklyn ja jetzt hier ist, aber bei dem Wetter kann man sowieso nichts Richtiges machen.", antwortet sie und drückt mir einen Kuss auf die Wange, bevor sie die Treppe nach unten eilt.
Als ich in mein Zimmer zurückkomme ist Brooklyn jetzt auch wach. Er hebt seinen Blick von seinem Handy, als er mich sieht und legt es dann zur Seite.
"Wann bist du aufgewacht?", frage ich, während ich mich wieder neben ihn lege. Ich liebe das Gefühl, wenn man weiß, dass man nichts machen muss und einfach wieder ins warme Bett zurück kann.
Brooklyn schließt nochmal die Augen, meint dann aber: "Gerade eben erst. Der Regen hat mich geweckt und dann hab ich dich und deine Mutter draußen Reden gehört." Er zieht mich ein Stückchen näher an sich heran und ich vergrabe meinen Kopf wieder an seiner Brust. Ein Gefühl von Geborgenheit durchflutet mich und meine Mundwinkel verziehen sich zu einem Lächeln. Ich hab in der letzten Woche nie so oft gelächelt wie jetzt, seit Brooklyn hier ist, in einer einzigen Nacht.
Während wir nur so daliegen, versuche ich einen ganz bestimmten Gedanken ganz weit nach hinten zu verschieben. Nämlich, dass Brooklyn morgen schon wieder nach Hause fliegt. Ich weiß es zu schätzen, dass er so viel Aufwand auf sich genommen hat, nur um mich zu sehen (ich hätte ja auch dasselbe gemacht), aber ich wünschte, er könnte länger bleiben. Ein wenig wundert es mich schon, dass meine Mutter und auch seine Eltern das erlaubt haben - immerhin dachte Mama, dass das mit Brooklyn ja nur so eine Art "Urlaubsliebe" war. Und das wir uns aber so schnell wiedersehen, hätte ich nie gedacht.
Erst jetzt fällt mir ein, das ich Hannah und so noch gar nicht erzählt habe, dass Brooklyn hier ist. Dabei bin ich mir sicher, dass meine beste Freundin ihn unbedingt kennenlernen will.
"Brooklyn? Was willst du heute machen?", frage ich ihn. Ich weiß, dass er wach ist und nur die Augen geschlossen hat, weil ich das Lächeln sehen kann, das seine Lippen umspielt.
"Ich weiß nicht. Sollen wir in die Stadt? Ich muss nur aufpassen, dass mich keiner erkennt, oder uns beide zusammen sieht...Oder hattest du was anderes vor, Baby?"
Ich verdrehe zwar meine Augen bei seinem Kosenamen für mich, aber insgeheim liebe ich es, wenn er mich so nennt. Die Art wie er es sagt und mich anschaut lässt mich noch viel mehr in ihn verlieben. Und ich bin in ihn verliebt, da bin ich mir sicher. Kann man bei sowas überhaupt Zweifel haben?
"Ähm...Eigentlich nicht, also wir können schon in die Stadt. Das Gute ist, dass es noch nicht viele oder sogar niemand mitgekriegt hat, dass du hier bist. Und bei so einem schlechten Wetter sind auch nicht viele unterwegs. Wir müssen einfach vorsichtig sein. Haben deine Eltern dir erlaubt, dass du einfach so in die Stadt darfst?"
Ich komme mir so unheimlich blöd vor, einen 16-Jährigen sowas zu fragen. Aber es ist einfach so, dass es viele Paparazzi gibt und ich möchte nicht der Grund sein, dass Brooklyns Eltern nachher sauer sind, weil es noch mehr Bilder von uns beiden zusammen gibt. Und meiner Mutter hat es auch nicht unbedingt gefallen, dass ihre Tochter für ein paar Stunden Hauptthema auf Twitter und Instagram war. Das Gute ist, dass mein Name nirgends dabeistand und inzwischen hat sich die Sache auch wieder beruhigt. Ich musste aber trotzdem einen neuen Instagram-Account machen und meinen alten löschen, weil ich wirklich tausende von Anfragen bekommen habe.
Ein paar Minuten später stehen wir auf, Brooklyn hat mir versichert, dass seine Eltern kein Problem damit haben, wenn er alleine mit mir durch die Stadt läuft, so lange wir nicht unbedingt gesehen werden. Für Brooklyn ist das ja Alltag, aber für mich komplett neu.
Ich kaufe ihm ein U-Bahn Ticket und wir fahren in die Stadtmitte. Brooklyn hält die ganze Zeit über meine Hand und jedes Mal, wenn mein Blick auf unsere verschränkten Finger fällt, durchzieht mich ein Gefühl von Glück, aber auch Schmerz, weil ich nicht weiß, wann wir das nächste Mal so durch die Straßen laufen werden. Ob in London oder hier oder meinetwegen auch auf dem Mond, das ist mir alles total egal, hauptsache er hält mich fest.
"Okay, hier müssen wir raus.", meine ich und stehe auf, als die abgehackte Stimme durch die Lautsprecher ertönt. Brooklyn folgt mir und wir laufen die Treppen nach oben ins Tageslicht.
Ich bin froh, dass sich meine Vermutung bestätigt und nicht so viele Menschen hier sind wie sonst an einem Samstagmittag. Wir schießen ein paar Fotos und weil wir beide noch nichts Richtiges zu essen hatten, gehen wir in den nächsten McDonalds und bestellen uns Frühstück. Ich bleibe beim Rührei, während Brooklyn für einen Muffin und tatsächlich einen Hamburger geht.
"Wie kriegst du das so früh runter?" Ich beobachte ihn mit verzogenem Gesicht. "Es ist gerade mal elf Uhr morgens und du kannst schon einen Hamburger essen!"
Brooklyn lacht und wischt sich mit der Serviette über den Mund. "Naja, wenigstens bin ich nicht so langweilig wie andere Personen und esse nur Rührei mit, was soll das eigentlich sein...Schnittlauch?!", neckt er mich.
Plötzlich steht Brooklyn auf und murmelt "Bin gleich wieder da.". Ich habe keine Ahnung was er macht und schaue im verwundert hinterher. Keine zehn Sekunden später steht er wieder vor unserem Tisch.
"Alles klar? Wo wolltest du hin?", frage ich und ziehe belustigt eine Augenbraue nach oben. Brooklyn setzt sich wieder neben mich und meint leise: "Ich wollte eigentlich Pommes kaufen, aber dann ist mir eingefallen, dass ich kein Wort Deutsch spreche außer 'Guten Tag' und 'Ich heiße Brooklyn' und 'Gute Nacht'." Er lacht und fährt sich durch die Haare. "Kann ich dir Geld geben und du kaufst sie?"
"Pommes? Was willst du noch alles essen?" Der Junge bringt mich noch um meinen Verstand, aber ich gehe trotzdem brav zur Kasse und komme mit einer großen Tüte Pommes zurück.
"Hier, guten Appetit." Ich überreiche Brooklyn die Tüte, doch der schmunzelt nur und rückt noch ein Stück näher an mich heran.
"Also gut, lass mal sehen, wie viele Pommes du dir in dem Mund stecken kannst.", fordert er mich auf.
Ich kenne diese Worte - genau das hat er auch zu mir gesagt, als er mich mitten in der Nacht zu McDonalds geschleppt hat.
Obwohl ich ziemlich satt bin, spiele ich mit und stecke mir ein Pommes nach dem anderen in den Mund. Zum Schluss sehe ich aus, als wäre ich geisteskrank oder so, aber natürlich muss Brooklyn davon noch ein Bild machen.
"Also gut, nachdem wir bei McDonalds waren, was haben wir dann gemacht?" Brooklyn zieht mich an der Hand aus dem Laden, nachdem er gezahlt hat (ich hab zwar darauf bestanden, wenigstens die Pommes zu zahlen, aber er meinte "ein echter Gentleman lädt immer ein", womit er mich nur noch mehr zum Lachen gebracht hat).
"Ich weiß nicht...", lüge ich, obwohl ich mich an diese Nacht erinnern kann, als wäre es gesten gewesen.
Brooklyn grinst wieder sein typisches, schelmisches Grinsen und zieht mich an den Hüften näher an sich ran. "Ich weiß noch ganz genau, was wir gemacht haben." Und mit diesen Worten legt er seine Lippen auf meine und ich schlinge meine Arme um seinen Hals.
Der Kuss ist genau wie unser erster - ein Feuerwerk explodiert in mir, meine Lippen sind ein wenig taub von dem Salz aber ich fühle mich unheimlich lebendig.
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Head over Heels {Brooklyn Beckham}
FanfictionNiemals hätte ich gedacht, dass ein einziger Urlaub in London mein Leben von jetzt auf nachher so verändern könnte. Klar, zwei nervige Zwillingsschwestern ziehen das Chaos schon magisch an, aber seit wann passiert mir das auch mit braunäugigen Junge...