E I N U N D Z W A N Z I G

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Mariah stand auf ihrem Balkon und wartete. Sie wartete schon seit ihrer Rückkehr vom Palast. Sie hatte dem König gesagt, dass es ihr nicht gut ginge und dass sie sich hinlegen müsse. Der König hatte ihren Vater gerufen und sie waren übereingekommen, dass sie in zwei Wochen in den Palast kommen sollte, um ihre Pflichten als zukünftige Königin zu erlernen. Sie sollte im Palast bleiben, bis zur Hochzeit und danach würde sie rechtlich dem König gehören. Nach ihrer Krönung wäre ihr Schicksal besiegelt. Das war etwas, was sie sich seit ihrer Kindheit gewünscht hatte, aber im Moment konnte sie es kaum erwarten, davon befreit zu werden.

Die Nachtbrise war kalt, aber sie weigerte sich, hineinzugehen. Alador hatte ihr gesagt, dass er kommen würde und sie war bereit, auf ihn zu warten. Sie hoffte nur, dass er zu ihr kommen würde. Er hatte sie aus einem Grund gemieden, den sie nicht kannte. Eine pelzige Berührung an ihren Beinen ließ sie nach unten schauen. Es war Sheila, der wunderschöne Fuchs. Ihre eisblauen Augen leuchteten hell in der Dunkelheit der Nacht.

Mariah seufzte, hockte sich hin, streichelte das Tier und Sheila winselte, kletterte in ihre Arme und ließ sich hochheben. Mariah umarmte sie und vergrub ihr Gesicht im Fell. "Er hat dich geschickt, dieser Mann hat es gesagt", sie schaute in Sheilas Gesicht, "du kannst mich verstehen, oder?" Das Tier nickte. "Und er hat dich geschickt?" Sie nickte erneut. "Dein richtiger Name ist Sheila. Wie konnte ich das richtig erraten? Hast du mir das in den Kopf gesetzt?" Das Tier schüttelte den Kopf und legte eine Pfote auf ihre Brust. "Hast du es in mein Herz gelegt?" Mariah runzelte die Stirn.

Das Tier nickte, und sie keuchte: "Wie ... wie ist das möglich?"

Sheila sprang aus ihren Armen, drehte sich um und rannte ins Haus. Mariah lief ihr nach. "Sheila, antworte mir", sagte sie, aber der Fuchs kletterte auf das Bett und schaute sie an. Mariah schüttelte den Kopf. "Nein, Alador hat gesagt, er kommt. Ich warte auf ihn." Sheila schüttelte ihren kleinen Kopf. "Nein, er hat mir gesagt, er würde kommen. Er würde mich nicht anlügen", sie wollte nicht glauben, dass er nicht kommen würde. Er hatte ihr versprochen, warum sollte er ihr dann lügen? Sie wandte sich um und ging zurück auf den Balkon. Sie fror im kalten Wind und schniefte, aber sie würde nicht gehen, bis sie ihn sah, egal wie kalt die Nacht wurde.

Als würde sie ihre innere Entscheidung hören, wurde die Nachtbrise noch kälter, aber Mariah weigerte sich hineinzugehen. Sie spürte etwas an ihrem Kleid ziehen und sah nach unten. Es war Sheila. "Nein, Sheila, ich gehe nicht rein, bis ich Alador sehe."

Sheila knurrte, aber Mariah ließ sich nicht von der Wut des Tieres beeindrucken. Sie schaute nach vorne, umarmte sich selbst und sagte: "Ich werde warten, egal wie kalt es wird." Mit jeder Sekunde wurde die Nacht kälter und bald war es so kalt, als wäre es Winter und Mariah schaute sich um, um zu sehen, ob sie den Schnee fallen sehen würde. Sheila zog weiter an ihrem Kleid, um sie hereinzubringen und knurrte, aber sie hörte nicht auf. "I-I-I s-sag-te, d-dass i-ich n-nicht r-rein g-gehe, eg-egal wie k-kalt es wi-wird", antwortete sie, ihre Zähne klapperten und sie fror stark. Ihr Körper war kalt und sie war fast taub vor Kälte.

Sheila ließ ihr Kleid los, winselte und rannte dann, als ob sie vor etwas Angst hätte, ins Haus und versteckte sich unter dem Bett.

"Warum bist du so stur?" schrie eine Stimme wütend, und plötzlich erschien Alador vor ihr. Seine Haare waren weißer als sonst und seine Augen glühten wie ein ungebändigtes Feuer.

Mariah schaute erleichtert auf ihn. Sie wusste, dass, wenn er nicht bald erschien, sie erfrieren würde. Sie hatte sich gefragt, wie viel länger sie es aushalten könnte und er hörte ihren Wunsch und erschien vor ihr, obwohl sie seine Wut spüren konnte. Sie lächelte ihn an. "Alador", flüsterte sie, ihre Stimme war schwach und er konnte das Zittern in ihrer Stimme hören. Sie schöpfte die letzte Kraft in sich und ging näher zu ihm, warf sich in seine Arme.

Alador war sehr wütend gewesen, aber als er sie so sah und wie sie ihn anlächelte, zerrte es an seinem Herzen. Als er ihren Körper in seinen Armen hielt und fühlte wie kalt sie war, er war froh, dass er zur richtigen Zeit erschienen war. Wenn nicht, wäre sie weiterhin in der Kälte gestanden. 

Er schloss die Arme um sie während sie heftig zitterte. Er hasste sich dafür, sie so gemacht zu haben. Was ließ ihn denken, dass er sie dazu bringen könnte, hineinzugehen, indem er Temperatur in der Nacht zu kalt machte? Wie konnte er vergessen, wie stur sie sein konnte? Sie hatte immer die Macht, von ihm zu bekommen, was sie wollte. Sie besaß die Macht, ihn beugen zu lassen und er war froh gewesen, als sie noch nicht realisiert hatte, dass sie das tun konnte. 

Aber anscheinend brauchte sie nicht lange, um zu merken, dass sie es kann. "Es tut mir so leid, Mariah", er schloss die Augen und zog seine Arme enger um sie. Seine Haare kehrten langsam zu ihrer silbernen Farbe zurück und damit verschwand die kalte Brise und die Nachttemperatur normalisierte sich.

Sheila kam aus ihrem Versteck und Alador starrte sie an. Sie winserte und rannte zurück ins Haus. Alador benutzte seinen Körper, um Mariah aufzuwärmen und bald atmete sie wieder normal. Er hob sie auf und trug sie ins Zimmer. Nachdem er sie auf das Bett gelegt hatte, deckte er sie mit der Decke zu und setzte sich an ihre Seite. Ihre Augen waren geschlossen und er starrte sie besorgt an. Ihre roten Lippen waren blau vor Kälte gewesen, als er ankam, aber sie erlangten langsam ihre Farbe zurück. Ihr schwarzes Haar breitete sich auf dem Kissen aus und für einen Moment fragte er sich, was er getan hätte, wenn ihr etwas passiert wäre. Hätte er es sich jemals verzeihen können?

Sein Herz zog sich vor Schmerz zusammen und sie öffnete die Augen und schaute ihn an. "Tu das nicht, du machst es schmerzhaft hier", sie berührte vorsichtig ihre Brust.

Alador seufzte und schloss die Augen, um den Schmerz zu löschen, um sie zu befreien. Als er sie öffnete, schaute er sie an. "Warum? Warum willst du mich so verletzen?" flüsterte er.

"Du hast versprochen zu kommen."

"Das bedeutet nicht, dass du draußen stehen sollst. Ich hätte dich verletzen können. Was schlimmer ist, du hättest sterben können. Dein Herz hätte aufgehört zu schlagen und ich hätte dich wieder verloren und dann müsste ich den Schmerz ertragen, zu wissen, dass ich dich getötet habe."

Mariah lächelte und bedeckte seine auf dem Bett liegende Hand mit ihrer. "Ich weiß, du würdest mir nie wehtun."

"Wie kannst du so sicher sein?"

"Ich kann es fühlen, hier", berührte sie ihre Brust, "und ich wusste, dass du in der Nähe warst. Das konnte ich auch fühlen."

Alador schloss die Augen und das nächste, was er tat, überraschte sie. Er legte seinen Kopf auf ihre Brust wie ein Kind, das zu seiner Mutter rennt. "Prüfe mich nie wieder so, ich werde mir niemals verzeihen, wenn dir etwas passiert. Bitte Mariah, du hast keine Ahnung, wie ich mich gefühlt habe, als du dich geweigert hast, reinzugehen. Tu das nie wieder, bitte."

Mariah legte ihre Hand auf seinen Kopf und hielt ihn an ihre Brust. "Dann versteck dich nicht vor mir, jedes Mal, wenn du das tust, werde ich alles tun, um dich herauszuholen."

Alador lachte leise und schloss die Augen, entspannte sich in ihren Armen. Es war so lange her, dass er sie so nah gefühlt hatte, so lange, dass er mit ihr so war. Und für diesen Moment wollte er die Konsequenzen seiner Anwesenheit bei ihr ignorieren, nur für diesen Moment.

Come Love A Stranger - Deutsche Übersetzung ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt