⚝Kapitel 52⚝

7 1 0
                                    

╔╦══• •✠•❀•✠ • •══╦╗
K A P I T E L  5 2
╚╩══• •✠•❀•✠ • •══╩╝

∴ ════ ∴ ❈ ∴ ════ ∴

Taehyung war komplett fertig, als er zurück zum Palast kehrte. Er hatte Jeongguk eine Nachricht hinterlassen, dass er sich mit ihm wieder bei der Klippe treffen würde. Er solle einfach gegen Sonnenuntergang kommen. Seufzend öffnete er seine Zimmertür und suchte sich einen neuen Mantel heraus. Die Tsaritsa würde er noch nicht in seinen Plan einweihen. Er wusste eh, dass sie ihn verfolgen ließ.

Jeongguk schlief währenddessen Stunden durch, als er gegen Abend wieder aufwachte. Trotz des knisternden Feuers im Kamin, vor dem Jeongguk noch immer lag, fühlte es sich kalt und verlassen hier an. Taehyung war längst verschwunden, einzig ein Zettel mit einer Nachricht lag neben ihm.

Seine tauben Glieder hatten wenigstens wieder etwas Gefühl und auch sein Körper fühlte sich wieder einigermaßen gut an. Noch immer war Jeongguk oberkörperfrei, doch in der Hütte war leider nichts zum Anziehen zu finden.

Also packte der Ältere sich in Taehyungs hinterlassenen Mantel ein und verließ mit diesem die Hütte. Bittere Kälte empfing ihn, als er nach draußen trat, doch er tat das gerne für Taehyung, wenn er diesen sehen konnte.

Taehyung stand bereits am Rande der Klippe und sah auf Snezhnaya hinab. Sein Mantel wehte sanft im Wind, als er über seine folgenden Taten nachdachte. Er würde Jeongguk töten, die Person, die er so liebte und die ihn so lange belogen hatte.

Wütend ballte er seine Hand zur Faust und biss auf seine Unterlippe. Er würde gewinnen und der Tsaritsa sein Herz schenken.

Jeongguk kam endlich wieder bei der Klippe an und sah Taehyung schon von Weitem da stehen. ,,Taehyung!", rief Jeongguk mit seiner tiefen Stimme und kam dem Jüngeren näher. Sein Herz schlug automatisch höher bei dem Gedanken, ihn wiedersehen und anfassen zu können.

,,Weckt dieser Ausblick nicht auch eine entfernte Erinnerung in dir?", fragte Taehyung nur monoton und blickte weiterhin auf Snezhnaya. ,,Das endlose und weiter Meer, das satte Grün der Landschaft..." Ein Lächeln umspielte Taehyungs Lippen, aber es war nicht liebevoll oder sanft. Es bedeutete nichts.

,,Redest du von Liyue?", fragte Jeongguk unsicher und stellte sich zu Taehyung an den Klippenrand. ,,An dem Abend, wo wir dort saßen und uns zum ersten Mal richtig kennengelernt haben?"

,,Die Erinnerung, die ich meine, Jeongguk... Sie liegt weit hinter der Zeit von Liyue. Damals war das Land nur eines von vielen. Regiert von den verschiedensten Göttern ohne einen alleinigen Herrscher." Taehyung sah wieder das lange Haar vor ihm und konnte das liebliche Lachen von Guizhong hören. Er verabscheute es.

Jeongguk fühlte, wie sich sein ganzer Körper versteifte, als würde das Eis an ihm nagen und ihn einfrieren. Bilder zuckten vor seinem inneren Auge. Das hübsche Gesicht von ihr, das Lachen, ihr Geruch, ihr zierlicher Körper... das getränkt war mit Blut... Keuchend hielt er sich den Kopf und versuchte die Erinnerungen zu verdrängen.

,,Woher... weißt du davon...?"

Jeongguk hatte noch nie jemandem davon erzählt, nicht mal in den Büchern stand, was das für eine Beziehung zwischen Morax und Guizhong war. Es wurde nur erzählt, dass diese zwei Götter der Anfang von Liyue waren.

,,Sie hat also nicht gelogen", murmelte Taehyung mit einem enttäuschten Seufzen, als er Jeongguks versteifte Art sah. Dabei hatte er so darauf gehofft, dass der Ältere nicht wüsste, wovon er sprach.

,,Die Worte, die ich gestern an dich gerichtet hatte... Du hast sie Guizhong geschenkt. Du hast sie geküsst und ihr deine ewige und niemals verändernde Liebe geschworen. Genauso wie du mir geschworen hast, dass wir keine Geheimnisse mehr voreinander hätten."

Taehyung sah Jeongguk nicht einmal mehr an, als er sprach. Sein Gesicht zeigte keine Reaktion, auch wenn sein Herz sich schmerzlich zusammenzog.

,,Taehyung... es ist fast über 5000 Jahre her...", wisperte Jeongguk bedrückt.
,,Es ist kein Geheimnis, aber ich hatte auch nie den Anlass, es dir zu erzählen, weil ich es auch nicht kann. Ich will die Erinnerungen vergessen..."

Er hatte es nie verarbeiten können, dass seine erste Liebe gestorben war. Weil er ebenfalls unaufmerksam gewesen war. Weil Jeongguk für einen Moment nicht aufgepasst hatte. So wie bei Taehyung.

,,Egal, was die Person dir gezeigt hat... Es ist eine Liebe, die schon lange nicht mehr existiert... Weil sie gestorben ist... Und weil sie mir erlaubt hat, meine Liebe dem nächsten zu schenken. Und ich habe mich für dich entschieden..." Jeongguks Stimme wurde immer leiser und drohte beinahe schon wegzubrechen.

Taehyung blieb trotz Jeongguks Verzweiflung kalt. Es tat zwar weh, aber er wollte nicht jetzt einknicken. ,,Du hast mir trotzdem ins Gesicht gelogen, Jeongguk", erwiderte Taehyung und drehte sich endlich zu ihm, schaute ihm direkt in die Augen. ,,Zum zweiten Mal."

Das verräterische Lila blitzte in seinen blauen Augen auf und zeigte deutlich, dass seine Geduld bald ein Ende hatte. ,,Ich darf wieder als Harbinger arbeiten und meiner Göttin dienen. Sie lügt mich nicht an. Sie macht mir keine falschen Versprechen."

Anstatt, dass Taehyungs Stimme so gebrochen und verzweifelt klang, wie die von Jeongguk, so waren seine Worte nur kalt und besaßen den faden Beigeschmack von Wut. ,,Wann wirst du mir ein Versprechen geben und es nicht genau in der Sekunde brechen, in der du es mir sagst?"

,,Sag mir Taehyung, wann habe ich dich jemals belogen?", fragte Jeongguk und versuchte, wieder seine feste Stimme zu erlangen, indem er tief ein- und ausatmete. Taehyungs Worte schmerzten stärker denn je, wieso nur stellte er sich gegen ihn? Was war im Abgrund wirklich passiert?

,,Jedes einzelne Wort habe ich ernst gemeint und ich meine es immer noch ernst. Verdammt, ich liebe dich, Taehyung und das nur dich, hörst du?"

,,Werde ich auch sterben, wenn du mir das versprichst?" Taehyungs Stimme war komplett ernst und ohne einen Hauch von Humor. ,,Denn ich liebe dich auch und das ist das größte Problem."

Sofort schüttelte Jeongguk den Kopf, nahm sanft sein warmes Gesicht zwischen seine Hände und drehte ihn zu sich, sodass der Jüngere gezwungen war, ihn anzusehen.

,,Nein... Denn diesen Fehler werde ich definitiv nicht noch einmal begehen, jemals wieder jemanden sterben zu lassen, den ich liebe..."

Taehyung blickte nur schweigend in die Augen von Jeongguk und lächelte traurig. ,,Schade nur, dass ich dieses Versprechen noch nie gemacht habe."

Taehyung hatte keine Lust mehr, sich diese ganze Schnulze anzusehen. Seine Augen blitzten lila auf und sein Lächeln wurde zu einem hinterlistigen Grinsen. Voller Wucht schlug er Jeongguk in den Magen und drückte diesen von sich.

,,Ich gehöre der Tsaritsa, Rex Lapis."

∴ ════ ∴ ❈ ∴ ════ ∴

𝐄𝐯𝐞𝐫𝐰𝐢𝐧𝐭𝐞𝐫ᵏᵒᵒᵏᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt